Russisches Museum Sankt Petersburg feiert 120-jähriges Bestehen

Das Russische Museum wurde 1895 von Zaren Nikolaus II.  gegründet. Foto: Wikipedia.org

Das Russische Museum wurde 1895 von Zaren Nikolaus II. gegründet. Foto: Wikipedia.org

Zusammen mit der Moskauer Tretjakow-Galerie beherbergt das Staatliche Russische Museum Sankt Petersburg die bedeutendsten Kunstsammlungen des Landes. 400 000 Werke russischer Kunst vom 10. bis 21. Jahrhundert werden ausgestellt. Vor 120 Jahren wurde es von Zar Nikolaus II. gegründet.

Die Moskauer Tretjakow-Galerie und das Staatliche Russische Museum in Sankt Petersburg sind die beiden größten staatlichen Kunstmuseen. Ihre Entstehung geht auf unterschiedliche Initiativen zurück. Die Moskauer Tretjakow-Galerie wurde im Jahr 1856 zunächst als Privatsammlung des Kaufmanns Pawel Tretjakow gegründet. Das Russische Museum in Sankt Petersburg wurde am 25. April 1895 auf Anordnung Zar Nikolaus' II. gegründet. Es wurde nach seinem Vater „Russisches Museum des Zaren Alexander III." genannt.

 

Das Museum gestern und heute

Pläne für ein Museum existierten schon lange bevor es im Jahr 1898 in dem eigens für diesen Zweck erworbenen Michailowski-Palast offiziell eröffnet wurde. Heute bildet das Staatliche Russische Museum (GRM) einen ganzen Komplex aus Kunstsammlungen. Das Hauptgebäude des Museums wurde in den Jahren 1914 bis 1916 vom russischen Architekt Leonti Benois, Bruder des berühmten russischen Künstlers Alexander Benois, durch einen Anbau erweitert. Er trägt noch heute den Namen Benois-Flügel. Seit den frühen 1990er-Jahren gehören auch das Michailowski-Schloss, der Stroganow-Palais und der Marmorpalast zum Museumskomplex.

Mit Unterstützung der berühmten deutschen Sammler und Mäzene Peter und Irene Ludwig entstand im Marmorpalast 1995 das Ludwig-Museum, quasi ein weiteres Museum im Museum. Es präsentiert eine umfassende Sammlung von Kunstwerken aus dem vergangenen Jahrhundert. Zu Beginn der 2000er-Jahre wurde der Museumskomplex zusätzlich um den Sommergarten, den Sommerpalast Peters des Großen und das Häuschen Peters des Großen erweitert.

Die Besucherinnen und Besucher des Russischen Museums. Foto: Wikipedia.org

Seit 2003 betreibt das GRM virtuelle Ableger, davon 37 im Ausland. Vor kurzem vergrößerte sich das Haus auch im realen Leben. Am 25. März 2015 wurde im spanischen Málaga die erste Zweigstelle außerhalb Russlands eröffnet. Das nächste Projekt ist in Kuba geplant. „Im Zentrum von Havanna soll dem Museum ein Gebäude überlassen werden. Dort soll ein „Haus des Russischen Museums" entstehen", erklärte der Direktor des GMR Wladimir Gussjew in einem Interview mit RIA Novosti. „Im Mai fliegen wir dorthin, um das virtuelle elektronische Russische Museum zu eröffnen", berichtete Gussjew weiter.

 

Russische Kunst im Spiegel der Jahrhunderte

Zu den Ende des 19. Jahrhunderts beschafften ersten Museumsexponaten des Michailowski-Schlosses zählten Gemälde aus der Eremitage. So kam die junge Sammlung in den Besitz von Iwan Ajwasowskis „Die neunte Welle" und Karl Brjullows „Der letzte Tag von Pompeji". Außerdem wurde das Museum mit Werken der in Zarskoje Selo aufbewahrten Sammlung von Zar Alexander III. und der Russischen Kunstakademie bestückt. Im Jahr 1922 ging die komplette Sammlung des Museums der Russischen Kunstakademie in den Besitz des Russischen Museums über. Mit dem Fall des Russischen Zarenreiches gelangten, eine Ironie des Schicksals, auch Objekte in das Museum, die früher einmal der Zarenfamilie und ihrem Umfeld gehörten. Darunter waren zum Beispiel Objekte aus dem Besitz der Familien Stroganow und Scheremetjew sowie Werke der altrussischen Klosterkunst.

„Der letzte Tag von Pompeji" von Karl Brjullow

Besonders stolz ist das Russische Museum, bedeutende Werke der beiden größten Ikonenmaler zu beherbergen, nämlich die Ikonen aus der Ikonostase der Uspenski-Kathedrale von Andrej Rubljow und die von Dionisij aus der Ikonostase der Kathedrale Mariä Geburt im Kloster Ferapontow. Einen Platz im Russischen Museum erhielten auch die für den russischen Realismus programmatischen „Wolgatreidler" von Ilja Repin sowie das eine ganz andere Stimmung transportierende Porträt „Ida Rubinstein" von Walentin Serow.

 

Kunst von morgen

1926 eröffnete das GRM auch eine Abteilung für zeitgenössische Kunst. In deren Bestände ging praktisch die vollständige Sammlung des von den Bolschewiki geschlossenen Museums für künstlerische Kultur, ein von Künstlern der Avantgarde ins Leben gerufenes Projekt, über. Damit öffnete sich das Traditionshaus für die Kunst der Gegenwart, vom Symbolismus bis zur Avantgarde. Später überließen Erben von Malewitsch viele seiner Arbeiten dem Museum. Dessen Sammlung zählt insgesamt 156 Werke des Künstlers. Teile von ihr reisten unlängst ins Stedelijk-Museum nach Amsterdam und ins Tate Modern nach London. Nach dem Tod des berühmten Avantgardisten Pawel Filonow während der Blockade Leningrads überbrachte dessen Schwester dem GMR Arbeiten und Aufzeichnungen des Künstlers, die sie aus der belagerten Stadt gerettet hatte.

"Die Entführung der Europa" von Walentin Serow. Foto: Pressebild

Nach Auskunft der Pressestelle des Museums zählt die Sammlung des GRM bereits über 400 000 Exponate und die Sammlung wächst weiter. Für das Jubiläum wird die umfangreiche Ausstellung „Geschenkte und erworbene Werke" vorbereitet. Sie wird die Neuzugänge seit 1998 umfassen – Arbeiten russischer Künstler aus dem 19. Jahrhundert, darunter Ilja Repin, Walentin Serow, Iwan Schischkin, Natalja Gontscharowa, Boris Kustodijew und Sinaida Serebrjakowa.

Die Autorin Darja Kurdjukowa ist Kunstkritikerin, Kolumnistin der Zeitung „Nesawissimaja gaseta" und der Zeitschrift „Iskusstwo".

 

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