Diät auf russische Art: Fünf Tipps für die Traumfigur

Alena Repkina
Zu Zarenzeiten wurde in der Oberschicht geschlemmt, während die ärmeren Bevölkerungsschichten nur wenig Auswahl hatten. Ein Blick auf die Gewohnheiten der damaligen Zeit zeigt, was wir auch heute für eine gesunde Figur tun können.

Eigentlich galt zu Zarenzeiten eine normale bis fülligere Figur als russisches Frauenideal. Ein zu dünner Körper wurde damals eher als ungesund angesehen. Und das galt nicht nur für Frauen, auch Männer durften ruhig etwas mehr Fleisch auf den Rippen haben. Katharina I. befahl ihrem zukünftigen Ehemann vor der Hochzeit sogar zuzunehmen. Und wie würde das besser gehen als mit einem üppigen Frühstück, für das Russland sogar über seine Landesgrenzen hinweg bekannt war? Ehrenwerten Gästen servierte man morgens nur die feinsten Speisen und das im Übermaß. Und doch können uns die Essgewohnheiten im Russland der Zarenzeit lehren, wie man eine schlanke Figur hält.

1. Eine Bauernration

Auf dem Land war man von Natur aus schlank. Das war alleine schon durch die ständige harte Arbeit und den andauernden Mangel an Lebensmitteln bedingt. Außerdem verbrachten die Menschen im Dorf ab dem Spätfrühling jeden Tag auf dem Feld und übernachteten bisweilen auch dort. Essen und Trinken konnte man da freilich nur wenig mitnehmen – außer Brot und Sauermilch verdarb alles sehr rasch in der Hitze. Kwas und Sauermilch waren übrigens die beliebtesten Getränke unter den Bauern zur Zeit der Rus.

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Damals aß man alles, was man im Garten oder im Wald finden konnte: Kraut, Rüben, Sauerampfer (vergleichbar mit Spinat, nur säuerlich), Beeren und Pilze. Das Positive an diesen sommerlichen Köstlichkeiten ist, dass sie nur wenige Kalorien haben. Süßigkeiten konnten sich Bauern zur damaligen Zeit nicht leisten. Auch Zucker war sehr teuer und Honig wurde meist nur zu feierlichen Anlässen gegessen oder als Medizin verwendet. Auch Marmeladen waren damals eine Seltenheit am Esstisch.

2. Orthodoxe Fastenzeiten

Die orthodoxen Kirchenbräuche waren ebenso ein Faktor dafür, warum das einfache Volk in Russland äußerst schlank war. Denn laut Kirchengesetz sollte man an jedem Donnerstag und Freitag fasten. An diesen Tagen war es nicht nur untersagt, Speisen mit Fleisch, Milch oder Eiern zu essen, sondern man sollte sich auch bei der Größe der Portionen mäßigen.

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Darüber hinaus finden bis heute vier längere Fastenzeiten innerhalb eines Kirchenjahres statt. Die beiden großen, strengen Fastenzeiten im Frühling und vor Weihnachten dauern 49 Tage. Hinzu kommen noch weitere Wochen des Apostelfastens und der Fastenzeit zu Maria-Himmelfahrt, deren Dauer vom Datum abhängt, an dem Ostern gefeiert wird. Vor allem in den strengen Fastenzeiten sollte man an einigen Tagen in der Woche kein tierisches Eiweiß und kein Pflanzenöl zu sich nehmen. Grundsätzlich heißt das ein Verzicht auf kompliziertere und bessere Mahlzeiten. Auch vor der Beichte und der Kommunion, die es in regelmäßigen Abständen abzulegen beziehungsweise zu empfangen galt, sollte mindestens drei Tage lang gefastet werden.

3. Ein Saunagang

Als sehr effektives Mittel, um überschüssige Fettreserven erst gar nicht entstehen zu lassen und auch vielen Krankheiten vorzubeugen, schätzte man zur Zeit der Rus die Sauna – in Russland Banja genannt. Es gab damals sogar einen festen Tag in der Woche, an dem man sich zum Saunieren traf: der Samstag. Zudem war man zu dieser Zeit der Ansicht, dass das Wasser und der Dampf nicht nur Schmutz, sondern auch schlechte Gedanken und Sünden entfernten.

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Die positive Wirkung des Saunierens belegen aktuelle Studien. Der Körper verliert durch die zunächst hohe Temperatur und die anschließende rasche Abkühlung überschüssige Flüssigkeit, wodurch der Stoffwechsel angeregt wird. Früher ging natürlich niemand in die Sauna, um abzunehmen, doch heute ist das gar nicht so unüblich.

4. Eine Kaiserration

Im Gegensatz zum einfachen Volk konnte sich die russische Oberschicht alle Gaumenfreuden leisten, die sie sich wünschte. Daher war man darauf bedacht, den täglichen Lebensmittelkonsum so gut wie möglich zu kontrollieren. Peter I., der bis heute als stattlicher, attraktiver Regent gilt, widmete seinem Speiseplan sehr viel Aufmerksamkeit. Er stand jeden Tag sehr früh auf – noch vor fünf Uhr – frühstückte in aller Eile, um sich dann seinen täglichen Aufgaben widmen zu können.

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Er aß nie später als um zwölf Uhr zu Mittag und bevorzugte als Vorspeise eine deftige Schtschi, eine Krautsuppe mit Fleisch. Als Hauptgang aß er gewöhnlich kalten Entenbraten oder kaltes Ferkel auf Sauerrahm, Schinken oder Käse. Peter I. liebte zudem das Obst aus den kaiserlichen Gärten. Fasst man seinen Speiseplan zusammen, legte er vor allem Wert auf eiweißhaltige Speisen mit Gemüse sowie auf frische Früchte.

5. Kein Abendessen

Im russischen Zarenreich war es in der Oberschicht unter anderem auch üblich, auf das Abendessen zu verzichten, nur um das Gewicht zu halten. Diese Praxis findet sogar in Iwan Gontscharows Werk „Eine alltägliche Geschichte“ Erwähnung.

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Für einen Akteur in seinem Buch war das Abendessen eine Angewohnheit der Bauern und einfachen Leute vom Land. Auch einige Zaren aßen nicht zu Abend, wie beispielsweise Nikolai I. (1825-1855). Doch an dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass man am Hof in Sankt Petersburg erst sehr spät zu Mittag aß – um etwa fünf oder sechs Uhr am Abend.

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