Kulturerbe-Konferenz: Roerich-Gesellschaft tagte in Wien

Zwölf Länder nahmen an einer zweitägigen Konferenz in Wien teil.

Am vergangenen Donnerstag übergab das österreichische Bundesheer feierlich ein Dokument an Russland, das die Grundsätze des österreichischen Militärs im Umgang mit historischen und kulturellen Denkmälern beschreibt. Die Zeremonie fand im Russischen Kulturinstitut in Wien im Rahmen einer zweitägigen europäischen Konferenz der österreichischen Roerich-Gesellschaft statt.

„Nur gemeinsam können wir Probleme lösen und in Zukunft Konflikte vermeiden“, sagte Christian Kropfitsch, beim österreichischen Bundesheer zuständig für den Schutz von Kulturgütern, als er die russische Übersetzung des Dokuments aus dem Jahr 2009 überreichte.

Gegen den Sturm

Die Roerich-Bewegung geht zurück auf den russischen Künstler und Denker Nicholas Roerich. Im Jahr 1935 initiierte er in Washington den Roerich-Pakt, einen Vertrag über den Schutz von künstlerischen und wissenschaftlichen Institutionen und historischen Denkmälern, der von den Vereinigten Staaten sowie 20 lateinamerikanischen Ländern unterzeichnet wurde. Später trat auch Indien bei. Der Vertrag wurde zwar praktisch von der 1954 beschlossenen Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten abgelöst, ist aber als erster eigenständiger völkerrechtlicher Vertrag über den Schutz von Kulturgut von historischer Bedeutung.

Mehrere Dutzend Vertreter aus verschiedenen Regionen Russlands, einigen europäischen und asiatischen Ländern sowie Kolumbien nahmen an der Konferenz teil. Der Wert des historischen und kulturellen Erbes sei keinen politischen Stürmen unterworfen, betonte Juri Sajzew, Direktor des Russischen Kulturinstituts in Wien. Die Teilnahme von zwölf Ländern, darunter Deutschland, Estland, Lettland, die Ukraine und Afghanistan, an der Konferenz unterstreiche die Bedeutung der Idee zum Erhalt des kulturellen Erbes.  

Nicholas Roerich und seine Ehefrau Elena, Begründerin der theosophischen Lehre der „Lebendigen Ethik“ (Agni Yoga), haben weltweit viele Anhänger, unter anderem in den ehemaligen Sowjetrepubliken. Sie gelten als Begründer einer religiös-philosophischen Bewegung, die mit den Ideen des Kosmismus verbunden ist.

Engere Zusammenarbeit der Verbände

„Eine der wichtigsten Botschaften unserer Konferenz ist die Annäherung von zwei großen internationalen Verbänden – des Komitees vom Blauen Schild und der Roerich-Bewegung“, erklärte Sajzew. Die österreichische Roerich-Gesellschaft beteiligt sich an der Arbeit des Internationalen Komitees vom Blauen Schild, das sich mit ähnlichen Zielen im Jahr 1996 in Paris gründete. Nicht zuletzt sei Roerich der Begründer der Idee zum Schutz von Kulturgütern in Kriegszeiten gewesen, fügte der Direktor hinzu. Das Schutzzeichen des Blauen Schildes, basierend auf der Haager Konvention von 1954, ist an zahlreichen Schlössern, Museen und Kirchen in Österreich angebracht.

Leila Strobl, Vorsitzende der österreichischen Roerich-Gesellschaft und Mitglied des österreichischen Komitees vom Blauen Schild, kündigte bei dieser Gelegenheit ein russisch-österreichisches Expertentreffen über den Schutz von Denkmälern in Kriegs- und Friedenszeiten an. 

Die Konferenz in Wien war der im vergangenen Jahr verstorbenen Ljudmila Schaposchnikowa gewidmet, die Ende der Achtziger- und Anfang der Neunzigerjahre die Archive und das Erbe der Roerich-Familie aus Indien nach Moskau brachte und daraufhin Leiterin des in Moskau eröffneten Roerich-Museums wurde.

Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland

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