Romanow-Ausstellung: 400 Jahre Geschichte erleben

Das Schicksal der bedeutendsten russischen Dynastie wird in der Ausstellung „Meine Geschichte. Die Romanows“ mit 3-D-Installationen, Animationen und interaktiven Elementen anschaulich gemacht.

Foto: Sergej Kuksin

Am Tag der Ausstellungseröffnung, der mit einem nationalen Feiertag, dem Tag der Volkseinheit, zusammenfiel, strömten über 15 000 Besucher in den bekannten Moskauer Ausstellungskomplex Manege. Die Schlange vor dem Eingang zog sich über den gesamten Manegenplatz. Im Museum, vor einem großen Plakat mit einer Abbildung der Romanows, liefen Kinder umher, Senioren experimentierten mit Touchpads, Schülergruppen, Studenten des Kadettenkorps, Priester und verschiedene Studienkurse zogen durch die Säle.

„Die Romanows. Meine Geschichte" ist eine ideale Bildungsausstellung, die anlässlich der 400-Jahr-Feier der Inthronisierung von Michail Fjodorowitsch Romanow die Moskauer Museumslandschaft bereichert. Für jeden Tag werden bis zu 35 Schülergruppen erwartet. Die Ausstellung eignet sich tatsächlich sehr gut zur Illustration eines Streifzugs durch die russische Geschichte. Das erworbene Wissen lässt sich sogar vor Ort, mithilfe von Ratespielen auf dort installierten iPads, überprüfen.

 

Das goldene Zeitalter der russischen Kultur

„Wir wissen kaum etwas über die Herkunft der einfachen Alltagsgegenstände unseres gegenwärtigen Lebens", sagt Alexander Mjasnikow, der historische Berater der Ausstellung. „Die Ausstellung beleuchtet genau diese Fragen. Wann kamen Rosen nach Russland? Unter dem ersten Romanow, Michail, er brachte sie nach Russland. Und die Kartoffel? Die führte Alexej Michailowitsch ein, ebenfalls ein großer Liebhaber des Gartenbaus. Wann wurde in Russland das Telefon eingeführt? Sie werden es kaum glauben – unter Alexander dem Dritten! Er liebte es, von Gattschina nach Petersburg anzurufen. Er war es auch, der den Ausdruck ‚Perlowaja Kascha' für Graupengrütze prägte, abgeleitet von dem Wort ‚perl', das einen Edelstein bezeichnet. Es war sein Lieblingsbrei. Das Sonnenblumenöl erfand man in Russland zu Zeiten Nikolai des Ersten. Die Sonnenblume gilt daher als russische Pflanze, obwohl sie doch aus Amerika stammt."

Mjasnikow weiter: „In dieser Zeit wurden bei uns auch die ersten Luftstreitkräfte eingerichtet und der Bomber ‚Sikorsky Ilja Muromez' gebaut. Alle denken nur an die Gebrüder Wright, wenn es um die Pioniere der motorisierten Flüge geht, dabei ließ Moschaiski in Krasnoje Selo 20 Jahre zuvor das erste Flugzeug in die Lüfte steigen. Die Geschichte ist voller Geheimnisse. Eine Idee der Ausstellung ist es, sie zu lüften und zu zeigen, dass Geschichte ein sehr spannendes Gebiet ist."

Die Geschichte der Dynastie ist mithilfe von 3-D-Installationen und animierten Collagen, Leuchtkästen und Bildschirmen dargestellt. Der gesamte interaktive Teil der Ausstellung bietet Möglichkeiten, buchstäblich in die Geschichte einzutauchen. Jeder der 21 Säle informiert über die Zeit der Regentschaft eines bestimmten Romanow-Vertreters. An Sensortischen mit Bildillustrationen kann man sich mit den wichtigsten historischen Ereignissen jeder Periode vertraut machen und außerdem unterhaltsame Fakten aus dem Alltag der jeweiligen Epoche erfahren.

 

Publikumsmagnet: die Ikone der Gottesmutter Feodorowskaja

Dem religiösen, kulturellen und wissenschaftlichen Leben sind gesonderte Säle gewidmet, in denen informative Kurzfilme nonstop gezeigt werden. Sie sind aus Computerbearbeitungen von Gemälden hervorgegangen, die in der Romanow-Epoche entstanden oder sich auf sie beziehen. 3-D-Tafeln

machen Bilder der Vergangenheit anschaulich. Die Zeit der Wirren zum Beispiel wird durch einen von einer naturalistischen Feuersbrunst erfassten Kreml dargestellt, Herrenhäuser des 17. Jahrhunderts durch eine realistische Installation mit Ausleuchtung. Auf interaktiven Bildschirmen kann man Rekonstruktionen militärischer Handlungen verfolgen. Im zentralen Saal der Ausstellung ist ein gigantisches Display installiert, auf dem alle Romanows zu sehen sind. Technische Tricks lassen sie lebendig erscheinen. Sie wackeln mit ihren Köpfen, atmen sacht und schauen ein wenig traurig und streng auf die Russen des 21. Jahrhunderts.

Im Rahmen der Ausstellung werden persönliche Gegenstände des ersten und des letzten Herrschers der Romanow-Dynastie präsentiert: das Zepter des Zaren Michail Fjodorowitsch und das Tagebuch von Nikolai II. Das Ipatios-Kloster von Kostroma leiht der Ausstellung die wundertätige Ikone der Gottesmutter Feodorowskaja, mit der im 17. Jahrhundert die Mutter des

jungen Michail Fjodorowitsch Romanow die Zarenherrschaft ihres Sohnes segnete.

Russisch-orthodoxe Reliquien haben in Russland eine starke Anziehungskraft. Um einer Ikone leibhaftig gegenübertreten zu können, nehmen Museumsbesucher lange Wartezeiten in Kauf. Die berühmte Ikone wurde der Ausstellung deshalb zur Verfügung gestellt, weil zu ihren Organisatoren nicht nur das Moskauer Patriarchat, sondern auch die Regierung von Moskau und das Kulturministerium der Russischen Föderation zählen. Zur Eröffnung erschienen der russische Präsident Wladimir Putin und Patriarch Kyrill. Sie entzündeten Kerzen vor der Ikone und besichtigten gemeinsam, geführt von Archimandrit Tichon, dem geistigen Vater der Ausstellung, alle Säle.

Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland

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