George Haswani: Geschäftsmann oder Unterstützer des IS?

Die EU und die USA werfen George Haswani Geschäfte mit dem Terror vor.

Die EU und die USA werfen George Haswani Geschäfte mit dem Terror vor.

AP
Russland und die Türkei beschuldigen sich gegenseitig, Öl von der Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu kaufen. Laut dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan steckt der Mittelsmann George Haswani dahinter.

George Haswani, zugleich russischer und syrischer Staatsbürger, wurde Ende November dieses Jahres auf die Sanktionsliste des US-Finanzministeriums gesetzt. Das US-amerikanische Amt für Kontrolle von Auslandsvermögen (Ofac) bezeichnet Haswani als Vermittler im Ölhandel zwischen Assads Regierung und der Terrororganisation „Islamischer Staat“.

Bereits im März wurden gegen Haswani EU-Sanktionen verhängt. In dem entsprechenden EU-Beschluss wurde unter anderem hervorgehoben, dass der Eigentümer des Unternehmens Hesco, eine der größten syrischen Ingenieur- und Baugesellschaften, „enge Kontakte zum syrischen Regime pflegt und als Vermittler im Ölhandel zwischen der syrischen Regierung und dem IS aktiv ist“. 

Ausgebildet in der Sowjetunion

Der gebürtige Syrer Haswani studierte in der UdSSR an der Leningrader Polytechnischen Universität und verteidigte 1979 seine Doktorarbeit. Nach Studienabschluss baute er sein Handelsgeschäft in beiden Ländern auf. Zu Beginn der 1990er-Jahre war seine Firma Haswani Brothers, im syrischen Yabrud in der Nähe von Damaskus gelegen, an drei Projekten in Russland beteiligt. Zwei waren in der Bekleidungsindustrie angesiedelt, das dritte beschäftigte sich mit der Produktion von Fahrrädern. Die Unternehmen waren nicht besonders erfolgreich und wurden in den folgenden Jahren eingestellt. Haswanis Hauptgeschäft in Syrien entwickelte sich hingegen erfolgreich weiter.

Schließlich gründete Haswani die Baugesellschaft Hesco Engineering & Construction, die sich als eines der führenden Unternehmen auf dem syrischen Baumarkt positionierte. Zu ihren Kunden zählen staatseigene syrische Öl- und Gaskonzerne, das Energieministerium, das Ministerium für Erdöl und Rohstoffe, das Industrie- sowie das Verteidigungsministerium.

Seit gut 15 Jahren arbeitet Hesco mit dem derzeit größten russischen Baukonzern Stroytransgaz zusammen. 2005 einigten sich Stroytransgaz und das syrische Staatsunternehmen Syrian Gas Company darauf, neue Gasfelder in Zentralsyrien gemeinsam zu erschließen und eine Erdgasraffinerie zu errichten. Das Gaswerk wurde 2009 in Betrieb genommen. Stroytransgaz und Hesco kooperieren nicht nur in Syrien, sondern arbeiten auch in der Provinz Melut im Sudan sowie in Algerien und in den Vereinigten Arabischen Emiraten an gemeinsamen Projekten.

Geschäfte in den vom IS kontrollierten Provinzen

Haswani streitet jegliche Zusammenarbeit mit dem „Islamischen Staat“ ab. „Ich bestätige, dass die syrische Regierung keinen einzigen Barrel IS-Öl erhalten hat, weder von mir noch von jemand anderem“, erklärte er am vergangenen Sonntag der russischen Nachrichtenagentur Tass. Als Grund für die Sanktionen gegen ihn bezeichnete der Unternehmer den Bau einer Raffinerie in Zentralsyrien, einer Region, die sich derzeit unter Kontrolle der Terrormiliz befindet. Es handele sich um eine Erdgasraffinerie zwischen Palmira und ar-Raqqa, die sich seit 2007 im Bau befinde, erklärte Haswani.

David Butter, Experte des britischen, unabhängigen Instituts Chatham House, vermutet, dass Haswani das Gasprojekt „North Middle Area“ meint. Dieses stehe in direktem Zusammenhang mit der Erschließung der Erdgasfelder in Faydad und Sadad. Seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs fiel das Territorium, auf dem diese Erdgasfelder liegen, in die Hände mehrerer sich feindlich gegenüberstehender Gruppierungen. Letztlich übernahm der IS die Kontrolle in der Region. Bis dahin waren in das Projekt bereits 640 Millionen Euro investiert worden. Daher beschloss die Syrian Gas Company, die Bauarbeiten fortzusetzen. Haswani glaubt, dass die Anwesenheit von Hesco „deshalb besonders wichtig und unvermeidlich“ sei.

Der IS verlangte, das geförderte Gas an das in die Hände der Terroristen gefallene Kraftwerk in Aleppo weiterzuleiten. Dank eines unbekannten Vermittlers habe sich die Regierung in Damaskus schlussendlich mit dem IS darauf geeinigt, den Gasstrom aufzuteilen, schreibt Haswani in seinem Brief an den ehemaligen US-Botschafter bei den Vereinten Nationen Mark Wallace. Dieser hatte gefordert, Haswani auf die Sanktionsliste zu setzen. „Wir sind nicht Teil dieses Abkommens, wir haben lediglich unsere Arbeit im Rahmen der zweiten Bauphase fortgesetzt“, beteuerte Haswani.

Gegenüber Tass erklärte Haswani, ein Gerichtsverfahren gegen die EU bereits eingeleitet zu haben. Bestätigt ist dies noch nicht. Die Sanktionen des US-Finanzministeriums, so ist er überzeugt, seien lediglich nach dem Vorbild der EU verhängt worden.

Quellen: „RBC“, Tass und „Wedomosti“.

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