15 Jahre Wladimir Putin: „Ich fühle mich als Teil des Volkes“

Putin: "Wir brechen keine Spielregeln". Foto: Reuters

Putin: "Wir brechen keine Spielregeln". Foto: Reuters

Im Jahr 2000 wurde Wladimir Putin zum ersten Mal zum Präsidenten der Russischen Föderation gewählt. Zu diesem Anlass strahlte der staatliche Fernsehsender „Rossija-1“ am Sonntag eine Dokumentation aus, die auf einem Interview mit ihm basiert. RBTH veröffentlicht Putins Antworten auf die wichtigsten Fragen in Auszügen.

Wladimir Putin lenkt seit 15 Jahren die Geschicke der Russischen Föderation. Im Jahr 2000 wurde er erstmals Präsident. Er behielt das Amt bis 2008 und musste dann wegen einer Regelung in der russischen Verfassung pausieren. Unter seinem Nachfolger Dmitri Medwedjew war er Premierminister. Seit Mai 2012 ist Putin wieder in seinem angestammten Amt. Der staatliche TV-Sender „Rossija-1" strahlte einen Dokumentarfilm aus, in der vor allem Putin selbst zu Wort kommt.

 

Wie alles begann

Waldimir Putin: „Ich war damals Regierungsvorsitzender. Kurz nachdem Boris Jelzin verkündet hatte, dass ich zur Wahl zum russischen Präsidenten antreten werde, bekam ich in meinem Büro im Weißen Haus (Regierungsgebäude in Moskau, Anm. d. Red.) Besuch von einigen der russischen Oligarchen. Sie sagten: „Ihnen ist klar, dass sie hier niemals Präsident werden?" Ich antwortete ihnen, das würden wir sehen."

Auf die Frage, wie es ihm gelungen sei, die Oligarchen zu überzeugen, antwortete Putin: „Dabei kamen verschiedenen Methoden zum Einsatz."

 

Russische geopolitische Interessen

Nach dem Fall der Sowjetunion habe er wie viele andere gehofft, dass der Westen eine andere Sicht auf Russland entwickeln und das Land anders behandeln würde. Er selbst sei damals auch von einem radikalen Wandel ausgegangen: „Ich habe fast zwanzig Jahre beim KGB im Außendienst gearbeitet und sogar ich habe gedacht, dass sich nach dem Ende des Kommunismus alles radikal verändern würde, wenn das Monopol der kommunistischen Partei auf die Regierung wegfällt. Vieles hat sich geändert, aber nicht radikal. Denn es hat sich herausgestellt, dass es geopolitische Interessen gibt, die unabhängig von der politischen Ideologie sind." Das hätte der Westen berücksichtigen müssen. Putin: „Unsere Partner hätten verstehen müssen, dass ein Land wie Russland geopolitische Interessen hat und es sich gar nicht leisten kann, keine zu haben."

 

Kaukasus und Terrorismus

„Als ich Direktor des FSB (Inlandsgeheimdienst der Russischen Föderation, Anm. d. Red.) war, habe ich verschiedene Dokumente gelesen, darunter auch abgefangene Briefe von Terroristen. Darin stand, sie hätten eine einmalige historische Gelegenheit, nämlich den Kaukasus von Russland loszureißen. Uns war damals klar, dass wir reagieren mussten, denn sonst

hätten wir keine Chance gehabt, den Kaukasus zu halten."

Er habe Beweise für eine Zusammenarbeit der US-amerikanischen Geheimdienste mit den Terroristen gesehen, sagte Putin weiter: „Einmal haben unsere Geheimdienste direkte Kontakte zwischen den Kämpfern im Nordkaukasus und den Geheimdienstlern der USA in Aserbaidschan nachweisen können. Es gab direkte Hilfen, etwa beim Transport." Als er das dem damaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten berichtet habe, sagte dieser, er werde „sie übers Knie legen". Dies sollte ein leeres Versprechen bleiben, denn Putin erinnert sich: „Zehn Tage später hat der FSB einen Brief von den US-amerikanischen Kollegen erhalten, in dem sie klargestellt haben, dass sie auch weiterhin Kontakt zu allen oppositionellen Kräften in Russland pflegen werden."

 

Das tragischste Ereignis in 15 Jahren?

Putin nennt die „furchtbaren Terroranschläge" und erinnert an „Beslan, an das Zentrum von Dubrowka...". Er nennt diese Ereignisse das wahrscheinlich „schwierigste, was unser Volk durchmachen musste".

 

Putin und der Westen

Dem Westen unterstellt der russische Präsident, dass er ein starkes Russland nicht ertragen könne: „Ich bekomme manchmal den Eindruck, dass sie uns lieben, wenn man uns humanitäre Hilfe schicken muss. Dann ist alles in Ordnung, dann schicken sie uns Kartoffeln. Die sogenannten Regierungskreise, die politischen und wirtschaftlichen Eliten dieser Länder lieben uns, wenn wir hungern, arm sind und um Hilfe bitten."

 

Die Krim und die Krise in der Ukraine

Russland habe sich nicht falsch verhalten, betonte der russische Präsident, als er zu den Ereignissen auf der Krim und in der Ukraine befragt wird. „Ich bin tief überzeugt, dass wir keine Spielregeln brechen. Wenn ich

Spielregeln sage, meine ich damit in erster Linie internationales Recht, die Satzung der Vereinten Nationen und alles, was damit zusammenhängt. Das betrifft unsere Beziehung zur Ukraine, das betrifft die Situation auf der Krim und das betrifft unsere Position in anderen Regionen der Welt im Kampf gegen den internationalen Terrorismus."

Die Eingliederung der Krim in die Russische Föderation sei notwendig gewesen: „Das Wichtigste für uns war, zu verstehen, was die Menschen wollen, die auf der Krim leben. Wenn diese Menschen zurück nach Russland und keine Regierung von Neonazis, rechten Nationalisten und Bandera-Anhängern (ukrainischer nationalistischer Politiker, Anm. d. Red.) wollen, dann dürfen wir sie nicht im Stich lassen. Nicht, weil wir etwas abbeißen und für uns haben wollen. Und nicht einmal deshalb, weil die Krim eine strategische Bedeutung für das Schwarzmeerbecken hat. Sondern deshalb, weil das ein Element der historischen Gerechtigkeit ist. Ich finde, dass wir richtig gehandelt haben und ich bereue nichts."

 

Putins Verhältnis zu den Russen

„Ich war niemals Teil der sogenannten Eliten. Und das ist auch sehr gut so. Wenn die Menschen in einem anderen Land leben oder geboren werden, ist das auch nicht schlecht, aber hier gibt es auch gewisse Vorteile. Aber für einen Menschen, der seine Arbeit macht, wie ich sie mache, ist diese Verbindung zum einfachen Volk und Anteilnahme sehr wichtig."

Er sehe sich nicht als abgehoben, sondern als Gleicher unter Gleichen: „Ich fühle mich einfach als Teil unseres Landes, als Teil des Volkes. Ich spüre, wenn die Menschen hier unzufrieden sind."

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