Isaakskathedrale: Streit um Petersburgs prächtigstes Wahrzeichen

St. Isaac's Cathedral in St. Petersburg. 06/19/2016

St. Isaac's Cathedral in St. Petersburg. 06/19/2016

Vladimir Astapkovich/RIA Novosti
Sie ist ein wahrer Touristenmagnet, der mehrere Millionen Euro jährlich in die Stadtkasse spült: die Isaakskathedrale von Sankt Petersburg. 2019 soll sie der Russisch-Orthodoxen Kirche zurückgegeben werden. RBTH stellt den Sakralbau vor.

1. Entworfen von einem Franzosen

Bild: Vladimir Astapkovich/RIA NovostiBild: Vladimir Astapkovich/RIA Novosti

Die Isaakskathedrale in Sankt Petersburg ist ein einzigartiges Denkmal der Architektur. Ihre Erbauung – genauer den Umbau der älteren Kirche – veranlasste Alexander I. Den Wettbewerb um den besten Entwurf für dieses Vorhaben gewann der französische Architekt Auguste Ricard de Montferrand. Die Errichtung des Bauwerks erstreckte sich über 40 Jahre, im Juni 1858 schließlich wurde die Kathedrale geweiht. Die beeindruckende Gestalt der Isaakskathedrale hat viele Dichter inspiriert. Fjodor Tjutschew schrieb: „Ich sah über der Newa stehend / wie Isaaks, des Riesen, / im Dunst des eisigen Nebels / goldene Kuppel strahlte.“

2. Heimat des schwersten Foucault’schen Pendels

Blick vom Säulengang der Isaakskathedrale auf den Mariinski-Palast (Sitz der Gesetzgebenden Versammlung) in Sankt Petersburg. Bild: Alexei Danichev/RIA NovostiBlick vom Säulengang der Isaakskathedrale auf den Mariinski-Palast (Sitz der Gesetzgebenden Versammlung) in Sankt Petersburg. Bild: Alexei Danichev/RIA Novosti

Im Jahr 1928 wurde die Kathedrale in ein Museum umgewandelt. Die erste Ausstellung war der Geschichte der Errichtung dieses Bauwerks gewidmet. Während des Kriegs wurden Kunstwerke aus anderen Museen der Stadt in die Kathedrale evakuiert. Da die deutsche Artillerie den Kathedralbau als Orientierungspunkt nutzte, blieb er von Bombardierungen verschont. Von 1931 bis 1986 hing über der Kuppel der Kathedrale das weltweit schwerste Foucault’sche Pendel, eine Vorrichtung, mit der sich die Erdrotation anschaulich darstellen lässt.

3. Allerlei Altäre und Heiligtümer

Bild: Alexei Danichev/RIA NovostiBild: Alexei Danichev/RIA Novosti

Die Kirche hat drei Altäre: Der zentrale ist dem heiligen Isaak von Dalmatien gewidmet, der linke Nebenaltar dem heiligen Fürst Alexander Newski und der rechte Nebenaltar der Großmärtyrerin Jekaterina. Ein hochgeehrtes Heiligtum der Kathedrale ist die Kopie der Gottesmutterikone von Tichwin.

Junge während einer Liturgie für Kinder in der Isaakskathedrale. Bild: Igor Russak/RIA NovostiJunge während einer Liturgie für Kinder in der Isaakskathedrale. Bild: Igor Russak/RIA Novosti

Heute werden Gottesdienste nur in den Nebenaltarräumen abgehalten, der Hauptaltar ist großen Kirchenfesten vorbehalten. Exkursionen und touristische Zwecke haben derzeit Priorität.

4. Rückgabe an die Russisch-Orthodoxe Kirche

Bild: Alexei Danichev/RIA NovostiBild: Alexei Danichev/RIA Novosti

2019 wird die Isaakskathedrale für 49 Jahre der Russisch-Orthodoxen Kirche zur kostenlosen Nutzung überlassen. Diese Entscheidung ist auf heftige Proteste in Sankt Petersburg gestoßen. Befürworter als auch Gegner der Übertragung versammelten sich zu Demonstrationen. Erst Ende Februar zogen 8 000 Befürworter bereits zum zweiten Mal vor die Kathedrale, während Gegner in einer Petition 200 000 Unterschriften sammeln konnten. Damit sind sie in dieser Woche zur städtischen Wahlkommission gezogen, um ein Referendum zum Status der Isaakskathedrale und der anderen Kirchen in Sankt Petersburg zu erwirken. 

Bild:  Nic Markoff/Global Look PressBild: Nic Markoff/Global Look Press

Die Gegner der Rückübertragung kritisieren, dass die Stadt und die Kathedrale selbst auf diese Weise eine wichtige Einnahmequelle verlieren. Sie befürchten außerdem, dass Gottesdienste die Öffnung des Kirchenbaus für Touristen einschränken werden. Der Metropolit von Sankt Petersburg und der Pressesprecher des Gouverneurs versicherten jedoch, dass die Kathedrale nach ihrer Rückübertragung an die Kirche für Touristen zugänglich bleiben und ihre Museumsfunktionen bewahren werde.

5. Sprudelnde Geldquelle

Bild: Alexei Danichev/RIA NovostiBild: Alexei Danichev/RIA Novosti

Angaben der Internetseite des russischen Museumsverbands zufolge besuchten die Isaakskathedrale im Jahr 2016 2,3 Millionen Touristen. Das Museum nahm 783 Millionen Rubel (12,2 Millionen Euro) ein, davon flossen über 100 Millionen Rubel (1,6 Millionen Euro) in die Restaurierung, 100 Millionen Rubel in Form von Steuern an den Staatshaushalt. Die Kathedrale verbleibt im Eigentum von Sankt Petersburg, die für Restaurierungsarbeiten anfallenden Kosten wird weiterhin die Stadt zahlen. Für die laufenden Betriebskosten kommt die Metropolie von Sankt Petersburg auf.

6. Zweithöchster Bau der Stadt

Aufgang zum Säulengang der Isaakskathedrale. Foto: Alexei Danichev/RIA NovostiAufgang zum Säulengang der Isaakskathedrale. Foto: Alexei Danichev/RIA Novosti

Die Kathedrale ist 101,5 Meter hoch, sie ist damit das zweihöchste Gebäude der Stadt nach der Peter-und-Paul-Kathedrale. Auf einer Höhe von 43 Metern befindet sich ein Säulengang und eine Aussichtsterrasse – eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten. Für die künstlerische Innengestaltung wurden 400 Kilogramm Gold, 16 Tonnen Malachit, 500 Kilogramm Lasurit und 1 000 Tonnen Bronze verwendet.

7. Bevölkert von Heiligen

Der Mond vor dem Hintergrund der Skulpturenkompositionen der Kathedrale. Bild: Vladimir Astapkovich/RIA NovostiDer Mond vor dem Hintergrund der Skulpturenkompositionen der Kathedrale. Bild: Vladimir Astapkovich/RIA Novosti

Den Kirchenbau schmücken Skulpturen von Engeln, Evangelisten und Aposteln. Auf der Balustrade der Hauptkuppel sind 24 Skulpturen von Engeln und Erzengeln zu sehen.

8. In Szene gesetzt

Bild: Sergey Nikolaev/Global Look PressBild: Sergey Nikolaev/Global Look Press

Die Isaakskathedrale wurde anlässlich des „Festival of Lights“ im November 2016 mit einer  3-D-Lichterschau besonders illuminiert.

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