Thomas Mann beendet deutsches Sprachjahr in Russland

Foto: Olga Vaulina/RBTH

Foto: Olga Vaulina/RBTH

Am 6. Juni vor 140 Jahren wurde der große deutsche Schriftsteller Thomas Mann geboren. Und auch der russische Dichter Alexander Puschkin feierte an diesem Tag Geburtstag. Zu dessen 215. Jubiläum wurde im vergangenen Jahr in Berlin feierlich das Jahr der russischen Sprache und Literatur in Deutschland eröffnet. Mit einer Veranstaltung in Gedenken an seinen deutschen Schriftstellerkollegen Thomas Mann endet das Jahr der deutschen Sprache und Literatur nun in Russland.

Im Moskauer Puschkin-Museum eröffnete dazu die Ausstellung „Thomas Mann: Bilder eines Schriftstellerlebens". Dafür stellte das Thomas-Mann-Archiv der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich zahlreiche und selten gezeigte Schwarz-Weiß-Fotografien zur Verfügung. Die Ausstellung läuft noch bis zum 30. September.

 

Einblicke in den Alltag eines großen Literaten

Die rund 50 Fotografien dokumentieren Manns Lebensweg von der Kindheit in Lübeck bis zum Exil in den USA und seiner Rückkehr in die Schweiz. Auf einer Fotografie sieht man den Literaturnobelpreisträger als kleines Kind im Taufkleid. Ein späteres Foto zeigt ihn mit seinem Freund Albert Einstein, der wie er 1935 die Ehrendoktorwürde der Harvard-Universität erhielt. Es gibt auch Bilder mit ganz alltäglichen Szenen aus dem Leben des „Wortzauberers", wie Thomas Mann in Deutschland auch genannt wird: Einmal legt er eine Schallplatte auf, ein anderes Mal spaziert er mit seiner Frau Katja durch den Wald.

Zitate aus Manns Werken oder seinen Erinnerungen stehen in russischer und deutscher Sprache unter den Fotografien. In dem kleinen Ausstellungsraum kann das Leben des großen Literaten auf diese Weise nicht nur chronografisch und geografisch nachvollzogen werden, sondern auch der Schriftsteller kommt zu Wort, der eine bedeutende Person in der Öffentlichkeit und auch in der Politik war.

Bei der Ausstellungseröffnung las der deutsche Schriftsteller Hans Pleschinskij aus seinem Roman „Königsallee", der von einem Besuch Thomas Manns in Düsseldorf im Jahre 1954 handelt. Den Besuch hat es tatsächlich gegeben, die Romanhandlung ist jedoch fiktiv. Unter anderem geht es darum, dass sich ein Hotel auf die Ankunft des Nobelpreisträgers und dessen Frau vorbereitet. Ein Eklat wird befürchtet, da im Hotel auch ein ehemaliger Generalfeldmarschall aus Nazizeiten wohnt und Thomas Mann ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus ist. Freiheit, Frieden und Zivilisation seien ihm wichtig gewesen, erinnerte Pleschinskij während der Lesung.

Thomas Mann war zeitlebens ein Liebhaber der russischen Literatur. Tolstojs „Anna Karenina" war für ihn einer der bedeutendsten Gesellschaftsromane aller Zeiten, wie er einst schrieb: "... wie ich mich daran erinnere, damals besonders Tolstois 'Anna Karenina' und 'Krieg und Frieden' gelesen zu haben, um Kräfte zu schöpfen für eine Aufgabe ("Buddenbrooks"), der ich mich nur in beständiger Anlehnung an die Größten gewachsen zeigen konnte". Auf der Veranstaltung erläuterte der Literaturhistoriker Alexej Baskakow Tolstojs Einfluss auf das Leben und Werk von Thomas Mann. Der Literatur-Nobelpreisträger verfasste aber auch zahlreiche Essays über weitere russische Schriftsteller und ihre Werke.

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