Der deutsche Weihnachtsmarkt in Jekaterinburg bringt Europa zusammen. Foto: Tatjana Andreewa/Rossijskaja Gaseta
In Jekaterinburg findet jedes Jahr Anfang Dezember ein dreitägiger Weihnachtsmarkt statt, auf dem handgearbeitete Souvenirs verkauft, Glühwein ausgeschenkt, geröstete Maronen und Mandelstollen angeboten werden. Auf diese Weise macht das Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland die Ural-Bewohner mit der deutschen Adventsatmosphäre vertraut.
Das Projekt gibt es bereits seit sieben Jahren. Sein Austragungsort ist dabei unverändert geblieben: Das Literaturviertel, das mitten in der Innenstadt Jekaterinburgs liegt, ist mit seinen Museen, Theatern und Parkanlagen ein beliebter Ort. Die Anzahl der Verkaufsstände auf dem Weihnachtsmarkt nimmt jedes Jahr zu, ebenso die Besucherzahlen. In diesem Jahr aber ist es den Veranstaltern gelungen, das Publikum wirklich zu überraschen. Erstmals konnte man auf dem Weihnachtsmarkt neben russischen und deutschen auch tschechische, ungarische und spanische Fahnen sehen: Diplomatische Vertretungen dieser Länder, die in Jekaterinburg ansässig sind, haben sich zusammengeschlossen, um zu zeigen, wie in Europa Weihnachten gefeiert wird.
Deutsche, tschechische und ungarische Weihnachtsbräuche sind sich aus historischen Gründen sehr ähnlich. Selbstverständlich gibt es aber auch einige Unterschiede. In Ungarn wird zum Beispiel im Advent grundsätzlich eine Speise aus verschiedenen Fischsorten serviert, und der Nikolaus heißt auf Ungarisch Mikulás. Aber auch er bringt Kindern, die das Jahr über artig waren, in der Nacht zum Sankt-Nikolaus-Tag am 6. Dezember Naschereien und Obst. Ungehorsame Kinder bekämen hingegen Pfefferkuchen vom Teufel, der gemeinhin Krampuszheißt, erklärt Sandor Molnar, Ungarns Generalkonsul in Jekaterinburg. Dass er sich dem Projekt angeschlossen hat, findet er ganz selbstverständlich.
Basteln, Bratwürste und Glühwein
Für die kleinsten Besucher wurde dieses Jahr ein Sonderprogramm in einem alten Kaufmannshaus auf die Beine gestellt. Die Gäste wurden von der sehr gläubigen Hausherrin Anna Semjonowna und der Gouvernante Olga Franzewna Guwale, einer Protestantin, empfangen. Sie erzählten den Kindern von den Unterschieden der Weihnachtsfeste in Russland und Europa, warum ein Adventskalender 24 Fenster hat, wozu deutsche Kinder in der Nacht zum 6. Dezember geputzte Schuhe vor die Tür stellen und welche Speisen zur Weihnachtstafel gehören. Nach dem Ende der Führung bastelten alle zusammen Baumschmuck, der Glück bringen soll. Das Krippenspiel in einem echten Pferdestall durfte natürlich auch nicht fehlen.
Foto: Tatjana Andreewa/Rossijskaja Gaseta
Älteren Kindern wurden interaktive Veranstaltungen nach Motiven deutscher Märchen und Workshops in Serviettentechnik, Seifensiederei und Scrapbooking geboten. Besonderes Interesse der Schüler galt dem Dekorieren von Karnevalsmasken aus Holz und der Anfertigung von Duftkissen aus Stoff.
Erwachsene hatten ihr Vergnügen an einer Nikolaus-Lotterie und an der traditionellen deutschen Küche: Bei 20 Grad unter dem Gefrierpunkt
erfreuten sich Bratwürste und Glühwein großer Beliebtheit. Naschkatzen erquickten sich an Mandelstollen und Lebkuchen.
Zudem sorgte Live-Musik für gute Stimmung: Die deutsche Rockabilly-Band „The Lazy Boys" sang Weihnachtslieder vor dem Tannenbaum und wiederholte sie am nächsten Tag in der staatlichen Kinderphilharmonie Swerdlowsk gemeinsam mit Kinderchören. Während die jungen Sänger des Knabenchors die Zuschauer mit ihren starken und klaren Diskantstimmen überraschten, gelang es den Mädchen, sie mit ihrer kunstvollen Darbietung von Arien aus Musicals zu bezaubern. Die internationalen Gäste konnten mit ihnen ausgezeichnet mithalten: „O Tannenbaum" in einer originellen Rock-'n'-Roll-Version ließ niemanden frierend zurück.
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