Sieben Fakten über Iwan den Schrecklichen, Russlands ersten Zaren

Im Oktober wurde in der Stadt Orjol ein Denkmal namens „Grosni“ (der Schreckliche) für Iwan IV. errichtet. Er ist einer der umstrittensten russischen Monarchen. RBTH erklärt, warum der Zar in die Geschichte einging.

"Zar Iwan der Schreckliche", Gemälde von Wiktor Wasnezow (1897). / Bild: wikipedia.org"Zar Iwan der Schreckliche", Gemälde von Wiktor Wasnezow (1897). / Bild: wikipedia.org

1. Eine von Verlusten geprägte Kindheit

Der Vater Iwan des Schrecklichen starb im Jahr 1533, als sein Nachfolger gerade drei Jahre alt war. In diesem Jahr wurde Iwan zum Großfürsten der Rus, regieren konnte er jedoch nicht. Einflussreiche Bojaren, Vertreter der alten Aristokratie, kämpften um die Macht.

Im Alter von acht Jahren wurde er zum Waisenkind. Die Fürsten Schuiski, die sich als Vormünder aufgedrängt hatten, behandelten ihn mit Verachtung. Der Zar habe nicht ausreichend zu essen bekommen. Historiker Sergei Solowjow glaubt, dass die harte Kindheit für den grausamen Charakter des Zaren verantwortlich sei: „Eigeninteresse, Verachtung des Lebens und des Gemeinwohls der Nächsten haben die Fürsten Schuiski gesät. So war der Schreckliche geboren.“

2. Der erste Zar

Im Jahr 1547, am Tag seiner Volljährigkeit, wurde Iwan zum Zaren gekrönt. Vor ihm trugen alle Herrscher der Moskauer Rus den Titel des Großfürsten. Er war der erste, der sich zum Zaren erklärte. In der westlichen Terminologie entspricht dieser Titel dem des Kaisers (Caesar). Die Macht des Herrschers gehe dabei unmittelbar von Gott aus. 

Der Titel gab dem russischen Herrscher größere Anerkennung in den Augen der europäischen Monarchen. Iwan wurde von der britischen Königin Elizabeth I., dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Maximilian II. und anderen als Kaiser anerkannt. Mit Elizabeth führte Iwan einen langen Briefwechsel und wollte sie der Legende nach heiraten. Sie lehnte zwar ab, doch der Handelsverkehr zwischen England und Russland begann unter der Herrschaft Iwans.

3. Anfänge als Reformator

Als junger Mann versuchte Iwan, fortschrittlich zu regieren. In den Jahren 1549 bis 1560 herrschte er gemeinsam mit der informellen Regierung der "Isbrannaja Rada" (Auserwählter Rat). Es handelte sich um einen Kreis von Vertrauenspersonen, gebildet aus jungen Vertretern der Aristokratie und des Klerus.

Die Rada führte eine Reihe von wichtigen Reformen ein, konzentrierte die Macht in den Händen des Zaren und schränkte den Einfluss der Bojaren ein. Später wurde die Rada vom Zaren aufgelöst, der daraufhin alleine regierte.

4. Erste Massenrepressionen in Russland

"Ein Moskauer Verlies aus der Zeit der Opritschnina". Gemälde von Appolinarij Wasnezow aus dem Jahr 1912. / Wikipedia.org"Ein Moskauer Verlies aus der Zeit der Opritschnina". Gemälde von Appolinarij Wasnezow aus dem Jahr 1912. / Wikipedia.org

Anstelle der Rada trat im Jahr 1565 die „Opritschnina“. So begann die Epoche der großen Repressionen. Der Zar teilte Russland in „Semschina“, wo die Macht der Bojaren erhalten blieb, und „Opritschnina“, wo er mithilfe der „Opritschniki“, eine Gruppe Leibwächter, die seine Nationalgarde bildeten, unmittelbar selbst regierte.

