Die Welt in Russlands Medien: Heiliger Krieg zwischen IS und Taliban sowie Haft für Mursi

Der ehemalige Präsident Ägyptens Mohammed Mursi wurde zu 20 Jahren Gefängnishaft verurteilt. Foto: EPA

Der ehemalige Präsident Ägyptens Mohammed Mursi wurde zu 20 Jahren Gefängnishaft verurteilt. Foto: EPA

Russische Medien berichten über das Urteil gegen Ägyptens Ex-Präsident Mursi und mögliche Kämpfe zwischen der Terrorgruppe IS und den Taliban in Afghanistan. Außerdem geht es um US-Präsident Barack Obama, der Interesse an einer Teilnahme am „Normandie-Format“ habe.

Gazeta.ru: Leistest das harte Urteil gegen Mursi radikalen Kräften Vorschub?

Gazeta.ru berichtet, dass Mohammed Mursi, der ehemalige und erste demokratisch gewählte Präsident Ägyptens, zu 20 Jahren Gefängnishaft verurteilt wurde. Das Gericht befand ihn für schuldig, für die Verhaftung und Folter politischer Gegner verantwortlich gewesen zu sein. Gazeta.ru erinnert daran, dass sein Amtsvorgänger Husni Mubarak, der zuvor wegen ähnlicher Vergehen verurteilt worden war, im November vergangenen Jahres in einem Revisionsprozess von allen Vorwürfen freigesprochen wurde.

Der Onlinezeitung zufolge habe sich Mursi den Unmut großer Teile der ägyptischen Bevölkerung zugezogen, als er aus dem weltlich geprägten Ägypten einen Staat islamischer Prägung machen wollte. Im Juli 2013 wurde er von den ägyptischen Militärs mit aktiver Unterstützung von General Abd al-Fattah as-Sisi, der später ägyptischer Präsident wurde, seines Amtes enthoben. Unter as-Sisi wurde die Muslimbruderschaft, der auch Mursi angehört, verboten. Seitdem führe sie einen bewaffneten Kampf gegen die ägyptische Regierung, schreibt Gazeta.ru.

Alexander Schumilin, Leiter des Zentrums für Analysen von Nahost-Konflikten am USA- und Kanada-Institut in Moskau, bezeichnet das Urteil gegen Mursi gegenüber der Onlinezeitung als „politisch motiviert". „Dieses Urteil soll der Bruderschaft zeigen, dass der Präsident den Kurs von Mubarak, der auf ihre Unterdrückung abzielte, fortsetzen wird", zitiert ihn die Zeitung. Nach Meinung von Ernest Sultanow, Koordinator der Expertengruppe Mir-Initiative, habe die aktuelle ägyptische Regierung ein „System der Sippenhaft" eingeführt. „Es werden entweder die unmittelbaren Anführer oder deren Kinder verhaftet, in der Hoffnung, eine scharfe Reaktion der Muslimbrüder zu verhindern", erklärt Sultanow bei Gazeta.ru. Er gehe davon aus, dass dieses Vorgehen jedoch noch viel radikaleren Kräften als der Muslimbruderschaft zum Durchbruch verhelfen werde. Diese seien dagegen eine „ausgesprochen moderate Kraft", so Sultanow.

 

„Nesawisimaja gaseta": Konflikt zwischen IS und Taliban in Afghanistan spitzt sich zu

Die „Nesawisimaja gaseta" berichtet von Auseinandersetzungen zwischen dem Islamischen Staat, IS, und den Taliban in Afghanistan. Beide hätten sich gegenseitig den „heiligen Krieg" erklärt, so die Zeitung. „Der Konflikt zwischen den beiden Gruppierungen hat bereits vor längerer Zeit begonnen", schreibt Omar Nessar, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Orientkunde an der Russischen Akademie der Wissenschaften, in einem Kommentar für die Zeitung. „Die Taliban wollen eine weitere Eskalation jedoch vorerst vermeiden, denn dies käme der Regierung in Kabul aktuell sehr gelegen", meint Nessar, der jedoch davon ausgeht, dass

eine Ausweitung des Konflikts früher oder später unvermeidbar sei. Nessar erklärt in der „Nesawisimaja gaseta", dass der IS bislang nicht bereit sei, in einen bewaffneten Konflikt mit den Taliban verwickelt zu werden, weil er in der Region nicht über ausreichende Kräfte verfüge. In den kommenden Monaten sei ein direkter Militärkonflikt in der Region aber höchstwahrscheinlich.

Nessar erklärt außerdem, dass sehr viel vom Ausgang der Verhandlungen zwischen der Regierung in Kabul und den Taliban abhänge. Die Zeitung sieht die Gefahr, dass Personen, die Schlüsselpositionen innerhalb der Taliban einnehmen, in afghanische Regierungskreise integriert werden könnten. Dies könne zu Unzufriedenheit bei der mittleren und unteren Führungsriege der Taliban führen und zu einem Überlaufen zum IS führen.

 

„Moskowski komsomolez" („MK"): Nehmen die USA bald am „Normandie-Format" teil?

US-Präsident Barak Obama wäre bereit, sich dem „Normandie-Format" zur Lösung der Krise in der Ukraine anzuschließen, sollte er dazu aufgefordert werden, berichtet die Zeitung „МК". Diese Möglichkeit habe der US-Botschafter in Russland, John F. Tefft, in einem Interview mit dem russischen Rundfunksender „Echo Moskau" nicht ausgeschlossen. Tefft sagte demnach, er verfüge über keine unmittelbaren Informationen vom US-Präsidenten selbst zu dessen Interesse an einem Mitwirken im „Normandie-Format", so „MK". Der Botschafter vermute jedoch, dass Obama dies positiv sehe, heißt es weiter.

Die russische Regierung äußerte sich in einem Kommentar zu einer möglichen Erweiterung des Normandie-Formats durch die Teilnahme Obamas. Laut „MK" habe Putins Sprecher Dmitri Peskow erklärt: „Wenn irgendein Land dazu bereit ist und darauf Einfluss nehmen kann, dass Kiew das Minsk-II-Abkommen umsetzt, wird dies von Moskau selbstverständlich begrüßt."

 

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