Party Like a Russian: Von Boney M. bis Robbie Williams

Screenshot aus dem Musikvideo von Robbie Williams "Party Like a Russian".

Screenshot aus dem Musikvideo von Robbie Williams "Party Like a Russian".

Robbie Williams/YouTube
In seinem neuesten Musikvideo zeichnet der Musiker Robbie Williams eine russische Party nach – so wie er sich diese vorstellt. Immer wieder haben Künstler aus dem Ausland die Faszination Russland in ihren Werken aufgegriffen. Wir stellen die interessantesten und verrücktesten vor.

Robbie Williams - Party Like a Russian

Die russische Luxusparty à la Williams – das sind Ballerinas in freizügiger Bekleidung, Buchweizengrütze, knackige Zimmermädchen in riesigen Sälen mit vergoldeten Zierraten und Prokofjew-Samples. Wenn Oligarchen feiern, dann tun sie das auf ihre unverwechselbare Weise und mit nationalem Kolorit.

Die zentrale Figur ist das Klischee des russischen Oligarchen, der Geld aus seinem Land saugt, soviel ausgibt wie die halbe westliche Bevölkerung zusammen und sich eine eigene Raumstation baut. Auf seiner Yacht gibt es ein Flugzeug, in dem Flugzeug ein Auto und im Auto eine Bank. Er ist total verrückt und würde sich niemals für etwas entschuldigen. Und anscheinend ist er der Protagonist einer neuen Revolution, die mancherorts schon in der Luft liegt.

Quelle:Robbie Williams/YouTube

Offensichtlich hat sich die Hochzeit der Tochter des rund 100 Millionen US-Dollar schweren Oligarchen Rashid Sardarov unauslöschlich in Robbie Williams‘ Gedächtnis eingegraben. Im August 2016 war der Sänger in Prag auf eben jener Feier aufgetreten. Die Hochzeit habe mit dem Video allerdings gar nichts zu tun, erklärte der Sänger auf einer Pressekonferenz. Die Briten glaubten einfach, dass niemand so gut feiern könne wie die Russen. Und den Begriff „Russenparty“ kannte man vorher nicht. Nun existiert er.

Klemen Slakonja - Putin, Putout

Einen ebenfalls wichtigen Beitrag zum Mainstream-Epos über Russland leistete in diesem Jahr der bekannte slowenische Komiker Klemen Slakonja. Bei ihm allerdings spielt die Rolle des großen russischen Helden Präsident Wladimir Putin. Die Parodie „Putin, Putout“ wurde zur Quintessenz der westlichen medialen Agenda gegenüber Russland.

Mit einer Mischung aus Pussy Riot, dem Kamp ums Erdgas, Weltmachtansprüchen, Sotschi, einem Fußballskandal und dem Kampf gegen den Terror spielt Slakonja, der äußerlich gewisse Ähnlichkeiten mit dem russischen Präsidenten hat.

Quelle: Klemen Slakonja

Putin wird bei ihm zu einem ausdrucksstarken Charismatiker, was, wie einige anmerkten, die Führungsansprüche des Präsidenten nur untermauert. Er tanzt Ballett in einem Trikot, geht auf Tigerjagd, schlüpft in das Gewand eines Herrschers, fliegt ins Weltall und sitzt auf einem Thron aus Hämmern und Sicheln – ein Verweis auf die US-Serie „Game of Thrones“. Ob er die politischen Fäden zieht oder einen Zirkus dirigiert, bleibt der Fantasie des Betrachters überlassen.

Basement Jaxx - Take Me Back To Your House

Das Lied über die einsame, unglückliche Jungfrau, die nicht ohne Mann nach Hause zurückkehren will, hat auf den ersten Blick nur einen indirekten Bezug zu Russland. 2006 aber machte der Clip des britischen Duos Basement Jaxx das Werk zum Meme.

Die Komposition führt alle möglichen Klischees über die Kultur der Ostslawen zusammen. Irgendwo mitten in Sibirien wartet dieses Mädchen in einer Hütte, umgeben von zehn bärtigen, Samogon trinkenden Kerlen (die sich ihr aber nicht nähern, weil sie sich nicht mehr auf den Beinen halten können), man tanzt einen virtuosen Hopak und spielt auf surrealen Balalaikas unter Porträts von Lenin und Stalin, feiert mit Bären und reitet auf Pferden. Ein „russischer Prinz auf einem weißen Pferd“ jagt auf sie zu: Es ist ein wohlgenährter, schnauzbärtiger Soldat auf einem Panzer.

Quelle:Katrin Spb

Das Video überrascht mit einem Happy End. Er nimmt das Mädchen in sein „house“ mit, der Weg führt die beiden wiederum durch einen verschneiten Wald. Das Duo Basement Jaxx, in der elektronischen Tanzmusik zuhause, spielt hier jedoch nicht auf dieses „house“ an, sondern auf die Musikrichtung House, mit der sie berühmt wurden und die sich wie eine Woge in der Welt ausbreitete. Diese tiefere Bedeutung aber dürfte kaum jemand erfassen.

Sting – Russians

In der Fantasie eines weiteren berühmten Briten – Sting – wirkten die Russen hinter dem Eisernen Vorhang wie die Katze im Sack. Man weiß nicht, was sie tun, an was sie glauben, für was sie leben – und nicht zuletzt: wie sie feiern. Aber wenn auch sie ihre Kinder lieben, ist die Welt gerettet. So besang es Sting in seinem pazifistischen Stück „Russians“, nachdem Michail Gorbatschow an die Macht gekommen war und die Welt müde ist vom „Kalten Krieg“.

Quelle:StingVEVO

Das war im Jahr 1985, mehrere Jahrzehnte bevor Robbie Williams persönlich eine russische Party erleben durfte. Die geheimnisvolle russische Seele wurde für einige seitdem etwas greifbarer, anderen erscheint sie weniger berechenbar. Was bleibt, ist Prokofjew, dessen Suite „Leutnant Kishe“ Sting als melodische Vorlage diente.

Boney M. – Rasputin

Das Lied der deutschen Diskogruppe Boney M. über „Russia’s greatest love machine“ Grigori Rasputin, Berater des Zaren Nikolaus II, öffnete der Welt die Tür zur russischen Politik einen Spaltbreit. Rasputin war natürlich auch bereits vor dem Song eine bedeutende historische Figur. Nach dem Erscheinen des Liedes im Jahr 1978 aber galt er als russischer Superheld der Zarenzeit.

Quelle:MikitoFarrell

Hier natürlich endet die heile Welt des Grigori Rasputin. Dieser Mann, der Probleme lösen konnte, diese graue Eminenz mit großem Charisma, der Frauenheld, sollte einfach beseitigt werden. „This man’s just got to go“, sagten seine Neider und riefen Rasputin zu: „Come to visit us”. Das Ergebnis ist bekannt – Rasputin wurde ermordet. „So sind sie… die Russen“, seufzen Boney M.

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