Greenpeace kämpft für die Freilassung seiner Aktivisten

Die Juristen der Umweltschutz-Organisation legen Beschwerde gegen die Festnahme der Greenpeace-Aktivisten ein. Foto: ITAR-TASS

Die Juristen der Umweltschutz-Organisation legen Beschwerde gegen die Festnahme der Greenpeace-Aktivisten ein. Foto: ITAR-TASS

Als Folge des Enterversuchs einer Ölplattform in der Petschorasee wurden 30 Greenpeace-Aktivisten verhaftet. Nun geht die Organisation gegen das Vorgehen der Behörden vor und versucht insbesondere, eine kranke Aktivistin auf Kaution freizubekommen.

Die Odyssee der Vertreter der Umweltschutz-Organisation Greenpeace setzt sich fort: Alle 30 Aktivisten, einschließlich Sini Saarela, finnische Staatsbürgerin, die über ihren schlechten Gesundheitszustand klagt, befinden sich gegenwärtig in Untersuchungshaft. Zugleich wird das Schiff Arctic Sunrise von den Ermittlungsbehörden durchsucht. Die Juristen von Greenpeace legten ihrerseits Beschwerde beim Bezirksgericht in Murmansk ein.

Am Sonntag ordnete das Gericht des Stadtbezirks Leninskij in Murmansk die Inhaftierung weiterer acht Greenpeace-Mitglieder an, die an der durchgeführten Aktion in der Petschorasee beteiligt waren. Der Antrag auf die Festnahme der Aktivisten konnte am 26. September von den Richtern nicht endgültig bearbeitet werden, weshalb die Untersuchungshaft um 72 Stunden verlängert wurde.

 

Auch hochrangige Aktivisten unter den Verhafteten

Unter den Festgenommenen befindet sich ein Pressesprecher der Organisation, Dmitrij Litwinow, der die US-amerikanische und schwedische Staatsbürgerschaft besitzt, sowie die finnische Aktivistin, die unmittelbar an der Aktion auf der Bohrinsel „Priraslomnaja" beteiligt war. Die Verteidigung Saarelas bat aufgrund des schlechten Gesundheitszustandes ihrer Mandantin darum, anstelle der Untersuchungshaft für sie eine Kaution in Höhe von umgerechnet knapp 25 000 Euro oder Hausarrest festzulegen. Bei der Aktivistin wurde die Schilddrüse entfernt, weshalb die Festgenommene unbedingt ihre Medikamente benötigt. Vertreter der Umweltschutz-Organisation Greenpeace versuchen, die für Saarela notwendigen Präparate in das Untersuchungsgefängnis zu übergeben, teilte ein Vertreter des Moskauer Greenpeace-Büros mit.

Außerdem beschlagnahmten die Ermittlungsbeamten auf der Arctic Sunrise, dem Schiff der Umweltschutz-Organisation, einen Teil der Ausrüstung und der Unterlagen. Dieses Vorgehen erklärte die Behörde folgendermaßen: „Da die Verdächtigten keine Aussage zu dem Vorgang und ihrem Ziel, das sie mit ihrem Angriff auf die Bohrinsel verfolgten,

gemacht haben, stellt die Ermittlungsbehörde diese Umstände auf der Grundlage der objektiven Ereignisse fest. Und daraus ergibt sich gegenwärtig folgendes Bild: Die Personengruppe auf dem Schiff Arctic Sunrise drang mit einer umfangreichen Ausrüstung, deren Bestimmung bisher noch nicht ermittelt werden konnte, in den 500 Meter breiten Sicherheitsbereich um die Bohrinsel Priraslomnaja ein und näherten sich der Plattform."

Das Komitee teilte weiter mit: „Alle diese Handlungen werden von der Ermittlungsbehörde als Gefährdung der persönlichen Sicherheit der Mitarbeiter der Bohrinsel und deren Eigentum sowie als Widerstand gegen die Weisungen der Mitarbeiter der Rechtsschutzorgane gewertet."

 

Untersuchungen des Schiffes sind noch nicht abgeschlossen

Die Greenpeace-Vertreterin Anna Smirnowa teilte mit, dass die Ermittlungsgruppe von Samstagmittag an bis tief in die Nacht auf dem Schiff im Einsatz gewesen sei und dabei nur das Deckhaus und einige andere Räume, in Anwesenheit des Kapitäns Peter Willcocks und dessen Anwalts, durchsucht habe. „Die Ermittlungsbeamten haben bisher nicht einmal die Kajüten der Besatzungsmitglieder untersucht, obwohl die offiziellen Dokumente den Ermittlungsbeamten vorgelegen haben", teilte sie mit.

„Wir sind sicher, dass die Behörden auf dem Schiff nichts Ungesetzliches gefunden haben. Eine solche Ausrüstung, wie sich dort befindet, gibt es auf jedem Greenpeace-Schiff, das bei friedlichen Protesten eingesetzt wird", erklärte der geschäftsführende Direktor von Greenpeace International, Kumi Naidoo. Zudem fügt er hinzu, dass die Durchsuchung des Schiffes erst vier Tage nach seiner Ankunft im Hafen erfolgt sei.

Am Montag legte die Verteidigung von Greenpeace beim Murmansker Bezirksgericht Beschwerde gegen die Festnahme der zunächst 22 Besatzungsmitglieder ein, teilte die Pressesprecherin der Organisation, Anna Smirnowa, gegenüber FlashNord mit. „Heute wurde eine Appellation für die am Donnerstag festgenommenen 22 Mitglieder der Besatzung eingereicht, für die restlichen Mitglieder, die am Sonntag festgenommen worden sind, wird dies in Kürze erfolgen. Die Anwälte haben dafür eine Frist von drei Tagen", erzählte sie.

 

Der Vorwurf der Piraterie steht weiter im Raum

Der Hintergrund des Zwischenfalls liegt darin, dass die Umweltschützer am 18. September versucht hatten, die Bohrinsel „Priraslomnaja" zu entern.

Diese wird von dem Unternehmen Gaspromneftschelf betrieben und liegt in der Petschorasee, dem Südwesten der Karasee. Darauf wurden die Aktivisten von Grenzpolizisten des FSB, des Föderalen Dienstes für Sicherheit der Russischen Föderation, festgenommen. Der Eisbrecher, auf dem sich die Aktivisten-Gruppe befand, wurde in den Hafen von Murmansk eskortiert.

Das Ermittlungskomitee bewertete den Vorfall als einen Fall von Piraterie. Es wurden 30 Personen aus 18 Ländern festgenommen, ihnen droht eine Strafe in Höhe von bis zu 15 Jahren Freiheitsentzug und einer Geldbuße von umgerechnet etwa 12 000 Euro.

 

Nach Meldungen von RIA Novosti, Kommersant, Newsru.com und Gazeta.ru.

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