Herausforderung für deutsche Unternehmen

Vier Männer = BRIC (Foto: Reuters/Vostock Photo)

Vier Männer = BRIC (Foto: Reuters/Vostock Photo)

"BRIC" mag für einige wie ein Zauberwort klingen, für andere ist es die große Herausforderung. Diese Gruppe aufstrebender Staaten, also Brasilien, Russland, Indien und China, wird inzwischen oft mit einem "S" für Südafrika ergänzt. Und auch die Türkei wird seit neuestem als das "China Europas" tituliert


Auch deutsche Unternehmen versprechen sich dort hohe Wachstumsraten und eine große Know-how-Akzeptanz mit dem Erfolgsrezept "Made in Germany". "Es gibt viele deutsche Unternehmen, die innerhalb Deutschlands sehr erfolgreich sind, denen es aber nicht gelingt, diesen Erfolg auch auf internationaler Ebene zu etablieren, weil sie zu deutsch sind, also wohl zu einseitig vorgehen", warnt Thilo Beyer, Senior Consultant bei der Beratungsfirma ICUnet.AG.

Zukunft der Globalisierung


Rät zu Engagement in Russland: Sergey Frank 

Rät zu Engagement
in Russland: Sergey Frank

Wirtschaftsexperten sprechen hier von der "Globalisierung 2.0" und weisen auf neue Herausforderungen hin. "Daran geht kein Weg vorbei", sagt der auf Internationalisierung spezialisierte Unternehmensberater Sergey Frank. "Es reicht nicht, gestern Exportmeister gewesen zu sein." Man müsse inzwischen viel stärker mit Hilfe von Tochtergesellschaften ins Ausland gehen und ein viel stärkeres Engagement in den wichtigen Märkten zeigen. Denn wenn deutsche Unternehmen zu lange warten, rollt die Welle in die entgegen gesetzte Richtung: Innovationskraft und Produkte der aufstrebenden Länder werden den deutschen Markt überschwemmen und die Deutschen nicht mehr in der Lage sein, darauf zu reagieren. So zumindest sieht das schlimmste Szenario von Peter Anterist aus. Er ist Präsident von InterGest Worldwide, einer Beratungsfirma aus Frankreich, die Unternehmen bei der Erschließung ausländischer Märkte hilft. Anterist ist überzeugt: "Dies führt zu mehr Wettbewerb und dieser Wettbewerb wird in einem Maße in die Märkte drängen, wie wir es heute noch nicht kennen". Er vergleicht die BRIC-Staaten mit Japan: Viele stünden heute auf der gleichen Entwicklungsstufe wie Japan vor vielen Jahren. "Damals wurden japanische Produkte hierzulande noch belächelt. Heute sind Sony und Toyota Weltmarktführer." Eine ähnliche Entwicklung, zumindest im Bereich der Konsumgüterindustrie, werde man in den kommenden Jahren aus China beobachten.

Nicht immer nur nach China schauen


Die vier BRIC-Staaten: Nicht nur flächenmäßig eine Macht 

Die vier BRIC-Staaten:
Nicht nur flächenmäßig eine Macht

Die Botschaft für deutsche Unternehmen ist klar: Sie sollten sich alsbald in anderen Geschäftsfeldern etablieren und gleichzeitig das Auslandsgeschäft vorantreiben. Damit ist jedoch zunächst nur die Frage des "Was" beantwortet. "Wo" und "wie" soll man sich aber in Zukunft niederlassen? Wenn es um den Markt geht, dann schlägt  Sergey Frank folgende Rangliste vor: Als erste Priorität Russland wählen, als zweite Indien, als dritte Brasilien und als vierte China. Russland ist für Frank einer der wichtigsten Märkte für Deutschland, auch wegen seiner ausgeprägten Mittelschicht. Das Konsumpotenzial, aber auch das Potenzial an Know-how sei dort sehr hoch. "Die Mentalität der Russen ist den Deutschen vertraut und ruft starke Sympathien hervor." Aufgrund dessen kann man sich vielleicht auch die Frage stellen, wieso die Deutschen eher nach China gehen, wenn der russische Markt doch so große Chancen bei so viel mehr Vertrautheit bietet.

Stolpersteine in Russland


Auch wenn die Expansion in die BRIC-Staaten für viele Unternehmen eine große Chance darstellt, ist sie immer noch mit Risiken behaftet. In Russland kann ein deutsches Unternehmen, so Sergey Frank, beispielsweise "an fehlender Zeiteinschätzung scheitern". Dort dauern Prozesse "viermal so lange wie in Deutschland. Das bestätigt auch Thilo Beyer. Deutsche Manager haben oftmals das Gefühl, dass in Russland vieles länger dauert als geplant. "Verzögerung sind vorprogrammiert", weiß Beyer von seinen deutschen Kunden. Frank ergänzt die Liste risikobehafteter Faktoren: "Mitarbeiter, die sich nach ihrer Einstellung als unpassend erweisen oder in die man zu wenig Zeit investiert hat, fehlende Anbindung der russischen Tochtergesellschaft an das deutsche Mutterhaus, Managementkonzepte, die in Deutschland vielleicht gut funktionieren, in Russland aber, wenn sie eins zu eins umgesetzt werden, zur Katastrophe führen, und viele andere Unwägbarkeiten, die diesen  attraktiven Markt sehr schnell gefährlich machen können."

Dieser Text erschien zuerst bei DW-World.de

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