Messe Innoprom: Russische Highlights aus IT und Maschinenbau

Der neue russische Hubschrauber Ansat.

Der neue russische Hubschrauber Ansat.

Darja Kesina
Die russische Wirtschaft präsentierte ihre technischen Neuentwicklungen auf der universellen Industrieleitmesse des Landes Innoprom 2015, die vom 8. bis 11. Juli in Jekaterinburg stattfand. Wir stellen Ihnen die fünf interessantesten Neuheiten vor.

Mehrzweckhelikopter Ansat

Der neue Hubschrauber Ansat kann für Reise-, Such- und Rettungsflüge sowie für medizinische und Ausbildungszwecke genutzt werden. Er benötigt keine Flugzeughalle und kann laut den Entwicklern unter den verschiedensten klimatischen Verhältnissen genutzt werden. Neu an dem Helikopter ist die Verwendung von Verbundwerkstoffen für die Rotorblätter, wodurch sich das sonst nötige Schmieren erübrigt. Er zeichnet sich vor allem durch die Ganzmetallkonstruktion des Rumpfes sowie seine Glasfaserblätter, die sich positiv auf die Stabilität und Schlagfestigkeit auswirken, aus.

 

Gehirn-Computer-Interface

Foto: Darja Kesina

Am Bruk-Institut für elektronische Steuerungsmaschinen wurde gemeinsam mit Wissenschaftlern der Moskauer Staatlichen Lomonossow-Universität ein sogenanntes Neurointerface entwickelt. Es ermöglicht, „Kraft des Gedankens“ elektronische und elektromechanische Geräte zu steuern. Die Schnittstelle zwischen Gehirn und Computer verwandelt mithilfe eines besonderen Sensorensystems die Absichten eines Menschen, die in den elektrischen Hirnsignalen registriert werden, in Steuerungsbefehle – und hat dabei eine Genauigkeit von 99,5 Prozent. Das Produkt bietet neue Möglichkeiten für die Robotertechnik und Medizin. Es hilft unter anderem Menschen mit Behinderungen bisher eingeschränkte Funktionen wiederherzustellen. Diese Neuentwicklung kann für die Steuerung von bionischen, robotisierten Endo-Prothesen eingesetzt werden, indem sie Befehle in Bezug auf bestimmte Bewegungsabläufe wie zum Beispiel das Treppensteigen über drahtloses Internet weiterleitet. Die Entwicklungsingenieure sagen, dass es bislang weltweit kein zweites Neurointerface mit gleichen Funktionen und einem zuverlässigen innovativen Elektrodensystem gibt.

Die neue russische Exo-Prothese. Foto: Darja Kesina

Derselbe Hersteller präsentierte zudem innovative anthropomorphe, robotisierte Prothesen, die erstmals in Russland entwickelt wurden. Sie entsprechen ähnlichen deutschen Produkten, sind jedoch deutlich preiswerter. Die in eine Beinprothese eingebauten Mikrochips steuern die sie anhand von verbauten Bewegungssensoren und bei Bedarf auch über eine Neuroschnittstelle. Dadurch kann sich ein Mensch mit Behinderung bequemer und natürlicher fortbewegen. Das Gewicht der Exo-Prothese entspricht in etwa dem eines natürlichen Beines.

 

Sichere Prozessoren

Russischer Mikroprozessor ELBRUS-8C. Foto: Darja Kesina

Russland konnte erstmals seit dem Ende der Sowjetunion eigene Lösungen für Server und Computer präsentieren, die von ihrer Leistungsfähigkeit vergleichbar mit ähnlichen Produkten aus Europa und den USA sind. Grundsätzlich zählt Russland zu den wenigen Länder weltweit, die einen eigenen Mikroprozessor von Grund auf herstellen können. Die jüngste Entwicklung ist der Mikroprozessor Elbrus-8С, auf der 28-nm-Technologie basierend, der für Server und Arbeitsplätze zum Einsatz kommen soll. Der russische Hersteller garantiert Sicherheit gegen schädigende Dateien und unbefugten Zugriff.

Das Produkt stammt aus dem Moskauer Zentrum für Sparc-Technologien und vom Bruk-Institut für elektronische Steuerungsmaschinen. Die Serienproduktion des Mikroprozessors soll im ersten Quartal 2016 aufgenommen werden. Wesentlicher Vorteil ist der eingebaute Programmschutz auf semantischer Ebene. So können die meisten weit verbreiteten Viren und Hackerangriffe neutralisiert und Programmfehler schon in der Phase der Entwicklungsarbeiten festgestellt werden. Laut den Entwicklungsingenieuren gibt es weltweit kein zweites Sicherheitssystem dieser Art. 

 

„Mechanisches Herz“

Foto: Darja Kesina

Der neue hochtourige Dieselmotor aus der Familie DM-185 mit einer Leistung von 700 bis 4 000 Kilowatt, dessen technische Daten dem Niveau weltweit führender Hersteller von Dieselmotoren gleichkommen, wurde von Konstrukteuren des Ural-Dieselmotorenwerks, einer Tochter der Aktiengesellschaft Sinara transportation machines, entwickelt. Laut dem stellvertretenden Direktor des Projektes Sergej Nefjodow wurde in Russland erstmals ein industrieller Dieselmotor mit solchen technischen Daten hergestellt. 2016 beginnt der Übergang von Fertigungsmustern zur Serienproduktion. Die „mechanischen Herzen“ sollen in Lokomotiven, Tagebaumaschinen, auf Marine- und Zivilschiffen sowie in Kleinkraftwerken eingesetzt werden. Es ist eine russische Neuentwicklung mit anteiliger staatlicher Finanzierung im Rahmen des föderalen Programms „Nationale Technologiebasis“, an der das marktführende deutsche Engineering-Unternehmen FEV in Aachen mitwirkte.

 

Medizinische Produkte für Neugeborene

Foto: Darja Kesina

Von der russischen Gesellschaft Schwabe wurden einzigartige Produkte für Neugeborene entwickelt – eine Reanimationsanlage, in dem die Vorteile eines Inkubators und eines offenen Reanimationssystems vereint sind, sowie ein neonatales Heizgerät, das für die Intensivtherapie, Reanimation und Pflege von Babys verwendet werden kann. Der Inkubator imitiert Bedingungen, die jenen im Mutterleib so nahe wie möglich kommen, wodurch die Entwicklung von Frühgeborenen bis zum 9. Monat gewährleistet werden kann. Mithilfe des offenen Reanimationssystems können Babys ohne Medikamente gegen Gelbsucht und einige andere Krankheiten behandelt sowie künstlich beatmet werden.

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