Atomwaffen in Deutschland: Die USA provozieren mit Aufrüstungsplänen

Im Fall eines Kriegs könnten deutsche Tornado-Flugzeuge die amerikanischen Bomben auf Befehl der Nato einsetzen.

Im Fall eines Kriegs könnten deutsche Tornado-Flugzeuge die amerikanischen Bomben auf Befehl der Nato einsetzen.

DPA/Vostock-Photo
Die russische Regierung zeigt sich empört über Pläne der USA, im deutschen Fliegerhorst Büchel moderne Atomwaffen zu stationieren. Zu einer Entspannung in den Beziehungen zwischen Russland und dem Westen werde dies nicht beitragen. Russland kündigte bereits Gegenmaßnahmen an.

Der Kreml reagierte verärgert auf Meldungen, 20 taktische atomare Sprengköpfe der neuen Modifikation B61-12 könnten im rheinland-pfälzischen Fliegerhorst Büchel stationiert werden. „Dies ist ein weiterer Schritt, und leider ein sehr großer Schritt, auf dem Weg der Steigerung von Spannungen auf dem europäischen Kontinent“, sagte Wladimir Putins Sprecher Dmitrij Peskow am Mittwoch. „Natürlich kann das zu einer Störung der strategischen Balance in Europa führen und wird daher zweifelsohne entsprechende Gegenmaßnahmen für die Wiederherstellung der Parität erfordern“, zitiert ihn „Ria Nowosti“.

Der Deutsche Bundestag hatte die Bundesregierung bereits 2010 aufgefordert, sich mit Nachdruck für einen Abzug von Atomwaffen aus Deutschland einzusetzen. Diese befinden sich aber weiterhin in Büchel in der Eifel und der neue Plan sieht de facto eine Erneuerung dieses Arsenals vor. Im Fall eines Kriegs könnten deutsche Tornado-Flugzeuge die Bomben auf Befehl der Nato einsetzen.

Russische Medien berichteten, Moskau erwäge als Antwort auf die Erneuerung des Arsenals in Deutschland, seine Raketenkomplexe Iskander-M nach Kaliningrad zu verlegen. 

Der Vorsitzende des russischen Sicherheits- und Verteidigungsrats Wiktor Oserow sagte sogar, die Stationierung neuer Atomwaffen in Deutschland könne Russland zu einem Austritt aus dem INF-Vertrag bewegen. 

Ein neuer Kalter Krieg?

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums Marija Sacharowa sagte im Interview mit dem ZDF, Russland sei besorgt über die Möglichkeit der Anwendung US-amerikanischer Atomwaffen durch Länder, die über kein eigenes Atomwaffenarsenal verfügen. „Dies ist ein Verstoß gegen die Punkte 1 und 2 des INF-Vertrags“, betonte sie.

Die USA sehen dagegen keinerlei Verstoß gegen den INF-Vertrag. Die Vize-Pressedienstleiterin in der Nationalbehörde zur Nuklearen Sicherheit der USA erklärte zudem schnell, die Produktion der Bomben könne ohnehin erst nach 2020 beginnen.

Igor Korottschenko, Direktor des Zentrums für Analyse des weltweiten Waffenhandels beim Verteidigungsministerium Russlands, meint, die Modernisierung der US-amerikanischen Atomwaffen auf dem deutschen Stützpunkt destabilisiere die Lage in Europa und könne zur Entfachung eines neuen Kalten Krieges führen. Dabei unterstreicht er, dass im Fall eines Krieges Büchel Ziel für russische Raketen und Langstreckenbomber werden könnte.

Der Kreml kann sich eine Konfrontation nicht leisten

Doch nicht alle russischen Experten sehen die Empörung des Kremls als gerechtfertigt an. Nach Ansicht des Präsidenten der Akademie für geopolitische Probleme Konstantin Siwkow sind die Pläne der USA nicht neu. Das Programm zur Modernisierung der taktischen Luftwaffe für fünf nichtatomare Nato-Länder mit dem Ziel, die stationierten Waffen anwenden zu können, wurde schon vor zwei Jahren beschlossen und soll bis 2018 abgeschlossen sein.

„Das Einzige, was wir dem real entgegensetzen können, ist die Bestückung der Iskander-Raketen mit atomaren Sprengköpfen, die Herstellung von Flugzeugraketen in genügender Anzahl und die Modernisierung unserer Tu-22M3-Flugzeuge“, sagt Siwkow im Interview mit „RIA Nowosti“. 

Der Militärexperte Oberst a. D. Wiktor Litowkin denkt nicht, dass sich Russland wegen der Pläne für Büchel zu einem Wettrüsten hinreißen lassen werde. Er glaubt, Moskau werde „nichts radikales unternehmen, um die Wirtschaft nicht noch weiter zu schwächen.“

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