Fünfzehn Kinder bei Bootsunglück in Karelien gestorben

Mitarbeiter des Katastrophenschutzministeriums an der Unglücksstelle auf dem See Sjamosero.

Mitarbeiter des Katastrophenschutzministeriums an der Unglücksstelle auf dem See Sjamosero.

Igor Podgorny/TASS
Bei einem Sturm in der nordrussischen Republik Karelien sind am Wochenende fünfzehn Kinder ums Leben gekommen. Gegen die Verantwortlichen wurden schwere Vorwürfe erhoben.

In der nordrussischen Republik Karelien zwischen Sankt Petersburg und der finnischen Grenze ereignete sich am Samstag ein tragisches Unglück. Eine Gruppe von 47 Kindern im Alter von zwölf bis 15 Jahren und vier Betreuern aus dem nahe gelegenen Ferienlager war mit drei Booten auf dem See Sjamosero unterwegs, als ein schwerer Sturm sie überraschte. Die Boote kenterten, nach letzten Angaben ertranken 15 Kinder.

Dabei hatte es zuvor wiederholt Unwetterwarnungen gegeben. „Die Situation war absolut vorhersehbar. Noch am Samstag wurde Sankt Petersburg von Stürmen mit einer Geschwindigkeit von knapp 90 Kilometern pro Stunde heimgesucht, Bäume wurden entwurzelt, Autos umhergeschleudert. Das alles bewegte sich auf Karelien zu“, sagt Evgenij Tischkovez, Meteorologe am Wetterzentrum Fobos. Durch den Sturm erreichten die Wellen auf dem See Höhen von bis zu drei Meter.

„Es zählte jede Minute“

Erst am nächsten Tag wurde das Unglück bekannt, nachdem ein zwölfjähriges Mädchen aus der Gruppe auf der Suche nach Hilfe das nächstgelegene Dorf erreichte. Dem Kind, das wie die meisten aus Moskau stammt, war es gelungen, ans Ufer zu schwimmen, wo es zunächst sein Bewusstsein verlor. Als die Zwölfjährige erwachte, machte sie sich – nur mit Socken an den Füßen – auf einen vierstündigen Fußweg ins nächstgelegene Dorf auf.

Mitarbeiter des dortigen Tierheims eilten als Erste an den See, wo sie elf stark unterkühlte Kinder vorfanden, die einander die Hände hielten. Nach Worten der Helferin Natalja Stoljarowa zählte jede Minute, einige Kinder hatten bereits das Bewusstsein verloren.

Bald darauf trafen Mitarbeiter des Katastrophenschutzministeriums an der Unglücksstelle ein. Kinder mit Verletzungen und starken Unterkühlungen wurden ins Krankenhaus der karelischen Hauptstadt Petrosavodsk gebracht. Die ertrunkenen Kinder wurden geborgen und ihre Leichen nach Moskau überführt.

Das russische Untersuchungskomitee hat bereits ein Ermittlungsverfahren gegen die verantwortlichen Personen eingeleitet. Ihnen wird vorgeworfen, Sicherheitsregeln missachtet zu haben und für den Tod von 15 Menschen verantwortlich zu sein. Fünf Personen wurden festgenommen, darunter drei Betreuer, die Leiterin des Ferienlagers sowie ihr Stellvertreter. Geklärt werden muss auch, warum eines der verunglückten Kinder nicht im Ferienlager angemeldet war. Der heutige Montag wurde in Karelien zum Trauertag erklärt.

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