Anschlag auf Domodedowo

Beim Selbstmordattentat am Moskauer Flughafen Domodedowo sterben 35 Menschen, 168 werden schwer verletzt.

Auf dem Flughafen Domodeowo in Moskau soll sich im Ankunftsbereich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt haben. 35 Menschen starben, 130 wurden schwer verletzt. Nach ersten Augenzeugenberichten liegen am Flughafen Domodedowo viele Schwerverletzte. Die Bergung der Verletzten wird durch die eingestürzte Decke im Ankunftsbereich erschwert. In der Blogospähre kursiert das Gerücht, dass viel mehr Menschen ums Leben gekommen sein könnten. "Wir können keine genauen Angaben zu Verletzten machen, da die Decke eingestürzt ist", sagte ein Sprecher des Bergungsdienstes. Über 80 Krankenwagen sind vor Ort im Einsatz. 

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax sind um 15 Uhr Moskauer Zeit ein Flugzeug aus Kairo, aus Tokio, Düsseldorf und London gelandet. Unter den Opfern sollen keine Deutschen Passagiere gewesen sein, hieß es vorab von der Flughafensprecherin.

Augenzeugen berichten


Eine Korrespondentin der Nowaja Gaseta sprach mit Taxifahrer Artjom Schilenkow, der bei der Explosion im Ankunftsbereich auf seinen Fahrgast wartete: "Ich sah, wie ein Mann auf das Zentrum des Wartebereichs zuging, er hatte einen mittelgroßen Koffer dabei. Plötzlich sah ich einen Blitz wie aus dem Koffer kommend, gleich danach knallte es, aber da lag ich schon auf dem Boden", berichtet der Taxifahrer, der nur zehn Meter von der Explosion gestanden haben will.

"Zuerst dachten wir, dass die Explosion in der Gepäckausgabe war", erzählte ein Augenzeuge im Interview mit dem Radiosender Business-FM. "Die Polizei hat mehrere Schwerverletzte herausgeführt, bei einem war das Hemd total blutverschmiert", erzählt der Zeuge.

Darja Merinowa, Verkäuferin in einem Handyladen im Ankunftbereich berichtet: "Da standen sehr viele Menschen, die die Flugreisenden treffen wollten. Ich redete mit einer Kundin, als ich plötzlich einen dumpfen Knall hörte. Es gab sehr viel Rauch, die Gläser unserer Vitrine zerschellten. Erst standen wir unter Schock, dann brach Panik aus. Es gab sehr viele Tote und Verletzte".

Die Augenzeugin Tatjana Popova erzählte 30 Minuten später: «Laut Durchsagen werden die abgehenden Flüge normal abgewickelt. Ich bin 1,5 Stunden nach der Explosion hier angekommen, in der Ankunftshalle war eine große Menschenmenge versammelt", so die Augenzeugin.

Ermittlungen wegen Terroranschlag

Der russische Geheimdienst FSB soll über ein mögliches Selbstmordattentat informiert gewesen sein, die Beamteten suchten in der heutigen Nacht nach dem Terroristen in der Moskauer Region - ergebnislos. Die Polizei ermittelt wegen Terroranschlag und sucht drei verdächtige Personen, die unmittelbar an dem Selbstmordattentat beteiligt gewesen seien. Dem Polizeibericht zufolge entsprach die Sprengladung - bemessen an der Stärke der Explosion - etwa sieben Kilogramm reines TNT. Ferner sei der Sprengsatz mit Schrauben und Muttern versetzt gewesen, um seine tödliche Wirkung zu verstärken.

Mehrere Augenzeugen berichteten kurz nach dem Anschlag über zerfetzte Leichen: "Überall liegen Körper herum, manche haben keine Arme, andere keine Beine", sagte ein Augenzeuge der Internet-Zeitung Lifenews. Auch der Sicherheitsdienst des Flughafens sei über den tödlichen Anschlag vorher informiert gewesen, meldet Lifenews weiter. "Wir sind vor einer Woche über die Möglichkeit eines Attentats im Ankunftsbereich informiert worden", sagte eine anonyme Quelle aus den Reihen der Sicherheitskräfte. Die Sicherheitsvorkehrungen seien trotzdem nicht verschärft worden: "Über die letzten Monate wurden 50 Prozent der Stellen bei uns abgebaut", beklagte der Sicherheitsmann. Die Polizei habe lediglich "die üblichen Reisenden aus Asien" kontrolliert, so der Informant.

Es gibt Meldungen, dass die Taxifahrer vor dem Flughafen für die Fahrt in die Innenstadt bis zu 500 Euro verlangen. Diese Meldungen wurden von dem renommierten russischen Blogger Ilja Warlamow, der vor Ort aus Domodedowo über seinen Twitter-Account berichtet, dementiert: "Man kommt zum Standardtarif für 60 Euro in die Stadt", gab der Blooger durch und rief seine Kollegen auf, "keine falschen Gerüchte in die Welt zu setzen". Der Airport-Express, der zwischen dem Flughafen Domodedowo und dem Pawelezkij-Bahnhof kursiert, befördert die Flugreisenden kostenlos.

Präsident Dmitrij Medwedjew hat den Angehörigen der Opfer sein Beileid ausgesprochen. Er forderte härtere Kontrollen an den Moskauer Flughäfen. In den Flughäfen Scheremetjewo und Vnukuvo, so wie auch in der U-Bahn wird verstärkt patroulliert. Medwedjew sagte währendessen seine Teilnahme am Wirtschaftsgipfel in Davos ab.

Augenzeugen-Video wenige Minuten nach der Explosion:

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