Medwedjew: Terroranschlag könnte Absturzursache des A321 sein

Der „Rossijskaja Gaseta“ sagte Dmitrij Medwedjew zudem, dass die Behörden russische Urlauber in Ägypten innerhalb von zwei Wochen ausfliegen wollen, notfalls auch darüber hinaus.

Der „Rossijskaja Gaseta“ sagte Dmitrij Medwedjew zudem, dass die Behörden russische Urlauber in Ägypten innerhalb von zwei Wochen ausfliegen wollen, notfalls auch darüber hinaus.

Dmitri Astachow / TASS
Der russische Ministerpräsident Dmitrij Medwedjew hat eingeräumt, dass die Absturzursache der Maschine A321 über dem Sinai ein Terroranschlag gewesen sein könnte. Das ist bemerkenswert, hatte der Kreml doch zuvor diese Möglichkeit als reine Spekulation abgetan.

Bei dem Absturz der russischen Passagiermaschine über dem Sinai, bei dem 224 Menschen ums Leben kamen, könnte es sich doch um einen Terroranschlag gehandelt haben, erklärte der Ministerpräsident der Russischen Föderation Dmitrij Medwedjew. „Ein terroristischer Anschlag zählt zu den wahrscheinlichen Gründen, warum das passiert ist“, sagte er in einem Interview der Zeitung „Rossijskaja Gaseta“. Die Frage nach der Absturzursache werde jedoch weiterhin geklärt, fügte der Regierungschef hinzu.

Bislang hatte Russland es vermieden, von einem Terroranschlag zu sprechen. Noch vor wenigen Tagen sagte der Pressesprecher des russischen Präsidenten, Dmitrij Peskow, dass ein Anschlag reine Spekulation wäre, und am Dienstag erklärte Russlands Verkehrsminister Maxim Sokolow, es gäbe keine zuverlässigen Hinweise auf einen Terroranschlag.

Damit widersprachen die Politiker einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters. Diese teilte am Samstag unter Berufung auf die Untersuchungskommission mit, dass die Experten mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Prozent von einer Explosion an Bord ausgingen. Entsprechende Geräusche seien am Ende der Aufnahme einer Blackbox zu hören.

Auch der Flugzeughersteller Airbus schloss einen technischen Defekt als Absturzursache aus. „Wir wissen heute, dass das Flugzeug in einem guten technischen Zustand war. Der Grund für den Absturz ist also nicht beim Flugzeug zu suchen. Man muss aber die endgültigen Ermittlungsergebnisse abwarten“, zitierte die Agentur Ria Nowosti Airbus-Sprecher Stefan Schaffrath.

Geheimdiensthinweise aus den USA und Großbritannien

Die Ermittlungen zur Absturzursache laufen weiter. Die USA und Großbritannien sind nicht Teil der offiziellen Untersuchungskommission, unterstützen aber die Ermittlungen. Dem Sprecher des Weißen Hauses Josh Earnest zufolge stellen die USA Geheimdienstinformationen vom Absturz der russischen Maschine zur Verfügung. „Ägypten und Russland führen die Untersuchung, das ist bekannt. Aber wenn wir etwas mitzuteilen haben, machen wir das auch“, zitierte die Nachrichtenagentur Tass den Sprecher.

Gleichwohl auch Washington keine Ergebnisse zur Absturzursache vorweisen könne, sei ein terroristischer Anschlag nicht auszuschließen, betonte Earnest. „Wir tun alles Mögliche, um herauszufinden, was bei diesem Unfall genau passiert ist.“ Auch US-Präsident Barack Obama hatte bereits am vergangenen Freitag von der Möglichkeit einer Explosion an Bord gesprochen.

Davor hatte das britische Außenministerium offiziell erklärt, London hätte Informationen bezüglich eines möglichen Terroranschlags an Moskau übergeben. Außenminister Philip Hammond sagte aber auch, dass Großbritannien nicht alle Geheimdiensthinweise bezüglich des Absturzes der russischen Maschine verraten werde.

Wird das Flugverbot ausgeweitet?

Der „Rossijskaja Gaseta“ sagte Dmitrij Medwedjew zudem, dass die Behörden russische Urlauber in Ägypten innerhalb von zwei Wochen ausfliegen wollen, notfalls auch darüber hinaus. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte den russischen Fluggesellschaften für Flüge nach Ägypten ein Flugverbot erteilt. Allein für den Rücktransport der russischen Touristen dürfen Maschinen nach Ägypten starten. Das Gepäck der Urlauber wird mit speziellen Frachtflugzeugen nach Russland gebracht.

Das Flugverbot könne auch auf andere Länder ausgeweitet werden, schrieb die Zeitung „Kommersant“ unter Berufung auf Hinweise aus Kreisen russischer Behörden. Das Verbot für Flüge nach Ägypten könne zudem für eine lange Zeit gelten, möglicherweise für Jahre.

Flugverbot nach Ägypten: Der Pleitegeier kreist über den Reisebüros

Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland

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