Wie Architekten aus dem Ausland Moskau gestalten

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Im 15. Jahrhundert wurde der Kreml von italienischen Meistern errichtet. Heute wird das Moskauer Zentrum von Architekturbüros in den Niederländen, Großbritannien und den USA neu entworfen.

Auf dem Moscow Urban Forum Anfang Juli standen die wachsenden Metropolen der Welt im Fokus. Eine Sondersitzung zeigte ganz konkret, wie die Zukunft der russischen Hauptstadt aussehen soll: Architekten und Planer stellten ihre Projekte vor, die in den nächsten Jahren in Moskau realisiert werden.

Neugestaltung der Twerskaja

Ein geplantes Projekt betrifft die Umgestaltung der Moskauer Hauptverkehrsader. Sie wird nach den Plänen des niederländischen Architekturbüros West 8 unter Mitwirkung der russischen Consultingagentur Strelka neu gestaltet. Die Kernidee der Niederländer: die Wiederanpflanzung der Lindenallee, die sich in den 1940er- bis 1990er-Jahren hier befand.

„Die Bäume, die entlang der Fußwege gepflanzt werden, würden die Straße zu jeder Jahreszeit schöner erscheinen lassen“, sagte einer der Initiatoren des Projekts. So werde die Straße für Fußgänger attraktiver. Denn bisher, so erklärte Adriaan Geuze, Gründer von West 8, „dominieren hier wie auch auf den meisten Straßen Moskaus die Autos“. Aus diesem Grund haben die Architekten den Fußgängerweg erweitert, wodurch die Zahl der Spuren auf der Fahrbahn reduziert wurde.

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Zudem haben die Planer den Gehweg in zwei Zonen aufgeteilt: der Fußgängerweg selbst ist mit hellem Granit ausgelegt, die sogenannte „technische“ Zone besteht hingegen aus dunklem Granit, der mit der Farbe der umliegenden Gebäudesockel verschmilzt. In dieser „technischen“ Zone sollen die Linden angepflanzt, Haltestellen errichtet sowie Straßenlaternen aufgestellt werden – entsprechend historischer Zeichnungen aus den Archiven russischer Museen.

An die Pracht vergangener Zeiten sollen auch die historischen Holzpflaster aus dem 16. und 17. Jahrhundert erinnern, die in Glasvitrinen ausgestellt werden. Sie wurden während Baggerarbeiten in der oberen Deckschicht gefunden. Die gesamte Rekonstruktion der Straße wird nach Angaben der Moskauer Stadtregierung bis Ende 2016 andauern.

Park Zarjadje

Im September 2017 eröffnet zum 870. Gründungstag der Stadt der innovative Landschaftspark Zarjadje seine Tore. Der Park liegt auf dem Gelände des ehemaligen Hotels Rossija in unmittelbarer Nähe vom Kreml. Es ist das umfassendste und teuerste Projekt, das die aktuelle Stadtplanung vorsieht. Die Moskauer Regierung hat die Kosten des Projekts auf 380 Millionen Euro geschätzt.

Die Initiative zur Neuplanung des Parks geht auf Präsident Wladimir Putin zurück, der einen entsprechenden Beschluss 2012 traf. 2013 wurde ein internationaler Wettbewerb ausgerufen, den ein internationales Konsortium unter der Leitung des amerikanischen Unternehmens Diller Scofidio + Renfro gewann.

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Die Architekten wollen das Parkgelände in vier für Russland typische Vegetationszonen aufteilen: Tundra, Steppe, Waldz und Feuchtwiese mit den dazugehörigen Flora und Fauna sowie Mikroklima. Auf dem Gelände werden außerdem eine Philharmonie, themenspezifische Pavillons sowie Ausstellungspavillons entstehen.

Durch den Park wird eine Fußgängerzone von der Uliza Warwarka zum Flussufer der Moskwa führen. Damit soll der Park zu einem Knotenpunkt für alle Fußgängerwege im Stadtzentrum werden – vom Kreml bis hin zu den Sperlingsbergen.

Technopark Skolkowo der Sberbank

Das Innovationszentrum Skolkowo soll bald nicht nur als das russische Silicon Valley bekannt sein, sondern auch als Zentrum moderner Architektur. Aus diesem Grund waren an dem geschlossenen Design-Wettbewerb für den Sberbank Technopark ausschließlich internationale Teams von höchstem Rang beteiligt, darunter Forster+Partners und Fuksas. Am Ende holte Zaha Hadid Architects den Sieg.

Es wurde eines der letzten Projekte der Architektin Zaha Hadid, die im März dieses Jahres unerwartet starb. Das Glasgebäude des Technoparks wird nach ihrem Entwurf die Konturen des 7,83 Hektar großen Geländes annehmen. Zwischen zwei durchsichtigen Teilen des Gebäudes soll ein Boulevard angelegt werden, der von großen gläsernen Fassaden teilweise überdacht wird.

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Projektmanager Christos Passas erklärt das architektonische Konzept: „Wir möchten den modernistischen Ansatz in der Gestaltung der Arbeitsflächen, der bisher als universell galt, durchbrechen und perfektionieren. Wir sehen, wie einzelne Modulkomponente mithilfe von einfacher Geometrie hervorgehoben und verändert werden können. Wir möchten den innovativen Zugang zu Licht und Räumen nutzen und damit mehr frische Luft in die Arbeitsatmosphäre fließen lassen.“

Geplant ist, dass in das 131 500 Quadratmeter große Gebäude über 10 000 Mitarbeiter der Sberbank einziehen. Hier werden Labore, Vorlesungssäle sowie Unterrichtsräume entstehen. Auch die Abteilung für Forschung und Entwicklung wird hier angesiedelt sein. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich bis 2020 dauern. Das Projekt beläuft sich auf etwa 280 Millionen Euro.

Moskauer Metro: Ein Untergrund-Denkmal der Architektur

Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland

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