Buddha‘s little Finger

 "Buddha‘s little Finger" ist eine Verfilmung des Romans „Tschapajew und die Leere",  dessen Titel verweist auf einen in Russland berühmten General der Revolutionsarmee. Foto: Kinopoisk.ru

"Buddha‘s little Finger" ist eine Verfilmung des Romans „Tschapajew und die Leere", dessen Titel verweist auf einen in Russland berühmten General der Revolutionsarmee. Foto: Kinopoisk.ru

"Buddha's little Finger" ist die Geschichte von Pyotr, einem arbeitslosen Schriftsteller, der während des Staatsstreichs in Moskau im August 1991 in die Machenschaften der Moskauer Unterwelt gerät. Getrennt von seiner Freundin Anna, verhaftet und verhört vom KGB, verliert er sein Gedächtnis und findet sich in der Russischen Revolution von 1919 wieder. Dort kämpft er als Held an der Seite des legendären Wassilij Tschapajew und trifft auf die unglaubliche Kämpferin Anna.

 Der Titel der Romanvorlage „Tschapajew i pustota", wörtlich eigentlich „Tschapajew und die Leere", verweist auf einen in Russland berühmten General der Revolutionsarmee, der vor seinem Tod im Herbst 1919 eine Reihe von wichtigen Schlachten im Russischen Bürgerkrieg gewinnen konnte. Der Held des Romans ist jedoch Piotr, der als Kleinkrimineller im Moskau von 1991 in die Hände des KGB gerät. In der Gefangenschaft träumt er sich ins heroische Jahr 1919 und steht doch vor den gleichen Konflikten: Verrat, Identitätswechsel und -krisen und die große Unsicherheit, die in Zeiten großer gesellschaftlicher Umbrüche Menschen zu extremen Handlungen bringt.

Der Autor des Buches Viktor Pelewin („Generation P") scheute ähnlich wie Schriftstellerlegende J.D. Salinger und Regisseur Terrence Malick jahrzehntelang die Öffentlichkeit. Selbst seine engsten Mitarbeiter wussten oft nicht, in welchem Land er sich aufhält, da er vorzugsweise über das Internet kommuniziert. In der mittlerweile achtjährigen Entstehungsgeschichte des Films war das oft eine Herausforderung für das Team um Produzent Karsten Stöter, insbesondere wenn es um vertragliche Fragen ging, die schnell gelöst werden mussten.

Über einen Zeitraum von zehn Jahren hatte Regisseur Tony Pemberton, der Pelewin 1990 in Moskau kennengelernt hatte, den Roman in eine Drehbuchform umgearbeitet. 2005 erfuhr wiederum Stöter, Produzent der in Berlin und Leipzig ansässigen Firma Rohfilm, durch Pemberton von diesem Projekt.

„Ich war davon begeistert, denn die Idee fand ich faszinierend: in einer Zeitreise den Coup von 1991, in dem eine sozialistische Gesellschaft fast in einen Radikalkapitalismus kippte, mit der Zeit von 1919 zu verbinden, in dem eine ebenfalls völlig unvorbereitete Gesellschaft vom Feudalismus zum Kommunismus umgestaltet werden sollte". Dass die Zeichen in Russland wieder auf Sturm und Umbruch stehen, macht Stöter zufolge die Geschichte heute besonders relevant. Eine protestierende Mittelklasse, das sei neu für Russland.

„Buddha's little finger" ist mit einem Budget von 2,2 Mio. Euro eher unterfinanziert. Karsten Stöter ist sich dessen sehr bewusst. Um den Film realisieren zu können, hat er zusammen mit dem Regisseur auf ein junges Team gesetzt, das bereit ist, zugunsten des Projektes auf die üblichen Gagen zu verzichten. Laut Stöter ist der Enthusiasmus des Teams in den Ergebnissen schon jetzt zu sehen. Gedreht wird bis Ende September in und um Leipzig. „Das Moskau der frühen 90er Jahre existiert nicht mehr", sagt Stöter, „wir haben Glück, dass einzelne Straßenzüge und Landschaften hier in der Region überzeugend als Doubles eingesetzt werden können."

Der Film, der unter anderem mit Mitteln des MDM und des Filmboards Berlin-Brandenburg entsteht, muss bis heute auf die Unterstützung durch einen Vorabverkauf ins deutsche Fernsehen verzichten. Auch aus Russland ist kein Koproduzent an Bord. „Dies ist die Adaption eines modernen russischen Klassikers, der nun im Ausland auf Englisch entsteht. Das ist in Russland schwierig zu vermitteln", räumt Stöter ein.

Den Hindernissen zum Trotz ist der Produzent jedoch guter Dinge, was das zu erwartende Ergebnis angeht. „Wir haben trotz unserer Beschränkungen mit SFX arbeiten können, eine green screen war bereits im Einsatz, und in den Szenen, in denen die optischen Erwartungen hoch sind, zum Beispiel im Bürgerkrieg, wird der Film deutlich teurer aussehen, als er ist."

In einem Europa, das zur Zeit eher Schlagzeilen damit macht, dass die Dinge teurer sind als berechnet und geplant, stimmt diese Aussicht auf das Ergebnis einer internationalen Zusammenarbeit doch erfreulich zuversichtlich. Der Film soll im Frühsommer 2013 in die Kinos kommen. Wir werden weiter berichten.

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