Olympia-Aus für russisches Maskottchen

Tscheburaschka wird den russischen Sportlern in London nicht mehr zur Seite stehen. Foto: RIAN

Tscheburaschka wird den russischen Sportlern in London nicht mehr zur Seite stehen. Foto: RIAN

Das russische Olympia-Team reist ohne sein traditionelles Maskottchen Tscheburaschka nach London. Die Zeichentrickfigur Tscheburaschka, die den russischen Sportlern seit dem Jahr 2004 bei allen Olympiaden als treues Maskottchen diente, darf die bevorstehenden Spiele in London nicht miterleben. Nach einer Entscheidung der Firma Bosco, bei der die Rechte an Tscheburaschka liegen, wird die russische Mannschaft in Zukunft nicht mehr mit dem beliebten Plüschtier ausgestattet.

Tscheburaschka wurde im Jahr 2004 bei den Sommerspielen in Athen zum offiziellen Maskottchen der russischen Olympia-Mannschaft ernannt. Der Schöpfer der Figur, der Schriftsteller Eduard Uspenski, überließ die Rechte der Firma Bosco, dem Ausstatter des russischen Teams. Seitdem waren vier verschiedene Ausführungen des Maskottchens auf den Markt gebracht worden: 2004 das noch aus Sowjetzeiten bekannte braune Tscheburaschka, 2006 für Turin ein weißes, 2008 für Peking ein rotes und 2010 für Vancouver ein blaues.

Das Aus für den Kassenschlager 

Während das Design der Mannschaftsuniformen nicht immer großen Anklang fand, entwickelte sich das Plüschtier mit den großen Ohren zu einem echten Hit: Bei der Siegerehrung wurde ihm ein Ehrenplatz zuteil, russische wie ausländische Fans rissen sich darum und auch innerhalb der russischen Delegation war es ein beliebtes Souvenir. In den Bosco-Läden kosteten die Tscheburaschkas in der Uniform des russischen Teams mindestens 400 Rubel (etwa 10 Euro) und waren im Nu ausverkauft. Ähnlichen Anklang beim Publikum fanden T-Shirts und andere Artikel mit der Abbildung der Zeichentrickfigur aus Sowjetzeiten. Obgleich die Firma Bosco also keineswegs ein schlechtes Geschäft mit dem Maskottchen machte, wird Tscheburaschka in Zukunft in der Ausstattung des Olympiateams fehlen. Stattdessen wird das Plüschtier den russischen Sportlern nur noch privat als Glückbringer dienen.

Wie in der Zeitung Moskowskije Nowosti zu lesen war, wird als Grund für die Entscheidung ein Interessenskonflikt zwischen den Organisationskomitees der Olympischen Spiele in London und Sotschi vermutet, die keine Werbung mit fremden Maskottchen wünschen. Nach der Bekanntgabe der Entscheidung von Bosco wurde in der Zeitung Moskowskije Nowosti auch auf den Maskottchen-Skandal bei den Winterspielen 2010 in Vancouver verwiesen. Damals hatte die russische Delegation bei der Eröffnungszeremonie der Olympiade zahllose Tscheburaschkas in die Menge geworfen.

„Kurze Zeit darauf landete ein Brief des Organisationskomitees 'Vancouver 2010' im Büro der russischen Delegation“, zitierte die Zeitung Moskowskije Nowosti einen der Zeugen dieser Ereignisse. „Die Kanadier protestierten gegen die Verbreitung fremder Markenartikel und Abbilder auf dem Olympia-Territorium. Sie hatten eigene Maskottchen, wozu brauchten sie da noch andere? Außerdem trug Tscheburaschka das Logo unseres Ausrüsters, deshalb durfte es bei den verschiedenen olympischen Veranstaltungen nicht mehr so zur Schau gestellt werden.“

Sotschi 2014 ohne Tscheburaschka

Das Einreiseverbot für das russische Maskottchen nach London wird auch mit der Position des Organisationskomitees „Sotschi 2014“ in Zusammenhang gebracht. Im Februar vergangenen Jahres wurden für die Olympiade in Sotschi drei Maskottchen ausgewählt: ein Leopard, ein Eisbär und ein Hase. Es liegt nahe, dass das Organisationskomitee der Winterspiele in Russland kaum daran interessiert ist, dass während der Olympia-Vorbereitungen noch mit einer anderen Figur geworben wird. Vom Organisationskomitee selbst wird eine Beteiligung am Aus für Tscheburaschka abgestritten: „Wir besitzen die Rechte an den Maskottchen für die Spiele in Sotschi und treffen keine Entscheidungen hinsichtlich geistigen Eigentums dritter Personen, also auch nicht hinsichtlich der Figur Tscheburaschka“, teilte das Organisationskomitee „Sotschi 2014“ der Zeitung Moskowskije Nowosti mit. Von Bosco gab es hierzu keinen Kommentar.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Zeitung Moskowskije Nowosti.

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