Eine Illustration des "ExoMars"-Projekts. Foto: esa.int
Die Teilnahme Russlands am Projekt war ursprünglich nicht vorgesehen und wurde erst nach deutlicher Kürzung des amerikanischen Arbeits- und Finanzierungsanteils möglich. Die NASA, die unter anderem mit wesentlichen Mittelkürzungen zu kämpfen hat, lehnte es ab, die Atlas-V-Trägerrakete für zwei geplante Starts zur Verfügung zu stellen.
Die russische Seite erklärte sich zur Teilnahme am Projekt unter folgenden Bedingungen bereit: Als russischer Beitrag gilt die Trägerrakete, Russland stellt eine Reihe wissenschaftlicher Geräte anstelle der ursprünglich eingeplanten amerikanischen Apparate zur Verfügung und die erzielten wissenschaftlichen Ergebnisse gelten als gemeinsames geistiges Eigentum der ESA und der Russischen Akademie der Wissenschaften.
„Ich denke, die Vereinbarung wird noch in der ersten Hälfe dieses Jahres unterzeichnet werden. Wir selbst sind ja an der Lösung dieser Frage äußerst interessiert, um die juristische Grundlage zur Freigabe der entsprechenden Mittel für die wissenschaftliche Ausrüstung zu sichern”, teilte Roskosmos-Chef Wladimir Popowkin Journalisten mit. Eine abgestimmte Absichtserklärung und die Meinung des Weltraumrates der Russischen Akademie der Wissenschaften lassen vermuten, dass der Regierungsbeschluss zu dem Projekt positiv ausfallen wird und die Vereinbarung im Herbst diesen Jahres unterzeichnet werden kann.
Die Kosten des Projektes Exomars sind nicht besonders hoch – nicht einmal für das Budget von Roskosmos: Das Programm wird sich insgesamt auf 1,4 Milliarden US-Dollar belaufen, was bei einer Verteilung über mehrere Jahre das Roskosmos-Jahresbudget von vier Milliarden US-Dollar nicht sonderlich belasten wird. Trotz allem wird wohl eine Anhebung der Finanzierung erforderlich sein.
Marsnet vor dem Aus?
„Wenn das Projekt Exomars verwirklicht werden wird, ersetzt es mit seinen wissenschaftlichen Aufgaben faktisch das Projekt Marsnet, das wir geplant hatten. Das Projekt Marsnet hatte die Erkundung des Marsklimas zum Inhalt. Für des Projekt Exomars ist diese Aufgabe ebenfalls von zentraler Bedeutung, obwohl es dort natürlich auch noch andere Aufgaben geben wird“, sagte der Direktor des Instituts für Weltraumforschung der Russischen Akademie der Wissenschaften Lew Seljonyj in einem Interview mit RIA-Nowosti. „Die Mittel, die für das Föderale Weltraum-Programm Marsnet freigegeben wurden, werden unseren Anteil für die Teilnahme am Projekt Exomars decken“, fügt er hinzu.
So soll Exomars seine Mission ausführen
Das Bestreben von Roskosmos und der Führung des Landes, Russlands Status nicht nur als „Weltraumspediteur“, sondern auch als vollwertige Weltraum-Macht zu bewahren, legt das Format der wissenschaftlichen Forschung fest: Gemeinsame Projekte sind gegenwärtig die einzige Möglichkeit, kurzfristig das eine oder andere Programm zuverlässig zu realisieren. Andererseits könnte eine all zu aktive Teilnahme an internationalen Projekten den Wiederaufbau der russischen Schlüsselindustrien, die für die Ausrüstung von Weltraumflugkörpern mit wissenschaftlichen Geräten notwendig sind, deutlich behindern.
Wie die Praxis der letzten Jahrzehnte zeigt, kann Russland realistische Erfahrungen in der Weltraumforschung - wie sie zur Umsetzung eigener umfangreicher Programme notwendig sind – nur sammeln, wenn diese im Rahmen eigenständiger Entwicklungen und Starts russischer Weltraumkörper mit einheimischer Ausrüstung stattfinden.
Ilja Kramnik ist Militäranalytiker bei RIA Nowosti
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
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