Wladimir Putin: „Ein neuer Eisener Vorhang wäre unser Verhängnis“

Putin schließt erneute Kandidatur 2018 nicht aus. Foto: TASS

Putin schließt erneute Kandidatur 2018 nicht aus. Foto: TASS

Im Interview mit der russischen Nachrichtenagentur Tass sprach Wladimir Putin über seine Beliebtheit im russischen Volk, eine erneute Amtszeit und das Verhältnis Russlands zum Westen. Dabei machte er deutlich: Russland lässt sich nicht auf das Abstellgleis stellen.

Russlands Präsident Wladimir Putin übte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Tass Kritik am Westen: Moskau werde von den USA und der Europäischen Union nur als Partner akzeptiert, wenn es „brav“ sei. „Wenn sich Russland das Recht nimmt, seine Interessen zu schützen, ändert sich das Verhältnis sofort“, so der Präsident. Dem Druck des Westens stehe er dennoch gelassen gegenüber. Denn das sei in der langen Geschichte Russlands schon immer so gewesen, erklärte er, andere Staaten hätten stets versucht, Russland zu beschränken, wenn es ihnen zu mächtig zu werden schien.

Es gebe also keinen Grund, beunruhigt zu sein über die aktuelle Lage. „So funktioniert die Welt eben“, stellte Putin fest und erklärte, warum das so ist: „Es ist ein stetiger Kampf um geopolitische Interessen und Einfluss und es geht dabei um Wirtschaftswachstum, um die Verbesserung des Lebensstandards und die Lösung sozialer Probleme.“ Daran sei nichts Verwerfliches, allerdings könne dieser Versuch auch dazu führen, dass ein Land, statt stärker zu werden, in die Bedeutungslosigkeit versinke und nicht mehr in der Lage sei, die Interessen des eigenen Volkes zu vertreten.  

Ein Kräftemessen mit dem Westen strebe Russland dennoch nicht an: „Das haben wir nicht nötig“, sagte Putin. In die Isolation werde Russland sich nicht treiben lassen, stellte Russlands Präsident klar und erinnerte an die Geschichte von Ländern, die versucht hätten, sich vom Rest der Welt zu isolieren: „Zerfall und Untergang waren die Folge“. „Ein neuer Eiserner Vorhang würde uns zum Verhängnis werden“, sagte Putin deutlich

und erklärte außerdem: „Wir werden diesen Weg auf keinen Fall beschreiten und niemand wird eine Mauer um uns errichten.“

Den Ausschluss aus der G8, jetzt G7, sieht er in diesem Zusammenhang nicht problematisch. „Welchen Sinn hat eine Teilnahme an den Treffen, wenn Russland lediglich stumm daneben sitzen darf, aber Russlands Position nicht gehört wird und die russischen Interessen nicht berücksichtigt werden?“, fragte Putin. Unangenehm sei ihm der Ausschluss nicht: „Was sind schon Unannehmlichkeiten? Ich will Ergebnisse“, so Putin.

 

Russischer Präsident auf Lebenszeit?

Auf die Frage, ob er für immer Präsident der Russischen Föderation bleiben wolle, antwortete Putin: „Das wäre nachteilig für das Land.“ Amtsmüde sei er aber nicht. Nach der russischen Verfassung wäre eine weitere Amtszeit Putins durchaus möglich, das bedeute aber „absolut nicht“, so Putin, dass er 2018 auf jeden Fall kandidieren werde. „Ja, die Möglichkeit besteht, dass ich wieder als Kandidat antrete. Ob das geschehen wird, weiß ich noch nicht“, sagte er. „Ich werde den allgemeinen Kontext betrachten, meine inneren Gefühle, meine Stimmung“, sagte Putin. Ohnehin sei es noch viel zu früh, darüber nachzudenken, es sei schließlich erst 2014. Heimliche Zukunftspläne habe er auch nicht, so Putin: „Ich bin in einer Position, die es nicht erlaubt, Geheimnisse zu haben“, erklärte Putin.

Kult um seine Person lehnt der russische Präsident ab. Es drehe sich nicht alles um ihn, es sei auch falsch, das anzunehmen. Natürlich werde ein Staat oft mit seinem Oberhaupt assoziiert: „Das ist überall so. Das ist nicht typisch russisch“, so Putin. „Ja, ich nehme oft an der strategischen

Entscheidungsfindung teil“, gab Putin zu. Das halte er auch für seine Aufgabe, denn „der erste Mann im Staat muss schließlich etwas tun, er kann nicht einfach nur herumsitzen“, findet der Präsident, betonte aber, dass deshalb noch lange nicht alles vom Staatsoberhaupt abhänge.

Im Hinblick auf die Eingliederung der Krim in die Russische Föderation sagte Putin, dass diese aus strategischen Gründen erfolgt sei und er sehe die russische Politik im Einklang mit dem Völkerrecht. Dann gab er einen Einblick in die russische Seele: „Wenn ein Russe sich im Recht fühlt, ist er unbezwingbar“, betonte er. „Wenn man bei einer Entscheidung Zweifel an ihrer Richtigkeit hat, wird man unsicher. Das ist gefährlich“, erläuterte Putin und fügte hinzu, er habe an der Entscheidung für die Krim keine Zweifel gehabt. Auch die möglichen Folgen habe er einkalkuliert. Auf die Frage, ob er erwarte, dass sich letztlich alles zum Guten wenden werde, gab sich Putin optimistisch: „Ich denke schon.“ 

Kompletter Text des Interviews bei TASS 

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