Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan.
APDer türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat sich für den Abschuss des russischen Su-24-Kampfjets im vergangenen Herbst entschuldigt. Eine entsprechende Mitteilung sei dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zugegangen, teilte dessen Pressesprecher Dmitri Peskow mit.
„Ich möchte ein weiteres Mal mein Mitgefühl und mein Beileid an die Familie des verstorbenen russischen Piloten aussprechen, es tut mir leid. Von ganzem Herzen teile ich ihren Schmerz. Wir trauern mit der Familie des russischen Piloten wie mit einer türkischen Familie. Um die Schmerzen und den Schaden zu lindern, sind wir für jede Initiative bereit“, heißt es in Erdoğans Schreiben.
Russland sei für die Türkei ein strategischer Partner, heißt es weiter, weshalb Ankara die Beziehungen zwischen den beiden Ländern nicht aufs Spiel setzen wolle. Die türkischen Strafverfolgungsbehörden hätten inzwischen Ermittlungen gegen den Mann aufgenommen, der am Mord des russischen Piloten beteiligt war.
Am 24. November 2015 wurde eine russische Su-24 bei einem Kampfeinsatz in Syrien, 30 Kilometer von der türkischen Grenze entfernt, durch die türkische Luftwaffe abgeschossen. Der Bomber hätte den Luftraum der Türkei verletzt, hieß es damals zur Begründung. Beide Piloten konnten sich über den Schleudersitz zunächst retten, einer der beiden wurde jedoch bei der Landung erschossen. Der andere geriet in Gefangenschaft, konnte aber von russischen Spezialeinheiten befreit werden. Als Antwort auf das Vorgehen der Türkei führte Moskau eine Reihe von Wirtschaftssanktionen ein und legte einige bilaterale Projekte auf Eis.„Es ist kein Zufall, dass Erdoğan genau einen Tag nach der Verbesserung der Beziehungen mit Israel einen Brief an Putin schickte“, kommentiert Hasan Oktay, türkischer Analyst und Leiter des Zentrums für Strategische Kaukasus-Studien in Ankara. „Nun sollte die Türkei Verhandlungen über die Entschädigung für die Familien der toten Soldaten mit Russland aufnehmen – ähnlich wie die Türkei sich darüber mit Israel einigte“, findet der Experte.
Der Brief des türkischen Präsidenten an Putin sei ein diplomatischer Sieg Moskaus und jener Länder, die mit Russland zusammenarbeiten wollen, findet Sergej Karaganow, Dekan der Fakultät für Weltpolitik und -wirtschaft an der Higher School of Economics sowie Ehrenvorsitzender des Präsidiums des russischen Rats für Außen- und Verteidigungspolitik. Russland habe bewiesen, so der Experte, dass es eine ernst zu nehmende Macht sei und seinen Bürgern kein schwaches Auftreten zumute.
Die Entscheidung, sich mit Moskau zu versöhnen, sei lange Zeit gereift und in der türkischen Regierung diskutiert worden. „Es ist erfreulich, dass Erdoğan auf die Vernunft und die Interessen seines Landes gehört hat. Er hat erkannt, dass der Streit, bei dem die Türkei Unrecht hatte, weder den Interessen Ankaras noch Moskaus oder denen des Nahen Ostens entspricht – letztlich schadete die Feindseligkeit zwischen den beiden Ländern dem Wiederaufbau der Region.“
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