Wien präsentiert russische Gegenwartskunst

Ilja und Emilia Kabakow, "Gewidmet den Revolutionseregnissen in Russland", 2012.

Ilja und Emilia Kabakow, "Gewidmet den Revolutionseregnissen in Russland", 2012.

Regina Gallery
In Wien findet von Donnerstag bis Sonntag mit der Viennacontemporary eine Ausstellung für Gegenwartskunst statt. Auch Werke russischer Künstler werden dort gezeigt. RBTH hat Galeristen nach ihrer Meinung zu den populärsten Vertretern der zeitgenössischen russischen Kunstszene befragt.

Von 24. bis 27. September findet in der Wiener Marx Halle die Ausstellung für Gegenwartskunst Viennacontemporary statt. Sie wurde vom russischen Immobilienentwickler, Inhaber der RDI Group und Kunstsammler Dmitri Aksjonow initiiert, der in den vergangenen vier Jahren auch die Viennafair, eine der ältesten europäischen Kunstmessen, wieder zum Leben erweckt hat. Aksjonow setzt auch für die Viennacontemporary auf sein bewährtes Team der Viennafair. Rund 100 bekannte europäische Galeristen wollen sich beteiligen. Sechs russische Galerien sind vertreten. RBTH hat sich unter den Kunstliebhabern umgehört, welche russischen Gegenwartskünstler sie für die zurzeit populärsten halten und welche besonders hoch gehandelt werden.

Michail Owtscharenko, Regina Gallery:

„Unsere bekanntesten Gegenwartkünstler sind Ilja Kabakow, Oleg Kulik, Pawel Pepperstein und Pussy Riot – Vertreter verschiedener Generationen, jeder mit seiner eigenen einzigartigen Geschichte.

In diesem Jahr werden wir unseren Stand dem Projekt „Wenn ich ein Deutscher wäre“ widmen. Dabei geht es um eine provokative Bilderreihe, ironisch-grob dem Flair von Kriegskomödien nachempfunden. Das Kunstobjekt sind Uniformträger des Dritten Reichs. Die Reihe ist von den bekannten russischen Malern Sergej Bratkow, Sergej Solonski und Boris Michajlow geschaffen worden. Laut Bratkow versuchten die Künstler, sich vorzustellen, sie wären deutsche Wehrmachtssoldaten. „Was hätten wir als Deutsche in einer eroberten Stadt getan? Gewiss hätten wir weder jemanden umgebracht noch erhängt“, bemerkte Sergej Bratkow sarkastisch gegenüber Colta.ru. Und so wurde unsere Reihe im Laufe der Zeit immer umfangreicher – wir stellten uns nicht nur die „ewigen“ Nationalfragen, sondern verliehen dem Thema auch eine erotische Note. Deshalb ist unser Projekt, das bereits Mitte der 1990er-Jahre entstand, in Russland nach wie vor nicht ausstellbar.“

Sergej Popow, pop/off/art gallery:

Wika Schumskaja und Wlad Juraschko, Halfway. 

„Weltweit bekannt sind russische Künstler, die nach der Perestroika aufkamen: Anatoli Osmolowski, das Duo Winogradow-Dubosarski, die Gruppe AES+F und Sergej Bratkow. Besonders zu erwähnen ist Olga Tschernyschowa, sie nimmt auch an der Biennale in Venedig teil.

In Wien setzen wir auf ukrainische Maler, die in Moskau leben – Wika Schumskaja und Wlad Juraschko. Die beiden zählen heute zu den renommiertesten Vertretern der europäischen Gegenwartskunst.“

Jekaterina Iragui, Galerie Iragui:

Nikita Aleksejew, aus der Serie "Landscapes in three lanquages". 

„Unser wichtigster Künstler ist Ilja Kabakow, auch wenn er seit Jahren in den USA lebt. Ihm und dem Kunsttheoretiker Boris Groisman ist es zu verdanken, dass der Moskauer Konzeptualismus derzeit zur weltweit bekanntesten Strömung in der russischen modernen Kunst avanciert.

In Wien werden wir unter anderem Arbeiten der Konzeptualisten Wiktor Piwowarow, Nikita Aleksejew, Pawel Pepperstein ausstellen, die sich an den Suprematismus anlehnen.“

Natalja Nusinowa, Triumph Gallery:

Taissija Korotkowa, Recycle Group. 

„Neben Kabakow sind die heutzutage wohl bekanntesten Vertreter Pussy Riot, die Gruppe AES+F, Olga Tschernyschowa, Irina Korina sowie die Gruppe Chto Delat (zu Deutsch: „Was tun“). Man könnte noch etliche Namen nennen, die sowohl in europäischen Museen als auch in den USA ausgestellt werden. Auf internationalen Kunstmessen werden bei uns die verschiedensten Werke erworben. Dabei gibt es keine besonderen Geschmacksunterschiede bei russischen und amerikanischen Kunstsammlern. Was sie vereint, ist eine Vorliebe für gute Kunst, von der Malerei und Bildhauerei bis hin zur Foto- und Videokunst.“

Elwira Tarnogradskaja, Triangle Gallery:

Goscha Ostretzow, Sex.

„Wir bringen Werke von drei Künstlern nach Wien, die sich unserer Meinung nach am dynamischsten entwickeln – Goscha Ostretzow, Ljudmila Konstantinowa und Waleri Tschtak. Ostretzow ist im Westen wohlbekannt – er wurde sowohl im Russischen Pavillon auf der Biennale in Venedig als auch in der Saatchi Gallery in London ausgestellt, unlängst aber auch in Graz. Seine Bilder im Cartoon-Stil kommen in Europa besser an als bei uns, da sich in Europa bereits eine Cartoon-Sammlerkultur etabliert hat. Konstantinow verarbeitet in seinen Werken auf eine ironische Art die russische Avantgarde, und Tschtak arbeitet mit Streetart-Texten in verschiedenen Sprachen.“

Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland

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