Russischer Youtuber wegen Pokémon-Jagd festgenommen

Der 22-Jährige hat bewusst gegen das Gesetz verstoßen.

Der 22-Jährige hat bewusst gegen das Gesetz verstoßen.

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Ein 22-jähriger Youtuber sitzt in Untersuchungshaft, nachdem er in einer Kirche in Jekaterinburg auf Pokémon-Jagd ging. In Russland ist das Spiel in Kirchen verboten.

Ein 22-jähriger Videoblogger ist in Jekaterinburg wegen des Spielens von „Pokémon Go“ in einer Kirche verhaftet worden. Ruslan Sokolowski hatte auf seinem Youtube-Kanal ein Video mit Audiokommentaren veröffentlicht, das ihn beim Pokémon-Fangen in der Kathedrale auf dem Blut in Jekaterinburg zeigt. Als Grund für die Verhaftung gab das Gericht Anstiftung zum Hass und Verletzung der Gefühle von Gläubigen an.

Der Blogger erklärte, er habe sich zu dem Video in der Kathedrale entschlossen, nachdem ein staatlicher Sender angekündigt hatte, das Spielen von „Pokémon Go“ in der Kirche werde künftig strafrechtlich verfolgt. Sokolowski ist überzeugter Atheist. In seinen Videos kritisiert er die Kirche.

Der Richter kennt keine Gnade

Das Kirowski-Gericht von Jekaterinburg verhängte zunächst eine zweimonatige Untersuchungshaft. Wie Sokolowskis Anwalt sagte, habe sich der Richter geweigert, den 22-Jährigen auf Kaution freizulassen oder die Strafe in Hausarrest umzuwandeln, und das, obwohl der junge Mann seine behinderte Mutter pflegen müsse.

Für die Anstiftung zum Hass drohen Sokolowski bis zu fünf Jahre Haft, für die Verletzung der Gefühle von Gläubigen bis zu drei Jahre sowie eine Geldstrafe von bis zu einer halben Million Rubel (6 900 Euro).

Gemischte Reaktionen aus Kirche und Gesellschaft

Wladimir Legojda, Vorsitzender der synodalen Abteilung des Moskauer Patriarchats, meint, Sokolowskis Stil ähnle dem der französischen Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“. Auf seiner Facebook-Seiteschrieb Legojda: „Ein junger Mann aus Jekaterinburg wurde festgenommen. Nicht, weil er in einer Kirche Pokémon jagte, sondern wegen der speziellen Art und Weise, wie er dies in einem (oder mehreren Videos) zeigte und kommentierte.“

Erzpriester Dmitri Smirnow forderte indes, ein Exempel an dem Blogger zu statuieren. Dem Radiosender Govorit Moskva sagte er im Scherz, Sokolowski solle man pfählen. Doch ernst fügte er hinzu: „Pokémon kannst du auf deinem Nachttisch oder in einer öffentlichen Sauna fangen. Aber eine Kirche ist zum Beten da. Sie ist ein besonderer Ort für religiöse Handlungen“, betonte der Erzpriester.

Unbekannte haben in Jekaterinburg eine Steinkugel wie einen Pokéball aus dem Spiel „Pokémon Go“ bemalt.  Foto: Donat Sorokin / TassUnbekannte haben in Jekaterinburg eine Steinkugel wie einen Pokéball aus dem Spiel „Pokémon Go“ bemalt. Foto: Donat Sorokin / Tass

Unterstützung erhielt Sokolowski dagegen vom Bürgermeister Jekaterinburgs, Jewgeni Rojsman. Auf dessen Facebook-Seite schrieb er: „Das ist Barbarei. Der junge Mann hat natürlich provoziert, aber wegen Dummheit, schlechten Manieren und dem Wunsch nach Provokation darf man doch niemanden verhaften!“ Rojsman rief die Priester und den Patriarchen Kirill persönlich dazu auf, sich für den „unvernünftigen“ Blogger einzusetzen.

Wie sich anhand der Kommentare unter den Facebook-Beiträgen von Rojsman und Lejgoda gut ablesen lässt, ist die Meinung der Öffentlichkeit durchaus gespalten. Die einen unterstützen die strafrechtliche Verfolgung Sokolowskis. Die anderen finden den ganzen Prozess absurd.

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