Russische Firma Novatek sucht Öl und Gas in Montenegro

Die Entscheidung Montenegros habe nicht nur ökonomische sondern auch politische Bedeutung, glauben Experten.

Die Entscheidung Montenegros habe nicht nur ökonomische sondern auch politische Bedeutung, glauben Experten.

Evgeny Biyatov / RIA Novosti
Das russische Unternehmen Novatek und sein italienisches Pendant Eni wollen gemeinsam vor der montenegrinischen Adriaküste nach fossilen Brennstoffen suchen. Ob sich die Unternehmung lohnt, lässt sich nur schwer einschätzen.

Die Regierung von Montenegro hat Anfang Februar bekanntgegeben, an wen der Auftrag zur Erkundung der Erdöl- und Gasvorkommen an der Adriaküste vergeben wird. Laut der Wirtschaftszeitung „Kommersant“ ging der Tender an das russische Energieunternehmen Novatek und die italienische Eni, mit denen schließlich ein Konzessionsvertrag abgeschlossen worden sei.

2007 schätze das Wirtschaftsministerium von Montenegro die Erdölvorkommen an der Adriaküste auf bis zu sieben Milliarden Barrel und die Gasreserven auf rund 425 Milliarden Kubikmeter ein. Man könne aber nicht davon ausgehen, dass der Zugang zur Adriaküste einen hundertprozentigen Erfolg für Novatek garantiere, sagt Alexej Griwatsch, stellvertretender Generaldirektor für Gasfragen beim Fonds für Nationale Energiesicherheit. „Es gibt bestimmte wirtschaftliche Risiken. Es steht Novatek noch bevor, herauszufinden, ob es gewinnbare Vorkommen in ausreichender Menge vor der Küste gibt. Deshalb sehe ich den Deal bisher noch als Risikogeschäft an.“

Die Entscheidung Montenegros habe nicht nur ökonomische sondern auch politische Bedeutung: Abgesehen davon, dass der Staat einen Nato-Beitritt plane, sei man auch weiterhin an intensiven Beziehungen zu Russland interessiert, glauben Experten. „Diese Frage ist aus zwei Blickwinkeln zu betrachten“, sagt Nikita Bondarew, stellvertretender Leiter der Abteilung für europäische Länder am Russischen Institut für Strategische Forschungen (RISI). „Erstens ist das für Regierungschef Milo Đukanović ein Weg, seinen Ruf innerhalb des Landes zu verbessern. Die Protestierenden werfen ihm unter anderem vor, dass Montenegro nur vom Tourismus lebe. Das Geschäft mit Novatek ist eine Möglichkeit, Gelder über noch nicht erkundete Rohstoffvorkommen zu akquirieren", meint Bondarew.

Zudem sei es symptomatisch, dass sich die Rhetorik Đukanovićs gegenüber Russland schon deutlich gemildert habe. "Das ist ein weiteres Beispiel dafür, dass auch Montenegros Regierung die Beziehungen zu Russland nicht einfach abbrechen kann, selbst dann nicht, wenn man das wollte. Alle ökonomischen Strategien führen unvermeidbar über Russland", sagt Bondarew.

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