Adoptionsverbot: Waisenkind bietet Putin um Hilfe?

Adoptionsverbot für US-Ehepaare: Die russische Waisenkinder sollen zu Hause bleiben. Foto: RIA Novosti

Adoptionsverbot für US-Ehepaare: Die russische Waisenkinder sollen zu Hause bleiben. Foto: RIA Novosti

Ein 14-jähriger Junge, der durch das erlassene Adoptionsverbot nicht in die USA ausreisen kann, soll einen Brief an die Duma und Putin geschrieben haben. Der Internatsdirektor bezeichnet die Information als „Ente“.

Maxim lebt in einem Internat für behinderte Kinder in Tscheljabinsk im Ural. Sein Adoptionsverfahren läuft seit etwa einem Jahr. Zuvor war er jahrelang in Brief- und direktem Kontakt zu einem amerikanischen Ehepaar gewesen, das bereits drei eigene Kinder hat, schreibt ein regionales Internetportal.

„Ich bitte die Staatsduma und Wladimir Putin darum, die Adoption von Kindern durch Eltern in den USA zu erlauben. Mag es unter strengsten Kontrollen geschehen, aber es darf nicht sein, dass Kinder der Möglichkeit beraubt werden, eine Familie zu erwerben", soll Maxim in seinem Brief geschrieben haben.

 

Direktor: „Das war gestellt"

Denis Mazko, der Direktor des Internats, weist diese Informationen zurück. In einem Radiointerview sagt er, Maxim sei weder körperlich noch geistig behindert, habe nur „ein paar Probleme mit der Gesundheit". Er habe weder an Putin noch sonst wen einen Brief geschrieben und ihm (Mazko) das auch bestätigt.

Laut Mazko seien Mitarbeiter „eines gewissen Internetportals" bereits im Dezember mit der Bitte an ihn herangetreten, ein ausgedachtes Sujet zu spielen, in dem Maxim Putin um Hilfe bei seiner Adoption bittet. „Wir haben uns geweigert, aber keiner hat die daran gehindert, eine Ente loszulassen", so Mazko.

 

"Keine Chance auf eine Familie"

Bevor die Duma Ende Dezember das Adoptionsverbot für US-Ehepaare angenommen hatte, waren selbst Jugendschutzexperten davon ausgegangen, dass es sich nicht auf bereits eingeleitete Verfahren erstrecken würde. Dies musste auch der Kinderbeauftragter Pawel Astachow öffentlich zugeben.

Maragrita Pawlowa, die Kinderbeauftragte des Gebiets Tscheljabinsk, war ebenfalls von solch einer Handhabung ausgegangen. Sie sagt gegenüber der „Komsomolskaja Prawda", ein behindertes Kind wie Maxim habe „kaum eine Chance, eine Familie zu bekommen".

Deshalb seien „dringend Korrekturen an dem Gesetz nötig". Es müsse eine Ausnahmeklausel für behinderte Kinder geben. Das amerikanische Ehepaar habe „alles richtig gemacht", indem es die ganze bürokratische Prozedur durchlaufen hat: „Hätten sie sich an eine akkreditierte Firma gewendet, wäre alles schneller gegangen", so Pawlowa.

 

Ausnahmeregelung für Behinderte?

Schon vor der Annahme des umstrittenen Adoptionsverbots hatte es Versuche gegeben, „mildernde Umstände" für behinderte Kinder zu berücksichtigen. Auf diese Notwendigkeit hatten Bürgerrechtler, aber auch Mitglieder der führenden Partei „Einiges Russland" (ER) hingewiesen.

So hatte der ER-Abgeordnete Robert Schlegel vorgeschlagen, die Adoption von Kindern zu erlauben, die keine Möglichkeit haben, die nötige medizinische Hilfe in Russland zu bekommen. Bei der Abstimmung waren diese Initiativen dann aber verpufft.

 

Umstrittenes Gesetz

Das Adoptionsverbot ist Teil eines Gesetzes, das Russland als Antwort auf die sogenannte Magnitskij-Liste der USA erlassen hat. Die USA verbietet damit russischen Beamten, die möglicherweise in den Tod des Rechtsanwalts Sergej Magnitskij in U-Haft verwickelt gewesen sind, die Einreise. 

Die Kritik an dem Adoptionsverbot ist in der russischen Gesellschaft noch längst nicht verraucht. Am 13. Januar wird es in Moskau und St. Petersburg Demonstrationen dagegen geben.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Russland Aktuell.

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