Nadeschda Sawtschenko wurde bei einer Passkontrolle in der Nähe der russischen Stadt Woronesch verhaftet. Foto: AP
Laut Ermittlungsbehörde der Russischen Föderation befand sich die Pilotin des Hubschraubers Mi-24 Nadeschda Sawtschenko von der „Ajdar“-Division, einem Verband der ukrainischen Armee, im Südosten des Landes auf einem Aufklärungsflug, als sie die russischen Journalisten entdeckte. Daraufhin leitete sie, so der russische Chefermittler Wladimir Markin, die genauen Koordinaten des Aufenthaltsortes der Reporter der Medienholding WGTRK und weiterer Zivilpersonen in der Nähe von Lugansk an die ukrainischen Bodentruppen weiter. Diese hätten dann gezielt das Feuer eröffnet, dem die WGTRK-Journalisten Igor Korneljuk und Anton Woloschin zum Opfer fielen.
Nadeschda Sawtschenko wurde nun bei einer Passkontrolle in der Nähe der russischen Stadt Woronesch verhaftet. Wie sich herausstellte, hat sie ohne Dokumente, als Flüchtling, die russische Grenze überschritten. Dabei, so Chefermittler Markin, sei aufgefallen, dass sie als Verdächtigte im Fall des Mords an den russischen Journalisten gesucht werde.
Verhaftete Pilotin streitet Schuld ab
Die Hubschrauberpilotin bestreitet nicht, dass sie in die Kampfhandlungen im Südosten der Ukraine verwickelt war und sich der „Ajdar“-Division angeschlossen hatte. Ihre unmittelbare Schuld am Tod der Journalisten erkennt sie jedoch nicht an.
Ihrer Darstellung gegenüber der russischen Tageszeitung „Komsomolskaja Prawda“ zufolge sei sie von Aufständischen in der Region Lugansk
einen Tag nach dem Tod der Journalisten verhaftet worden, als sie versucht hätte, verwundete ukrainische Soldaten zu evakuieren. Am 19. Juni wurde auf YouTube ein Video veröffentlicht, das sie, in Handschnellen, bei einem Verhör durch Aufständische zeigt. Diese versuchen nähere Informationen über die Größe und genauen Positionen der ukrainischen Truppen herauszubekommen, worüber sie aber keine Auskunft gab.
Wie kam die Pilotin nach Russland?
Das Außenministerium der Ukraine protestierte gegen die Verhaftung der Armeeangehörigen und bezeichnete die Überführung Sawtschenkos auf russisches Territorium als widerrechtlich. Die russische Seite wurde aufgefordert, der Pilotin Rechtsbeistand durch das ukrainische Konsulat in Woronesch zu ermöglichen, was inzwischen auch geschehen sein soll.
„Mit der Entführung ukrainischer Bürger auf russisches Territorium verstößt Russland nicht nur gegen die Normen des Völkerrechts sondern auch gegen grundlegende moralische Normen. Solche Aktionen werden nicht ohne angemessene Antworten vonseiten unseres Landes und der internationalen Gemeinschaft bleiben“, schreibt das ukrainische Außenministerium auf seiner Website. Das russische Außenministerium hat den Fall bislang nicht kommentiert.
Vernünftige Haftbedingungen
Der Vorsitzende der Gesellschaftlichen Aufsichtskommission für faire Rechtsverfahren von Woronesch Anatolij Malachow besuchte am Mittwoch die ukrainische Militärangehörige in der Untersuchungshaftzelle. Seinen Worten zufolge beklagte sich Sawtschenko nicht über die Haftbedingungen oder das Verhalten der Behörden ihr gegenüber. Die Bedingungen in der
Haftanstalt seien gut. Sawtschenko sei allein in einer für vier Häftlinge ausgelegten Zelle untergebracht. Es gebe warmes und kaltes Wasser. Sie habe Kleidung, Waschutensilien, Frauenartikel. Nur nach Kaffee und Zigaretten habe sie gefragt. Sie lese ein Buch, einen klassischen Roman. Nach den Worten Malachows habe sie erst Emotionen gezeigt, als er mit ihr über die Ereignisse in ihrem Land redete. „Wir werden es schon selbst schaffen, wir brauchen niemanden, Russland nicht und den Westen nicht“, erinnert sich Malachow an die Worte Sawtschenkos.
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