Mehr Komfort im All: Der neue russische Raumanzug Orlan-MKS

Ein neuartiges System zur automatischen Temperaturregelung, haltbareres Material und eine deutlich verkürzte Anlegezeit: Das sind die Vorteile des neuen russischen Raumfahrtanzuges Orlan-MKS, der bald auf der ISS zum Einsatz kommen soll.

Bei der internationalen universellen Industriemesse Innoprom, die vergangene Woche in Jekaterinburg stattfand, sorgte ein Raumanzug für Furore. Das neue Modell Orlan-MKS war das begehrteste Fotomotiv bei den Besuchern der Messe, an der sich Unternehmen aus 70 Ländern beteiligten.

Der Raumanzug wurde im Direktauftrag des RKK Energija, Hauptlieferant von Modulen und Anlagen für das russische ISS-Segment, hergestellt. Das neue System, das bis Jahresende fertiggestellt werden soll, wird derzeit auf 50 Parameter getestet. Wichtige Daten können bei Störungen auf einen neuen, modernisierten Flüssigkristallbildschirm weitergeleitet werden.

Der Orlan-MKS wird im wissenschaftlichen Produktionsbetrieb Zvezda hergestellt, der zur Holding Technodinamika gehört. Deren Vorsitzender Maxim Kusjuk präsentierte den Orlan-MKS als „weltweit perfektesten Raumanzug“.

Der innovative russische Schutzanzug für Raumfahrer weist gegenüber dem Vorgängermodell und vergleichbaren ausländischen Entwicklungen drei Besonderheiten auf. Erstmals verfügt ein Raumanzug über eine Automatik zur Temperaturregelung. Das System überwacht die Körpertemperatur des Astronauten und passt die Bedingungen selbständig an. „Es ist sehr schwierig, die Kenndaten eines Astronauten richtig zu ermitteln und sie für die Arbeit des Kühl- oder Wärmesystems zu interpretieren. Es ist erstmals gelungen, einen Algorithmus für die sachgerechte Positionierung der Sensoren zu entwickeln“, berichtet ein Mitarbeiter der Entwicklungsfirma.

Bislang mussten Astronauten alle notwendigen Änderungen während eines Aufenthalts im offenen Weltraum selbständig durchführen. Eine manuelle Steuerung bleibt aber möglich, sollten Probleme mit der Technik auftreten. So soll die Zuverlässigkeit des neuen Raumanzugs gewährleistet werden.

 

Leichter anzuziehen und länger haltbar

Eine weitere Besonderheit besteht in der Verwendung von widerstandsfähigeren und leichteren Polyurethanhüllen. Bisher waren stets Gummihüllen zum Einsatz gekommen. Die Raumanzüge können daher voraussichtlich fünf anstelle der bisher geltenden vier Jahre verwendet werden. Die bisher geltende Obergrenze von 15 Außeneinsätzen pro Anzug wird zudem wohl auf 20 erhöht werden können.

Auch die Ankleidezeit reduziert sich erheblich. Das Anlegen eines Orlan-MKS dauert lediglich fünf bis sieben Minuten und ist ohne fremde Hilfe möglich. Bisher war der Astronaut auf die Unterstützung durch Kollegen angewiesen und es dauerte bis zu einer Stunde, in den Raumanzug zu steigen.

Der Orlan-MKS kann den Druck innerhalb des Anzugs bei Beschädigungen deutlich länger aufrechterhalten – bis zu 50 Minuten sollen möglich sein.

Bald sollen die neuen Schutzanzüge auf der ISS erprobt werden. Zunächst dürfen sie wohl nur von russischen Kosmonauten getragen werden, erklärt ein Mitarbeiter von Technodinamika: „Weltraumtechnologien stehen der Militärtechnik nahe. Deshalb ist eine internationale Kooperation in diesem Bereich recht diffizil“, meint er.

Sollten die Tests des Orlan-MKS erfolgreich verlaufen, sei die Weiterentwicklung des Raumanzuges für Mondmissionen geplant, so das Unternehmen gegenüber RBTH.

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