Mandela und die Sowjetunion: Gemeinsam gegen Apartheid

Nelson Mandela pflegte stets eine gute Beziehung zu Russland – nicht zuletzt, weil die UdSSR ihren Beitrag zum Ende der Apartheid lieferte. Foto: Reuters

Nelson Mandela pflegte stets eine gute Beziehung zu Russland – nicht zuletzt, weil die UdSSR ihren Beitrag zum Ende der Apartheid lieferte. Foto: Reuters

Während die Welt den Tod des großen Staatsmannes betrauert, blickt Russland HEUTE zurück auf seine lang anhaltenden Beziehungen zu Russland und der Sowjetunion, die eine zentrale Rolle im Kampf gegen die Apartheid in Südafrika spielten.

Am 95. Geburtstag Nelson Mandelas im Juli 2013 erwies Wladimir Putin ihm eine der größten Ehren. „Ihr Name ist untrennbar mit der gesamten Epoche des modernen Afrikas verbunden, die der Aufbau der neuen und demokratischen Republik Südafrika eingeleitet hat", sagte der russische Präsident, während er auch das Bemühen Mandelas zur Verbesserung der engen Beziehungen zwischen den beiden Ländern hervorhob. Kein Diskurs über den Kampf Südafrikas gegen die Tyrannei des Apartheidregimes könne ohne die Erwähnung der Rolle der Sowjetunion komplett sein, eines Landes, dem der große afrikanische Führer hohes Ansehen beimaß.

 

Nelson Mandela lobte die Solidarität Russlands

Am 30. April 1999, als Mandela bei einem Staatsbesuch in Moskau zwei Ehrendoktortitel der Russischen Akademie der Wissenschaften erhielt, war das eine Hommage an die seit drei Jahrzehnten andauernden guten Beziehungen. „Ich würde Ihre Handlung als Anerkennung an die Intellektuellen unseres Landes interpretieren, an Menschen jeder Hautfarbe und Herkunft, die ihrem Ruf gefolgt sind, die komplexen Erfahrungen und Wünsche unserer so vielseitigen Gesellschaft in einer einzigen realisierbaren Vision von einer in sich friedlichen Gesellschaft zu gestalten", sagte Mandela, als er die Ehren für sich und sein Land empfing.

Während des Staatsbesuchs zeigte Mandela Dankbarkeit für die „Solidarität des russischen Volkes im Kampf Südafrikas gegen die Apartheid und für Freiheit". Die Sowjetunion stand an vorderster Front der Antikolonial- und Antiapartheidbewegungen. In einer Zeit, als Segregation Normalität in vielen Teilen der USA war, warb Moskau für ein Konzept der Rassen- und Völkergleichheit. Es ist kein Geheimnis, dass die Sowjetunion der größte Unterstützer des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) war, der in den USA unter Ronald Reagan 1980 auf der Liste der Terrororganisationen landete.

Seit den 1960er-Jahren bis in die 1990er-Jahre hinein hatte die Sowjetunion mit ihren Militärspezialisten Tausende von MK-Einheiten trainiert, die ein bewaffneter Teil des ANC im Kampf gegen das rassistische Regime waren. „Die Sowjetunion wurde als größter Unterstützer der ANC anerkannt, sowohl als Lieferant von Waffen, als auch dadurch, dass sie ungefähr 2 000 MK-Kader ausbildete", stellt die South African History Online-Webseite fest. „Die Sowjets hatten dem ANC geholfen, Strukturen aufrechtzuerhalten, als sie unter immensem Druck standen, insbesondere während der Rezession in den 1970ern. Diese Strukturen wurden dann von neuen Rekruten aufgestockt, die nach dem Soweto-Aufstand 1976 aus Südafrika flohen. Hiernach hatten die MK-Kader, die in der UdSSR trainiert waren, niederschmetternde Attacken gestartet, die den Druck auf die Apartheid-Führer erhöhten, sich an den Verhandlungstisch zu begeben."

Menschen in der ganzen Welt trauern um Nelson Mandela. Foto: AP

Es ist leicht für Mandelas Kritiker, ihn als Kommunisten zu brandmarken und die Intentionen Russlands herunterzuspielen, den Staatsrassismus in Südafrika zu beenden. Der große Führer war jedoch so pragmatisch, wie die UdSSR ihrerseits. In seiner Autobiografie „Long Walk to Freedom" schrieb Mandela leicht humorvoll: „Es wird immer Leute geben, die behaupten, dass die Kommunisten uns ausgenutzt hätten. Aber wer sagt, dass wir nicht auch sie ausnutzten?"

 

Der letzte Internationale Lenin-Friedenspreis ging an Mandela

Bedenkt man die große Rolle der Sowjetunion im Befreiungskampf Südafrikas gegen das rassistische Regime, war es keine Überraschung, dass Mandela Russland in guter Erinnerung behielt, auch lange nach dem Zusammenbruch des Ostblocks. 1990, im selben Jahr, in dem er nach 27 langen Jahren aus dem Gefängnis entlassen wurde, hatte die Sowjetunion Mandela den Internationalen Lenin-Friedenspreis verliehen. Der große südafrikanische Führer war der letzte Mensch, den das Land damit beehrte, bevor es kurz darauf zugrunde ging. Mandela hielt den Preis in Ehren und scheute die Mühe nicht, Erkundigungen nach ihm anzustellen. Nach seinem ersten und einzigen Staatsbesuch nach Russland bat er seine Helfer von einst, nachzuforschen, was aus der Medaille geworden sei. 2002 überreichte der russische Botschafter in Südafrika Andrej Kuschakow die Goldmedaille an den Staatsmann.

„Es hat sich vieles in der Welt verändert, seit uns der Preis verliehen wurde, aber die Notwendigkeit, menschliche Solidarität in der Welt zu haben, die diese großzügige Geste zeigt, besteht nach wie vor", sagte er beim Entgegennehmen des Preises.

Mandelas Staatsbesuch 1999 gab die Richtung zu einer engeren Zusammenarbeit zwischen Russland und Südafrika vor. Während des Besuchs hatten Mandela und Boris Jelzin eine Vereinbarung unterschrieben, die die politischen Bände und die wirtschaftliche Zusammenarbeit stärken sollte, zum Beispiel bei der Gold- und Diamantenproduktion. Seit dieser Zeit haben die Länder ihre bilaterale und multilaterale Zusammenarbeit intensiviert. Moskau war der stärkste Befürworter für einen Beitritt Südafrikas zu der Gruppe der BRIC-Länder, woraus das Akronym BRICS resultierte. Die Entwicklung der Verbundenheit und die wachsende Solidarität zwischen den Mitgliedern dieser Gruppe ist etwas, was Nelson Mandela, einen der größten Staatsmänner, die je auf Erden gelebt haben, sehr glücklich machen würde.

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