Schatzsuche unter Tage

Für Seltene Erden muss bergeweise Schutt versetzt werden: Seltenerdmetall-Förderung bei Murmansk. Foto: AP

Für Seltene Erden muss bergeweise Schutt versetzt werden: Seltenerdmetall-Förderung bei Murmansk. Foto: AP

Das Potenzial an Seltenen Erden in Russland ist groß. Bisher fehlt es allerdings an den notwendigen Investitionen, um die Schätze zu heben.

Yttrium, Skandium, Cerium. Die Namen der Seltenen Erden sind nur wenigen vertraut, doch sie sind unverzichtbar bei der Produktion von Lasergeräten, Handys oder Energiesparlampen. Jährlich werden auf dem Weltmarkt Seltene Erden im Wert von etwa zehn Milliarden Dollar verkauft.

Und China steht bei der Förderung ganz vorne: Etwa 95 Prozent der vorderen Produktionskette – Abbau und Anreicherung plus Aufbereitung – sind bei dem Wirtschaftsriesen konzentriert.

Viele westliche Staaten, darunter die USA, haben die eigene Produktion mittlerweile eingestellt, weil die Gewinnung der Metalle äußerst umweltschädlich ist.

Bis im vergangenen Jahr war China auch Exportland Nummer eins für Seltene Erden. Im August dann gab es bekannt, die Ausfuhr im zweiten Halbjahr 2010 um 72 Prozent zu drosseln und kündigte eine weitere Einschränkung im Jahr 2011 an.

Bereits im Oktober bekamen die europäische und amerikanische Industrie den Lieferrückgang deutlich zu spüren. Vertreter der deutschen Industrie machten 
damals den Vorschlag, einen europäischen Reservefonds für Sel-
tene Erden zu schaffen.

Chancen für Russland

Russland als Standort von erschlossenen Beständen Seltener Erden steht weltweit an dritter Stelle (ca. 30 Prozent). Unter der Erde schlummert ein riesiges Potenzial. Obwohl die Mehrheit der neu entdeckten Fundorte vergleichsweise arme Erze enthält, sind die Bedingungen für ihren Abbau in vielen Fällen günstig.

„Die Erzvorräte in Lowosersk können im Tagebau ohne große Mühe gewonnen werden. Die Vorräte werden bereits jetzt auf 80 Millionen Tonnen geschätzt, manche Prognosen sind dreimal so hoch“, sagt Aleksandr Samonow von der Russischen Akademie der Wissenschaften.

Die Erze in der Lagerstätte von Tomtor im sibirischen Jakutien enthalten bis zu 12 Prozent Seltene Erden. Die bisher angenommenen Vorräte betragen 150 Millionen Tonnen. Die dritte Fundstätte ist die Halbinsel Kolsk.

Derzeit zeigen die russischen Betreiber der Erzminen wenig bis gar kein Interesse, in neue Fördermethoden und Technologien zu investieren. Doch die Umstände haben sich schon jetzt dramatisch geändert. Der Preis für seltene Erden ist sprunghaft angestiegen und bleibt weiter im Aufwärtstrend. Dank der vorteilhaften Fördermöglichkeiten und einer guten Infrastruktur wäre Russland durchaus in der Lage, die Versorgungslücken auszugleichen. Die Lieferung von Halbfertigware an die Industrienationen könnte eine gute Ausgangsposition für die eigene Produktion 
von Handys und Lasergeräten werden.

Dieser Beitrag wurde in dem russischen Magazin Expert veröffentlicht.

KOMMENTAR

Chancen für die deutsche Wirtschaft 

Prof. Dr. Klaus Mangold,

Ehemaliger Vorsitzender des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft

 

Russland ist traditionell ein großer Rohstoffproduzent. Deutschland ist einer der Hauptkonsumenten russischer Rohstoffe. Das gilt nicht nur für Öl und Gas. Ein erheblicher Anteil des deutschen Imports aus Russland sind Nichteisen-Metalle. Lediglich 19 Pro-zent der in Russland geförderten Rohstoffe erfahren eine erste Verarbeitung in Russland, der überwiegende Teil geht unverarbeitet in den Export. Gerade hier können deutsche Unternehmen und Forschungs-einrichtungen mit ihrer hohen technologischen Innovationskraft interessante Lösungen anbieten. Mit dem „Deutsch-Russischen Rohstoff-Forum“ wird genau dieser Ansatz verfolgt und entwickelt.

Dieses Forum verbindet Wirtschaft, Forschung und Politik beider Länder vor allem im Bereich der nichtenergetischen Rohstoffe. Damit ist es ein aktiver Baustein der in den letzten Jahren spürbar gewachsenen Modernisierungspartnerschaft zwischen unseren Ländern. Auch auf diesem Gebiet passen also die Möglich-keiten und Bedürfnisse von Deutsch-
land und Russland ideal zusammen und ergänzen sich gegenseitig. Dies ist ein hervorragendes Fundament für eine stabile und verlässliche langfris-tige Zusammenarbeit.


 

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