Die jüngsten Vorfälle zeigen, dass das IS-Problem ein globales ist.
ReutersDie Geografie des Terrors ändert sich nicht, sie weitet sich aus. Die Türkei liegt in direkter Nähe zum Kampfgebiet und zu den Terroristen des sogenannten „Islamischen Staats“ (IS). Noch vor Kurzem waren die Terroristen des IS in der Türkei relativ sicher: Sie transportierten Waffen zur Front, warben neue Leute an, ließen Verletzte in Krankenhäusern behandeln und so fort. Doch das alles änderte sich, als Washington Ankara bedrängte, die Extremisten zu bekämpfen. Was folgte, war eine entsprechende Reaktion der Terroristen. Früher waren Explosionen in der Türkei auf kurdische Rebellen zurückzuführen, heute mischt die IS-Terrormiliz mit.
Islamistische Terroranschläge in Südostasien hingegen sind nicht neu. Da gibt es genügend Anhänger des IS und anderer extremistischer Gruppen. Der jüngste Terroranschlag ist nicht der erste und wird wohl leider auch nicht der letzte gewesen sein. Außer in Südasien sind die Terroristen bereits in Afrika, Europa, den USA und im Nahen Osten aktiv. Nur in Lateinamerika und China hat es bislang keine terroristischen Attentate gegeben – das könnte sich jedoch bald ändern. Anhänger der Terrororganisation haben schon das chinesische Xinjiang als nächstes Ziel angekündigt.
Auch in Russland sind Gruppierungen des IS aktiv. Aber dank der Arbeit der russischen Geheimdienste ist es bislang gelungen, Angriffe der Terroristen abzuwehren. Auch wenn ein Mitarbeiter vom Inlandsgeheimdienst FSB erst kürzlich bei einem Angriff der IS-Terrormiliz in Derbent in der Republik Dagestan getötet wurde. Elf Menschen wurden dabei verletzt.
Iwan Konowalow ist Direktor des Zentrums für strategische Konjunktur in Moskau.
Terroranschläge in der Türkei und in Indonesien zeugen auf keinen Fall davon, dass sich die Terroristen des IS für Europa nicht mehr interessieren würden und sie jetzt stattdessen in anderen Regionen der Welt aktiv seien.
Warum die Anschläge in Jakarta passierten, ist noch immer nicht beantwortet. Man darf aber nicht vergessen, dass Indonesien, wo die meisten der 240 Millionen Einwohner Muslime sind, das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt ist. Die Situation hier unterscheidet sich sehr von der im Nahen Osten. Indonesien ist ein Entwicklungsland mit beachtlichen Perspektiven, das aber zugleich seine Probleme und Schwierigkeiten hat. Genau das nutzen die Terroristen aus.
Unter den Ideologen des weltweiten Dschihad ist die Idee, ganz Südostasien zusammen mit dem vorwiegend muslimischen Malaysia zu vernichten, sehr verbreitet. Deswegen bin ich überzeugt, dass das Problem mit dem IS ein globales ist.
Fjodor Lukjanow ist Chefredakteur der Zeitschrift „Russia in Global Affairs“.
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