Panzerkreuzer Aurora: Ein Schuss schreibt Geschichte

Das legendäre Kriegsschiff "Aurora" wird zurzeit instandgesetzt.  Foto: Jurij Belinskij/TASS

Das legendäre Kriegsschiff "Aurora" wird zurzeit instandgesetzt. Foto: Jurij Belinskij/TASS

RBTH erzählt die wechselvolle Geschichte des legendären Panzerkreuzers Aurora, der als Symbol der Oktoberrevolution von 1917 gilt. Das ehemalige Kriegsschiff der Kaiserlich Russischen Marine in Sankt Petersburg ist seit Langem ein Museum.

Der Panzerkreuzer Aurora lief vor fast 120 Jahren vom Stapel. Traditionell wählte der russische Zar die Namen für große Schiffe aus. Nikolai II. wählte für das Kriegsschiff den Namen der Göttin der Morgenröte in der römischen Mythologie.

Den ersten Schuss auf den Panzerkreuzer gaben ausgerechnet russische Truppen ab. Dies geschah während des Russisch-Japanischen Krieges: Als die Aurora in Richtung Osten fuhr, um Schiffe der japanischen Flotte zu attackieren, hielt ein russisches Geschwader die Aurora für ein feindliches Schiff und es erfolgte der Befehl, das Feuer auf den Panzerkreuzer zu eröffnen. Bei der Attacke wurden zwei Besatzungsmitglieder verletzt, einer der beiden, der Schiffsgeistliche, starb später.

Bald kamen zwei neue Mitglieder an Bord, nicht etwa Seemänner, sondern Krokodile. Der Schiffsarzt der Aurora schreibt in seinen Memoiren, wie schrecklich die Nächte gewesen seien, das Nachtlager habe man mit Krokodilen, Schlangen, Lemuren, Schildkröten und Chamäleons teilen müssen.

 

Ein Schuss mit Folgen

In die Geschichte ging die Aurora als ein bedeutendes Symbol der Oktoberrevolution ein. Am Abend des 25. Oktobers 1917 (nach altem russischen Kalender – Anm. d. Red.) lag die Aurora vor Sankt Petersburg.

Igor Kudrin, Vorsitzender des Sankt Petersburger Klubs der U-Boot-Matrosen und Berater des Gouverneurs zur Aurora, arbeitet zurzeit an einem Buch über die Geschichte des Panzerkreuzers. Er erzählt, was damals passiert sein könnte: Die Bolschewiki gaben der Besatzung der Aurora den Befehl, die zuvor von Regierungstreuen geschlossene Nikolajewskij-Brücke, die heutige Blagoweschtschenski-Brücke, über die Newa wieder zu öffnen. Um 21.45 Uhr wurde von der Bugkanone der Aurora aus ein Platzpatronenschuss abgefeuert. Angeblich begann erst um Mitternacht der Sturm der Bolschewiki auf das Sankt Petersburger Winterpalais, den Sitz der provisorischen Regierung. Kudrin bezweifelt das. Er hält den Schuss für das Startsignal der Oktoberrevolution und geht davon aus, dass die Erstürmung unmittelbar danach erfolgte. Die Matrosen der Aurora erklärten in der Zeitung „Prawda" vom 29. Oktober 1917, tatsächlich einen Platzpatronenschuss abgegeben zu haben. Sie bestreiten aber, auf das Winterpalais geschossen zu haben, was ihnen unterstellt worden war. Denn in diesem Falle, „wäre davon nichts übrig geblieben", wie sie in der „Prawda" betonten.

Foto: RIA Novosti

Zehn Jahre später wurde die Aurora zum Filmstar. 1927 drehten die Regisseure Sergej Eisenstein und Grigorij Alexandrow im Auftrag der sowjetischen Führung den Film „Oktober". Die Regisseure stellten an Originalschauplätzen den Schuss und den anschließenden Sturm auf das Winterpalais im Stile eines Dokumentarfilms dar, der weltweit gezeigt wurde. So bekam die Legende vom Beginn der Oktoberrevolution, die ein neues Zeitalter einleitete, neue Nahrung.

 

Flagge zeigen für immer

Im Zweiten Weltkrieg war die Aurora ein bevorzugtes Ziel deutscher Luftangriffe. Damals lag das Schiff vor Oranienbaum in der Nähe von Sankt Petersburg. Die Aurora wurde schwer beschädigt und ging auf Grund. Bis zum Ende der Blockade gegen Leningrad wurde der Beschuss fortgesetzt. Doch die Aurora zeigte weiter Flagge, sehr zum Ärger der Nazis. Solange die Aurora nicht verloren sei, sei auch die Stadt nicht verloren, waren die Leningrader überzeugt.

Foto: RIA Novosti

Nach dem Krieg wurde in Leningrad die Nachimow-Marineschule errichtet, die als Lehreinrichtung für Jungen und Kinder im Krieg gefallener Seeleute gedacht war. Die Aurora diente bis 1961 als Ausbildungsschiff. Heute ist die Aurora ein Museum. Besucher können das Schiff besichtigen und auch einen Blick auf die Kanone werfen, aus der der berühmt-berüchtigte Schuss abgefeuert wurde.

Gegenwärtig liegt die Aurora in Kronstadt vor Anker und wird gewartet. Nach Informationen des Verteidigungsministeriums wird die Aurora im Sommer nächsten Jahres an ihren alten Platz zurückkehren.

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