IS plante Anschläge in Moskau und Sankt Petersburg

Die Täter seien vom IS angeworben worden, heißt es beim FSB.

Die Täter seien vom IS angeworben worden, heißt es beim FSB.

RIA Novosti
In Moskau und Sankt Petersburg nahm der FSB am Wochenende zehn aus Zentralasien stammende Personen fest. Den Gewaltorganen nahe Experten glauben, dass die vom IS geworbenen Täter bewaffnete Anschläge auf russische Großstädte geplant haben sollen.

„Wo ist dein Bruder?“ „In Syrien.“ „Was macht er dort?“ „Jihad“, sagt der junge Mann asiatischer Abstammung in einem Verhör, das vom FSB veröffentlicht wurde. Vor der Kamera sagt Abducholeb Mirsojew, Bürger Tadschikistans, dass er in Moskau einen Anschlag geplant habe.

Jihad der Taxifahrer und Verkäufer

Mirsojew und zwei weitere Verdächtige wurden am Samstag in Moskau festgenommen, sieben weitere Männer in Sankt Petersburg. Laut dem FSB habe man bei den Verdächtigen aus Tadschikistan, Usbekistan und Kirgisistan Kalaschnikows und vier selbstgebaute Bomben gefunden. Die Festgenommenen aus Sankt Petersburg arbeiteten als Taxifahrer und Wachmänner, die aus Moskau als Verkäufer in einem Baumarkt.

„Rossijskaja gaseta“, die sich auf Quellen in den Geheimdiensten bezieht, berichtet, dass die Terroristen einen Anschlag nach Vorbild der Paris-Anschläge vom 13. November 2015 geplant hätten. Man habe gleichzeitig mehrere Bomben an bevölkerten Orten zünden und danach auf Menschen schießen wollen.

Eine Quelle berichtete „Kommersant“, dass alle Festgenommenen eine kriminelle Vergangenheit hätten. In ihren Heimatländern habe man sie nicht wegen Verbindungen zu Islamisten, sondern überwiegend aufgrund von gewöhnlichen Straftaten gesucht.

Verbindungen nach Syrien

Nach Angaben des FSB hätten die Verdächtigen zugegeben, die IS-Führung kontaktiert zu haben und die Anschläge im Namen der Terrororganisation ausführen zu wollen. Der Sicherheitsausschuss Kirgisistans kooperierte mit den russischen Geheimdiensten und teilte mit, dass die Festgenommenen in IS-Lagern ausgebildet worden seien.

Juri Sapunow, ehemaliger Generalmajor des FSB und ehemaliger Leiter des Amtes gegen den internationalen Terrorismus, glaubt, man habe die Gruppe direkt in Russland rekrutiert. „Das ist wohl das Ergebnis von Anwerbung. So wird das auch in Europa und weltweit gemacht", sagte Sapunow gegenüber RBTH. „Die Angeworbenen schließen sich zusammen und handeln als eigenständige Zellen, um Anschläge zu verüben. Solche IS-Bündnisse gibt es leider noch und sie bleiben weiterhin aktiv.“

Sergej Gontscharow, Vorsitzender des Veteranenverbandes der antiterroristischen Einheit „Alfa“, glaubt, dass die Festgenommenen von Sankt Petersburg und Moskau eher Neulinge als erfahrene IS-Kämpfer seien. „Das sind junge Männer. Ich glaube, dass sie Opfer der Propaganda des islamistischen Fanatismus sind“, sagte Gontscharow. Die Bedrohung sei dennoch real gewesen und die Vereitelung der Anschläge ein großer Erfolg der russischen Geheimdienste.

Sicherheitslage in Russland angespannt

Der offiziellen Statistik nach ist es den russischen Geheimdiensten in den letzten Jahren mehrfach gelungen, Anschläge in Russland zu verhindern. Laut der von „Iswestija“ veröffentlichten Statistikdes Nationalen Anti-Terror-Komitees seien im Jahr 2015 drei Anschläge verhindert worden, im ersten Halbjahr 2016 ganze sieben.

In Russland gebe es eine terroristische Bedrohung, unter anderem aufgrund der Operationen in Syrien, so Sapunow. Der Experte glaubt jedoch, dass die Gefahr eines Anschlags in Moskau oder Sankt Petersburg nicht höher sei als in anderen Weltmetropolen. „Die terroristische Bedrohung ist in der modernen Welt etwa gleich verteilt. In großen Städten konzentrieren sich Kriminelle und Terroristen. Dafür gibt es Geheimdienste, die die Anschläge vereiteln sollen.“

Einer der Gründe für die erfolgreiche Arbeit gegen den Terrorismus sei die Zusammenarbeit des FSB mit den Kollegen aus Zentralasien, weiß Sergej Gontscharow. Die Festnahme der Männer in Moskau und Sankt Petersburg sei unter anderem aufgrund der Festnahme eines Komplizen durch den tadschikischen Geheimdienst möglich gewesen, der die Informationen nach Russland weiterleitete. „Es gibt ein einheitliches Agentennetz, das sowohl in Russland als auch in Zentralasien darauf ausgerichtet ist, den IS zu bekämpfen. Das verbessert die Effizienz der Kooperation", so Gontscharow. „Noch können wir die Aufgabe bewältigen. Ich hoffe, das bleibt so.“

Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland

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