Krater-Vorkommen: Auf Diamantenjagd in Sibirien

Die technischen Diamanten können können  eine Revolution in der Werkzeug-, Steinschneide- und Bohrindustrie bedeuten. Photo: EPA

Die technischen Diamanten können können eine Revolution in der Werkzeug-, Steinschneide- und Bohrindustrie bedeuten. Photo: EPA

Die Erschließung der Diamantenvorkommen des Popigai-Kraters in Sibirien wird den weltweiten Diamantenmarkt nicht durcheinander wirbeln, aber eine kleine technische Revolution könnte es schon geben

Diese Diamanten sind für den Juwelenmarkt nicht geeignet, erklärt Nikolai Pochilenko, Direktor des Instituts für Geologie und Mineralogie. „Sie können zwar eine Revolution in der Werkzeug-, Steinschneide- und Bohrindustrie bedeuten".

 Das Vorkommen wurde bereits Anfang der 1990er-Jahre entdeckt. Damals hatte dieses Ereignis  kein großes Aufsehen erregt. Der Popigai-Krater mit einem Durchmesser von ca. 100 Kilometern befindet sich an der Grenze zwischen den Regionen Krasnojarsk und Jakutien, südöstlich der Halbinsel Taimyr.

Mitte der 1960er-Jahre hatten Geologen des Karpinski-Instituts unter Leitung von Viktor Massaijtis bei einer Expedition festgestellt, dass es sich um einen Meteoritenkrater handelt. Später fanden die Forscher heraus, dass dieser Krater vor rund 35 Millionen Jahren entstanden war, als ein etwa sieben Kilometer großer Asteroid eingeschlagen war. Die Geologen entdeckten Diamanten, die durch den Einschlag im Gestein entstanden waren.

Laut Pochilenko wurden diese Arbeiten damals geheim gehalten. „Die Ergebnisse wurden direkt ans Politbüro geschickt, ohne den Minister für Geologie zu informieren", so Pochilenko. Als sich herausstellte, dass es sich um „technische" Diamanten handelte, wurde das Vorkommen nicht erschlossen.

„In den 1980er-Jahren wurde in der Sowjetunion eine Strategie zum Bau von Fabriken für synthetische Diamanten beschlossen. Weil der Popigai-Krater schwer zugänglich ist, hatte man kaum Interesse an ihm. Es soll sich um technische Diamanten gehandelt haben. Die technischen Diamanten sind billig. In China werden mehr als sechs Milliarden Karat im Jahr hergestellt. Es wäre sinnlos gewesen, sie zu erschließen", sagte der Experte.

Keine echten Diamanten

 
Ende der 1970er-Jahre hatten Geologen des Kiewer Bakul-Instituts festgestellt, dass die beim Einschlag entstandenen Popigai-Diamanten

eine deutlich höhere Schleifwirkung als synthetische und natürliche Diamanten haben. Die Wissenschaftler vom Institut für Geologie und Mineralogie haben vor rund drei Jahren die Experimente zusammen mit ihren ukrainischen Kollegen wiederaufgenommen.  „Die Schleifwirkung der beim Einschlag entstandenen Diamanten ist doppelt so hoch wie bei synthetischen und natürlichen Diamanten", so der Experte. Außerdem sind die Diamanten aus dem Krater  härter und dichter als ein gewöhnlicher Diamant und entstehen bei höheren Temperaturen und Druck. 

Revolution in der Werkzeugindustrie


Forschern des Konzerns Baker Hughes zufolge würde es sich schon um eine Revolution in der Werkzeugindustrie handeln, wenn die Schleifwirkung der impakten Diamanten nur 20 Prozent höher als bei Naturdiamanten wäre. Laut Forschungsangaben soll es sich sogar um eine 100 Prozent höhere Schleifwirkung handeln.

„Sie können die synthetischen Diamanten aus einigen Bereichen verdrängen – beispielsweise in der Juwelenindustrie, bei der Herstellung von Turbinen, Präzisionsbauteilen von Flugzeugen, dort, wo eine exakte Mechanik erforderlich ist – bei der Herstellung von Kompositstoffen, beispielswiese reibfesten Gleitlagern", sagte Pochilenko.

Alrosa und De Beers

Beim aktuellen Weltverbrauch von synthetischen Diamanten werden die Vorräte des Kraters für die kommenden 3000 Jahre ausreichen, so Pochilenko. Deren Marktpreis könne bei zwei bis 2,5 Dollar/Karat liegen. Die Geologen planen eine neue Expedition in den Popigai-Krater. „Wir werden zuerst den Krater weiter erforschen. Im kommenden Jahr wollen wir unsere Leute dorthin schicken. Diese Arbeit wird gemeinsam mit Alrosa durchgeführt", sagte der Wissenschaftler.

Die auf technische Diamanten spezialisierte De-Beers-Tochter Element Six zeigte bereits Interesse an den Popigai-Impakten. Der Chef des Forschungslabors von Element Six, Serdar Ozbayraktar, besuchte das Institut für Geologie und Mineralogie. Die Parteien haben schon gemeinsame  technologische Tests verabredet.  

Dieser Beitrag erschien zuerst bei RIA Novosti. 

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