In Moskau ist die Hölle los

Manuskripte brennen nicht! Der Roman „Meister und Margarita" ist ab den 1960er-Jahren zum Kultbuch geworden. Die neue Übersetzung des Meisterwerks von Michail Bulgakow erscheint jetzt in Deutschland.

Michail Bulgakow: „Meister und Margarita",

608 Seiten, erschienen bei Galiani,

Berlin 2012, 29,99 Euro

Teufel auch! Beinahe hätte Alexander Nitzberg den Übersetzerpreis der Leipziger Buchmesse erhalten. Aber die Zeit, als ein Spezialist für schwarze Magie namens Woland für Trubel und Gerechtigkeit sorgte, ist vorbei, ist – russische Literatur!

Michail Bulgakow, Arzt, Dramatiker und Schriftsteller, schrieb „Meister und Margarita" in schlimmer Zeit. Geächtet und verboten starb er 1940 mit nur 49 Jahren. Aber vorher schickte er in seinem Roman, der ab den 1960er-Jahren zum Kultbuch wurde, den Teufel, sprich Woland, mit seinem Gefolge als Teil des ewig Guten ins Moskau der Stalinzeit. Woland mischt die atheistische 
Sowjetgesellschaft mächtig auf. Denn wo ein Teufel, da auch Gott! Wer das nicht anerkennt, dem geht es an den Kragen.

Erstmals arbeitet der Übersetzer die poetischen Kostbarkeiten des Romans heraus und 
verleiht ihm damit den gebührenden Rang eines Schlüsselwerks der Moderne. Die sprachliche Vielfalt und Schönheit, die Nitzberg bei Bulgakow fand, übertrug er in ein aufgerautes Deutsch, das oft kühn gegriffen ist und dialektale Färbungen kräftig nutzt. Rhythmen, Klänge, Reime und starke Bildlichkeiten haben Vorrang vor glatten deutschen Lösungen.

Eine stark rhythmisierte Sprache verwendet Bulgakow besonders da, wo er als auktorialer Erzähler in Erscheinung tritt. Endlich ist nicht nur die berühmte Szene an den Patriarchenteichen, sondern auch die Eröffnung des Pilatus-Romans in der Dynamik zum finalen Punkt hin im Deutschen da: „Im weißen Gewand, blutig umbordet, trat mit schlurfendem Reiterschritt am frühen Morgen des vierzehnten Tages im Frühlingsmonat Nisan ..." Und bitte laut weiterlesen!

Die umfangreichen Kommentare, die Nitzberg im Anhang an die Kapitel gibt, versetzen jeden neugierigen Leser in Entzücken. Die Zeit der übergebügelten Übersetzungen ist für Bulgakow endlich vorbei. Manuskripte brennen nicht!

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Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland

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