Die Würfel sind gefallen: Hyperkubus in Skolkowo vollendet

Die offizielle Eröffnung des Hyperkubus wurde für Ende September angesetzt. Foto: Pressebild.

Die offizielle Eröffnung des Hyperkubus wurde für Ende September angesetzt. Foto: Pressebild.

Das erste Gebäude des russischen Innovationszentrums Skolkowo vereint Architektur und Technologie der Superlative. Schon bald soll es der Öffentlichkeit seine Türen öffnen und als Show Room für ansässige Unternehmen dienen. Sogar ein Videospiel wurde für den Hyperkubus entwickelt.

So mancher wird bei dem Wort „Hyperkubus" wohl an den gleichnamigen Science-Fiction-Thriller von Andrzej Sekula denken. Dieser versetzt die Zuschauer in das bizarre, würfelförmige Haus eines unbekannten Genies. Würfel gibt es auch im Inneren, von denen jeder über eine Besonderheit verfügt. In der einen Zelle vergeht die Zeit schneller, in der anderen ist der Raum aufs Äußerste verzerrt.

Die Handlung ist dagegen weniger überraschend: So schnell wie möglich müssen die Protagonisten in die Freiheit zurückkehren, doch natürlich gelingt das am Ende nicht allen. Möglich, dass sich der Architekt des kürzlich vollendeten Hyperkubus in Skolkowo Boris Bernadkoni an eben diesem Film orientiert hat. Doch sein Kubus bietet den Gästen auf jeden Fall eine freundlichere Umgebung.

Das architektonische Hauptprinzip ist jedoch gleich: eine stark ausgeprägte Askese sowohl beim Interieur als auch bei der Außenarchitektur, kombiniert mit hochkonzentrierten innovativen Lösungen auf jedem Quadratmeter. Nicht ohne Grund handelt es sich um das Vorzeigeprojekt des russischen „Silicon Valley" Skolkowo.

Der Hyperkubus vereint die „4 E": Economy (Wirtschaftlichkeit), Environment (Umweltverträglichkeit), Ergonomy (Ergonomie) und Energy Efficiency (Energieeffizienz). Der größte Coup besteht darin, dass das Gebäude in puncto Versorgung absolut unabhängig ist. Lediglich Elektrizität wird aus externen Netzen zugeführt.

In einer der Mauern des Würfels wurden Solarbatterien installiert, mit deren Energie zwar nicht das ganze Gebäude versorgt werden kann, doch es genügt für die Beleuchtung von ein bis zwei Stockwerken. Die Heizung wird mit Hilfe von Wärmepumpen betrieben, welche die Erdenergie nutzen. Heizkörper sucht man im Inneren des Kubus vergeblich, stattdessen sorgen spezielle Split-Klimaanlagen für die Beheizung der Räume.

Ungewöhnlich ist auch die Wasserversorgung: Das Wasser wird aus einem artesischen Brunnen entnommen, nach der Verwendung gereinigt und zum Bewässern der Grünanlagen verwendet. Und wenn wir schon beim Thema Wiederverwendung sind: Der im Hyperkubus anfallende Müll wird an Ort und Stelle weiterverarbeitet und in Verbrauchsgas umgewandelt.

Die Fenster des Kubus kann man ohne Übertreibung als gigantisch bezeichnen. Normalerweise werden in diesen Breiten Fenster solcher

Ausmaße nicht verwendet, da dadurch zu viel Wärme verloren geht. Doch spezielle Konvektoren im Gebäudeinneren erzeugen eine Wärmesperre und halten die Temperatur stabil. Das Tageslicht kann so maximal genutzt werden. Lichtleitungen machen es außerdem möglich, dass die Sonnenstrahlen bis in die zentralen Räume vordringen. Auch der Fassade kommt eine besondere Rolle zu. Die Hauptfassade besteht aus Beton und Verbundglas, doch darauf befindet sich noch ein rostfreies Metallnetz. Es verwandelt das Gebäude in einen gigantischen Bildschirm, auf den Bilder, Präsentationen und Mitteilungen für die Bewohner der innovativen Stadt projiziert werden können.

Ein Beispiel für das Ökosystem Skolkowo


Anton Jakowenko ist der Generaldirektor der Verwaltung von Skolkowo. Alle technologischen Entscheidungen bezüglich der Autonomie des Gebäudes wurden durch die vor Ort herrschenden Bedingungen vorgegeben, versichert er.

„Wir waren bestrebt, sowohl bei der inneren als auch der äußeren Gestaltung asketische Lösungen zu finden. Im Inneren ist das Gebäude in klare Abschnitte unterteilt, bei der Gestaltung wurde bewusst auf Dekors verzichtet. Stattdessen bleiben die blanken Betonwände sichtbar", erläutert Jakowenko. Davon soll sich bald jeder überzeugen können: „Wir haben ein spezielles Computerspiel entwickelt, bei dem der Held alle Stockwerke des Gebäudes durchlaufen muss."

Insgesamt gibt es sieben Stockwerke. Im Erdgeschoss werden sich schon bald die Rezeption und ein Café befinden. Der erste Stock ist für

die Büros der wichtigsten Partner von Skolkowo vorgesehen: IBM, Cisco und andere große internationale Unternehmen. Im zweiten Stock sitzen die Unternehmen, die mit Unterstützung des Fonds innovative Projekte erarbeitet haben. Ein gigantischer Konferenzsaal nimmt den gesamten dritten Stock ein und lässt sich je nach Veranstaltung beliebig umwandeln und verkleinern. Auf den restlichen drei Stockwerken sollen sich ebenfalls Firmen einmieten, die als Existenzgründer in Skolkowo entstanden sind – insgesamt 16 Unternehmen haben dazu bereits eine Genehmigung.

Maksim Kiseljow, der Direktor des Technologieparks, ist von dem Hyperkubus überzeugt: „Er wird für alle Unternehmen und deren weitere Entwicklung von sehr großer Bedeutung sein. Hier entsteht im Prinzip ein riesiger Show Room für all diejenigen, die hier arbeiten. Die gesamte Infrastruktur des Hyperkubus basiert auf dem Prinzip innovativer und offener Räume und soll als Beispiel für die Gestaltung des Ökosystems Skolkowo fungieren.

Zum Hyperkubus werden hochrangige Delegationen und Besucher anreisen, darunter auch Regierungschefs anderer Länder sowie Vertreter der globalen Investoren. Das bietet den hier ansässigen Firmen die Möglichkeit, potentiellen Investoren zu begegnen."

Die offizielle Eröffnung des Gebäudes wurde erst für Ende September angesetzt. Nichtsdestotrotz konnten sich einige der ansässigen Unternehmer bereits einen ersten Eindruck verschaffen. So auch Andrej Potapow, der Leiter der Sputniks-Gesellschaft. Er ist der Meinung, dass der Hyperkubus über ein hohes technologisches Potential verfügt und das für Transformationen offene Areal eine unglaubliche Freiheit für Neuerungen möglich macht.

Potapow ist überzeugt: „Das erste Gebäude der innovativen Stadt steckt zugleich voller verborgener Möglichkeiten und Überraschungen, die sowohl die ansässigen Unternehmen als auch dessen Initiatoren erst nach und nach entdecken werden."

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