Die fünf beliebtesten Zeichentrickfilme der Sowjetunion

Spielszene aus dem Zeichentrickfilm „Der Igel im Nebel". Foto: RIA Novosti

Spielszene aus dem Zeichentrickfilm „Der Igel im Nebel". Foto: RIA Novosti

In der Sowjetunion entstanden viele Zeichentrickfilme, darunter sogar der wohl beste Zeichentrickfilm der Welt. Die Filme boten nicht nur Unterhaltung für Kinder, sondern warfen auch einen satirischen Blick auf die russische Gesellschaft. Russland HEUTE stellt die fünf beliebtesten Filmkunstwerke vor.

Nu, pogodi! – Der Hase und der Wolf

Diese Zeichentrickserie ähnelt „Tom und Jerry", nur dass sich hier nicht Katz und Maus sondern Wolf und Hase wilde und sehr komische Verfolgungsjagden liefern. Die Serie hatte durchaus auch einen satirischen Hintergrund.

Mit „Na, warte!" könnte man den Originaltitel „Nu, pogodi!" übersetzen. Es war die beliebteste Zeichentrickserie in der Sowjetunion und wurde auch im deutschsprachigen Raum unter dem Titel „Hase und Wolf" bekannt. Die Handlung ist einfach: Ein namenloser Wolf versucht in jeder Folge, einen weißen, ebenfalls namenlosen Hasen zu fangen.

Der Wolf steht für einen Rabauken der gerne raucht, trinkt, modisch gekleidet ist und von der sowjetischen Gesellschaft missbilligt wird. Der Hase hingegen repräsentiert den sowjetischen Vorzeige-Teenager, der bescheiden, hilfsbereit und sportlich ist. Der Hase ist aber auch sehr gerissen und liebt es, dem Wolf böse Streiche zu spielen.

Wenn man sich eine Folge von „Nu, pogodi!" ansieht, sollte man genau hinhören. Denn in den Filmen sind bekannte Hits aus dem Westen zu hören, die damals nicht einmal im Radio gespielt wurden. „Nu, pogodi!" wird übrigens immer noch ausgestrahlt. Die neueste, zwanzigste Folge wurde erst 2012 veröffentlicht.

 

Krokodil Gena

„Krokodil Gena" ist eine Zeichentrickserie im Stop-Motion-Stil. Obwohl es nur drei Folgen gab, zählt „Krokodil Gena" in Russland als Kultserie.

Die Zeichentrickfilme erzählen von der Freundschaft zwischen dem Krokodil Gena, das in einem Zoo lebt, und der flauschigen Kreatur Tscheburaschka, die ganz großen Ohren und kuscheliges, braunes Fell hat und in einer Kiste voller Orangen aus Afrika in die Sowjetunion gekommen ist. Die Handlung ist einfach und herzig, so wie die Charaktere selbst. Auch die Bösewichte, wie die alte Frau mit ihrer Hausratte, wirken eher niedlich.

Aus dem Soundtrack der Zeichentrickserie ist sogar die russische Variante von „Happy Birthday" entstanden.

Doch der Kult reicht noch weiter: Tscheburaschka ist seit 2004 das Maskottchen der russischen Olympiamannschaft.

 

Die Bremer Stadtmusikanten

 

Rockmusik, Modezeitschriften, Hippies und andere Trends aus dem Westen waren in den späten 1960er-Jahren in der Sowjetunion verboten. In den offiziellen Medien war dazu nichts zu finden. Die sowjetischen Trickfilmzeichner umgingen das Verbot geschickt, in dem sie den Zeichentrickfilm „Die Bremer Stadtmusikanten", eine Rock-Oper, schufen.

Neben den Stadtmusikanten treten in dem russischen Zeichentrickfilm nämlich zwei weitere Protagonisten auf: Der Troubadour, der einen Beatles-Haarschnitt, weite Glockenhosen und ein rotes Hemd mit spitzem, aufgestelltem Kragen trägt, und seine große Liebe, die Prinzessin, die stets mit einem topmodischen Minikleid gekleidet ist und mit ihm gemeinsam Lieder wie dieses singt: „Unser Teppich ist die Wiese, unsere Wände sind die Bäume und der leuchtend blaue Himmel unser Dach! Die glitzernden Wände des Palasts könnten unsere Freiheit niemals ersetzen." Das hätte auch der Text eines Hippiesongs im Westen sein können. Jedem Russen, der noch die Zeiten der Sowjetunion erlebt hat, ist das Lied ein Begriff.

Und wenn der Hahn eine Disco-Brille oder der Esel eine Jockey-Mütze getragen hätte und alle eine glitzernden Gitarren gespielt hätten, so hätten die „Bremer Stadtmusikanten" in diesem sowjetischen Zeichentrickfilm genau wie eine typische westliche Rockband der siebziger Jahre ausgehsehen. Ihre rockigen Lieder eroberten aber auch ohne diese Accessoires die Herzen der Zuschauer. Bis heute gehört der Zeichentrickfilm zu den beliebtesten und bekanntesten seines Genres.

 

Das Geheimnis des dritten Planeten

Der Autor Kir Bulytschow wurde durch seine Science-Fiction-Erzählungen über die Schülerin Alisa, die in einer kommunistischen High-Tech-Welt der Zukunft lebt, in der UdSSR berühmt. Aus der Erzählung „Das Geheimnis des dritten Planeten" entstand 1981 der Zeichentrickfilm „Das Geheimnis". Dabei geht es um eine Detektivgeschichte, in der die Zeichentrickhelden auf ihrer Reise ins Weltall auf intergalaktische Bösewichte, allerlei Außerirdische und natürlich Roboter treffen.

 

Der Igel im Nebel

„Joschik w tumane" oder „Der Igel im Nebel" ist der wohl beste Zeichentrickfilm der Welt. So entschieden zumindest 2003 ganz offiziell 140 Zeichentrickfilmemacher aus aller Welt.

„Der Igel im Nebel" überrascht den Zuschauer mit viel Spannung und Emotion. Im Film wird die Geschichte eines kleinen Igels, der seinen Freund den Bären besuchen möchte und dabei in einen dichten Nebel gerät, erzählt. Dabei werden die Grenzen zwischen Realität und Traum verwischt. Die Hintergrundmusik ist spannungsgeladen. Obwohl der Film in einem reduzierten Stil in Grau- und Brauntönen gehalten ist, schafft er es dennoch, die Schönheit und Ungewissheit der Natur in all ihrer Vielfalt zu zeigen.

„Der Igel im Nebel" hinterlässt bei jedem, egal ob groß oder klein, einen bleibenden Eindruck. Auf der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele in Sotschi 2014 wurde „Der Igel im Nebel" genau wie der Satellit Sputnik und weltberühmte Autoren wie Tolstoi und Dostojewskij dann auch als Wahrzeichen Russlands genannt – zu Recht!

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