Die deutsche Antwort auf "Leviathan"

Eine Szene aus dem Film "Mädchen im Eis". Foto: Pressebild

Eine Szene aus dem Film "Mädchen im Eis". Foto: Pressebild

Am 21. Mai feierte der deutsch-russische Film „Mädchen im Eis“ („Pingwin naschewo wremeni“) seine Deutschlandpremiere. Eine skurrile Liebeskomödie, die im Norden Russlands spielt, zeigt: Die Kooperation konnte trotz der politischen Meinungsverschiedenheiten stattfinden. Eine Filmrezension.

Das halb verlassene Dorf Teriberka im Norden Russlands erlangte internationalen Ruhm nachdem Andrei Swjaginzew es zum zentralen Schauplatz seines Erfolgsfilms "Leviathan" machte. Über den Film stritten sich die Geister. Für manche Zuschauer wurde Teriberka zu einem Symbol von Armut, Korruption und totaler Ausweglosigkeit. Für andere blieb der Film reine Spekulation über ein tagespolitisches Thema. Swjaginzew wurde als "russophob" kritisiert, die Teriberka-Geschichte als Schwarzmalerei gebrandmarkt.

Nun bietet sich die Möglichkeit, Teriberka von einer neuen Seite kennenzulernen – dank Regisseur Stefan Krohmer und seinem Film "Mädchen im Eis", der gestern in Hamburg Deutschlandpremiere feierte. Die Geschichte spielt in Teriberka, das Vorhaben wurde in einer Koproduktion mit dem Bayrischen Rundfunk, dem WDR und Arte realisiert. Und wieder

geht es um aktuelle Probleme Russlands: patriotisch gesinnte Oligarchen mit ihren verrückten Großprojekten, ökologische Fragen, der Preis der sportlichen Erfolge. Doch diesmal wird der Film wohl keine kritische Welle in der internationalen Presse auslösen. Weil die Liebe zum Land und zu den Leuten hier offensichtlich ist und auch weil "Mädchen im Eis" nichts anderes als eine total überspitzte schwarze Komödie ist.

Die 20-jährige Deutsche Winja, gespielt von Lucie Heinze, hat sich unsterblich in den Russen Andrei verliebt und folgt ihm durch jedes Unwetter bis nach Teriberka, wo Andrei seine Frau bei den Vorbereitungen für die Olympischen Spiele unterstützen möchte. Während die Profisportlerin Biathlon-Runden dreht, entflammt die heimliche Liebe zwischen Andrei und Winja erneut.

Im gleichen Hotel wohnt auch der nationalistische Oligarch Starytsch, der dem Werteverfall in Russland mit einem patriotischen Video entgegentreten möchte. Für das Video hat er nicht nur 100 Pinguine engagiert und eine großzügige Kulisse bauen lassen, sondern das ganze Dorf in seinen verrückten Bann gezogen. Die Pinguine soll Hochstapler Yegor, "Game of Thrones"-Star Juri Kolokolnikow in Bestform spielt ihn, anschaffen. Selbst als diese tot ankommen, lässt sich Starytsch nicht von seinem Vorhaben abhalten. Doch was genau der alte Oligarch vorhat, wird erst zum Schluss des Filmes ersichtlich.

"Mädchen im Eis" ist die wohl bedeutendste russisch-deutsche Filmkooperation der letzten Jahre und sie zeigt: Das Interesse an Zusammenarbeit ist da. Mehr noch, die Kooperation konnte trotz der politischen Meinungsverschiedenheiten stattfinden. Wie skurril auch immer das Thema des Filmes sein mag: Man erkennt den Wunsch, Russland zu verstehen. Der nächste Schritt wäre: mehr zu wagen. Es ist Zeit für eine neue filmische Auseinandersetzung mit Russland. Dass dies möglich ist, beweist "Mädchen im Eis".

  

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