Laut den zeitgenössischen deutschen Adeligen Taube und Krause sei ein vom Zaren selbst geführter Kirchenorden der Kern der „Opritschnina“. Die Mitglieder des Ordens waren wie Geistliche gekleidet und beteten gemeinsam mit dem Zaren. Ihre Symbole waren ein Hundekopf und ein Besen. „Es bedeutet, dass sie zunächst wie Hunde beißen und daraufhin alles Überschüssige aus dem Land kehren“, schrieben Taube und Krause.

Bis 1572 töteten die „Opritschniki“ die Bojaren, ihre Anhänger und ihre Familien. „Es kam zur Tötung von Frauen und Kindern. Diejenigen, die des Verrats verdächtigt waren, wurden öffentlich brutal gefoltert", schreibt der Historiker Dmitri Wolodichin. Am Ende dieser Zeit wurden die Anführer der „Opritschnina“ selbst getötet. Nach Schätzungen von Historikern verloren damals mindestens 4 500 Menschen ihr Leben.

5. Die Kriege

Zar Iwan IV. erobert 1552 das tatarische Chanat Kasan. Gemälde von Alexej Kiwschenko aus dem Jahr 1880. Foto: Getty ImagesZar Iwan IV. erobert 1552 das tatarische Chanat Kasan. Gemälde von Alexej Kiwschenko aus dem Jahr 1880. Foto: Getty Images

Während seiner Herrschaft führte Iwan der Schreckliche stets Kriege, um das Staatsgebiet zu vergrößern. So besiegte er die Khanate Kasan und Astrachan und fügte sie dem russischen Staatsgebiet hinzu. In dieser Zeit kamen die Gebiete der Wolga und des Vorurals unter russische Kontrolle, es begann die Aneignung der sibirischen Weiten.

Gleichzeitig verlor Russland den Livländischen Krieg (1558-1583) gegen Polen-Litauen und Schweden und somit den Zugang zur Ostsee. Der zentrale Teil des Landes wurde Jahrzehnte lang von Krimtataren überfallen. Im Jahr 1571 kamen sie sgar bis nach Moskau und brannten die gesamte Stadt bis auf den Kreml nieder. Die Tataren wurden zwar besiegt, doch Russland lag am Boden.

6. Umstritten und misstrauisch

Der Zar glaubte aufrichtig an Gott und gab große Spenden an Klöster. Und das trotz der Tatsache, dass sich unter seinen Opfern auch Priester befanden. Iwan IV. war gebildet und ein guter Redner. Mithilfe von dänischen Buchdruckern gründete er in Moskau die erste russische Druckerei und ordnete den Klerus an, Kinder zu lehren. Zu seiner Zeit entstand in Moskau eine Art Konservatorium.

Zeitgleich war er aber vor allem in der Zeit der „Opritschnina“ grausam und rachsüchtig. Er ordnete persönlich brutale Hinrichtungen an. „Wir können unsere Untertanen ernennen, also können wir sie auch hinrichten“, soll der Zar einst gesagt haben.

7. Unglück in der Familie

„Iwan der Schreckliche und sein Sohn Iwan“ von Ilja Repin. Bild: Ilja Repin / wikipedia.org„Iwan der Schreckliche und sein Sohn Iwan“ von Ilja Repin. Bild: Ilja Repin / wikipedia.org

Iwan hatte mindestens sechs Ehefrauen. Von seinen acht Kindern überlebten die meisten das Säuglingsalter nicht. Sein ältester Sohn Iwan starb im Jahr 1581. Eine Reihe von Chroniken deutet darauf hin, dass der Zar seinen Sohn versehentlich bei einem Streit mit seinem Stab erstach. Einige Forscher glauben, dass diese Geschichte erfunden und der Prinz einer Krankheit erlegen sei. Eines der bekanntesten Gemälde der Tretjakow-Galerie, „Iwan der Schreckliche und sein Sohn Iwan“ von Ilja Repin, ist dieser Legende gewidmet. Auf dem Gemälde ist Iwan der Schreckliche ein alter Mann mit wahnsinnigen Augen, der seinen sterbenden Sohn umarmt und entsetzt zu verstehen beginnt, was er getan hat.

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