Grande Dame des Balletts: Maja Plissezkaja ist tot

Foto: DPA/Vostock Photo

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Am Samstag verstarb in München die berühmte russische Primaballerina Maja Plissezkaja im Alter von 89 Jahren. Sie galt als eine der größten Tänzerinnen unserer Zeit, unvergessen sind ihre Auftritte in „Schwanensee“ und als „Carmen“. Am 20. November ehrt sie das Bolschoi-Theater in Moskau mit einer Gala.

Die berühmte russische Balletttänzerin Maja Plissezkaja ist im Alter von 89 Jahren in München gestorben. Dies teilte ihr Ehemann, der Komponist Rodion Schtschedrin, mit dem sie fast 60 Jahre verheiratet war, dem Generaldirektor des Bolschoi-Theaters, Wladimir Urin, mit. Plissezkaja hatte noch bis kurz vor ihrem Tod gemeinsam mit dem Ballett-Ensemble des Bolschoi an einer Gala-Veranstaltung anlässlich ihres 90. Geburtstags gearbeitet. Urin bezeichnete den Tod der Ballerina als überraschend, es habe keine Anzeichen dafür gegeben: „Wir haben die Gala zu ihrem 90. Geburtstag vorbereitet. Frau Plissezkaja hat regen Anteil an der Programgestaltung genommen und wir standen in ständigem Kontakt", sagte Urin. Sergej Filin, Leiter des Bolschoi-Balletts, erklärte gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Tass, dass Plissezkaja „in unseren Herzen und Seelen" weiterleben werde. Die Galaveranstaltung soll nun am 20. November stattfinden. An diesem Tag wäre sie 90 Jahre alt geworden.

 

Ein unvergessener sterbender Schwan

Geboren wurde sie am 20. November 1925 in Moskau. Zu Beginn der 1930er-Jahre lebte sie noch mit ihren Eltern auf dem Spitzbergen-Archipel im Nordpolarmeer. Ihr Vater arbeitete dort als Leiter der sowjetischen Kohlebergwerke. 1937 fiel er den stalinistischen Repressionen zum Opfer und wurde erschossen. Ihre Mutter, Rachil Messerer-Plissezkaja, die Stummfilm-Schauspielerin war, wurde ein Jahr später verhaftet und zusammen mit dem jüngsten Sohn im Butyrka-Gefängnis interniert. Danach wurde sie nach Kasachstan deportiert und kehrte erst 1941 nach Moskau zurück. Maja Plissezkaja und ein Bruder wuchsen bei ihrer Tante Sulamif und ihrem Onkel Asaf Messerer auf. Beide waren Tänzer am Bolschoi-Theater.

Maja Plissezkaja beendete im Jahr 1943 die Moskauer Choreographieschule und schaffte den Sprung ins Ensemble des Bolschoi-Balletts. Schon 1944 tanzte sie ihre erste Hauptrolle, die Mascha im Tschaikowski-Ballett „Der Nussknacker". Im Jahr 1947 tanzte sie zum ersten Mal in Tschaikowskis „Schwanensee" die Odette/Odile, eine Rolle, die sie weltberühmt machte und lange Zeit ihre Visitenkarte war.

Nach der Nachricht ihres Todes schrieb der russisch-amerikanische Tänzer Michail Baryschnikow auf Facebook, er würde „sich für immer an ihre wundervolle Darstellung des sterbenden Schwans aus dem Jahr 1959 erinnern". In den 1960er-Jahren war Maja Plissezkaja offiziell die Primaballerina des Bolschoi-Theaters. Sie wollte aber noch mehr als nur klassisches Ballett tanzen; auch der moderne Tanz reizte sie. Am 20. April 1967 wurde „Carmen Suite" nach Georges Bizet aufgeführt, mit Plissezkaja in der Hauptrolle. Der berühmte Ballettmeister und Choreograph Alberto Alonso hatte ihr die Rolle auf den Leib geschrieben. Auch Plissezkajas „Carmen" wurde zu einer ihrer Paraderollen, die Choreographie-Geschichte schrieben.

Am 4. Januar 1990 hatte die Primaballerina in „Die Dame mit dem Hündchen" ihren letzten Auftritt im Bolschoi. Differenzen mit der Theaterleitung führten dazu, dass Plissezkaja das Theater verließ. Anschließend arbeitete sie weltweit mit einer großen Zahl von Ballettkompanien, sie machte Filmaufnahmen und schrieb Bücher, darunter ihre Autobiographie „Ich, Maja Plissezkaja...", die 1994 in Russland erschien und in elf Sprachen übersetzt wurde.

 

Hochdekorierte Botschafterin Russlands

Maja Plissezkaja wurde mit vielen russischen und internationalen Preisen ausgezeichnet. Sie ist Ritterin des französischen Ordens L'Ordre des Arts et des Lettres und der Ehrenlegion sowie des spanischen Ordens de Isabel

la Católica. Im Jahr 1991 wurde sie vom spanischen König Juan-Carlos in den Adelsstand erhoben. In Spanien wurde sie mit der Goldmedaille der Künste und dem Prinzessin-von-Asturien-Preis ausgezeichnet. 2006 erhielt sie den Praemium Imperiale, den Weltkulturpreis des japanischen Kaiserhauses, für ihren herausragenden Beitrag zur Entwicklung der Ballettkunst. Unter ihren Auszeichnungen findet sich auch der Preis für die eleganteste Dame des Jahres 1986, verliehen durch den Bürgermeister von Paris. Plissezkaja war die Muse der berühmten Modedesigner Yves Saint Laurent und Pierre Cardin. Der Rektor des Pariser Rachmaninow-Konservatoriums, Pjotr Scheremetew, erinnerte an die besondere Beziehung, die die Primaballerina zu Frankreich hatte: „Sie eroberte Paris Anfang der 1960er-Jahre. Bei ihrem ersten Auftritt bekam sie 30 Vorhänge." Sie sei eine „wunderbare Botschafterin der russischen Kultur in vielen Ländern der Welt" gewesen, sagte er in einem Tass-Interview.

Zum Tode von Maja Plissezkaja sprach auch Russlands Präsident Wladimir Putin Ehemann Rodion Schtschedrin und den Angehörigen sein Beileid aus.

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