Wladimir Putin und der Chefredakteur von Bloomberg John Mikletveyt (r.) auf dem Wirtschaftsforum in Wladiwostok.
Alexey Druzhinin / RIA NovostiEiner der Gäste des Wirtschaftsforums in Wladiwostok war der japanische Premierminister Shinzo Abe. Auf die Bloomberg-Frage, ob eine Lösung zwischen Russland und Japan bezüglich der Kurilen möglich sei, antwortete Putin, dass Russland den Dialog weiterführen wolle. Dieser wurde vor wenigen Jahren von japanischer Seite auf Eis gelegt. Bei den Kurilen handelt es sich um ein seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs umstrittenes Gebiet zwischen Russland und Japan.
Es werde aber nicht um Gebiete gehandelt, betonte Putin, es müsse ein Kompromiss gefunden werden, der beide Seiten zufriedenstellt. „Das hat nichts mit einem Tausch oder einem Verkauf zu tun. Es geht um die Suche nach einer Lösung, bei der keine der beiden Seiten vernachlässigt wird“, erklärte Putin.
Über die Zukunft der Europäischen Union und der Eurozone nach dem Brexit befragt, lobte Putin die pragmatische Haltung der führenden EU-Länder hinsichtlich wirtschaftlicher Fragen. Das könne helfen, den Euro zu stärken und die wirtschaftlichen Probleme der EU zu lösen, sagte der Präsident.
„Es könnten einige Entscheidungen getroffen werden, die eine Gruppe von Ländern mit gleichem Entwicklungsstand festigt, wodurch auch der Euro gestärkt würde“, so Putin. Russland halte 40 Prozent seiner Gold- und Währungsreserven in Euro, deshalb sei die Stabilität der Eurozone trotz der politischen Unstimmigkeiten wichtig für Moskau.
Dennoch hält Putin rasche Fortschritte in den Verhandlungen für möglich: „Ich schließe nicht aus, dass wir uns in absehbarer Zeit einig werden können und der internationalen Gemeinschaft unsere Vereinbarungen präsentieren.“
Zudem erklärte Putin, dass Russland Kontakt zur Türkei halte und keine Einwände gegen deren Einsatz im Norden Syriens habe.
Im Gespräch über die beispiellos niedrigen Erdölpreise sagte Putin, dass Russland die Idee der Preisstabilisierung durch eine Deckelung der Fördermenge weiterhin unterstütze und seine Haltung dazu nicht ändern werde. Eine Stabilisierung der Preise war aufgrund der Gewinnungspolitik der anderen Länder, unter anderem Saudi-Arabiens, unmöglich. Der Präsident sagte, dass er diese Angelegenheit mit dem Vertreter des saudischen Kronprinzen möglicherweise beim G-20-Gipfel besprechen werde.
Putin hat eine klare Vorstellung von der optimalen Gewinnungspolitik der Länder: Die Förderung dürfe ein gewisses Niveau nicht überschreiten, mit einigen Ausnahmen für den Iran, der nach der Aufhebung der Sanktionen auf dem Markt aktiv wurde. „Der Iran befindet sich aufgrund der bekannten Sanktionen auf einer niedrigen Position. Es wäre unfair, das Land auf dem Niveau der Sanktionen zu belassen“, sagte Putin.
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Politisierung des G-20-Gipfels, der am Sonntag und Montag im chinesischen Hangzhou stattfinden wird, erinnerte der russische Präsident an den wirtschaftlichen Fokus des Forums. Die G20 müsse sich auf die wirtschaftlichen Probleme konzentrieren, mahnte Putin.
„Ich denke, dass sich die G20 nicht einmischen sollte, dafür gibt es andere Plattformen“, sagte Putin etwa über eine mögliche Syrien-Diskussion auf dem Gipfel. Seiner Meinung nach seien die Uno und der Sicherheitsrat für solche Angelegenheiten zuständig.
„Dann müsste man nicht nur über Kaliningrad diskutieren, sondern auch über den Osten Deutschlands, die Stadt Lwow, die ehemals zu Polen gehörte, und so weiter“, fügte Putin hinzu. Das, so erklärte der russische Präsident, sollte man besser lassen.
Putin wies Vorwürfe über einen russischen Hackerangriff auf die Server der Demokratischen Partei der USA erneut zurück. Auf die Frage, ob er lieber Clinton oder Trump als US-Präsidenten sehen würde, sagte Russlands Präsident diplomatisch: „Ich möchte mit einer Person arbeiten, die in der Lage ist, verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen und die getroffenen Vereinbarungen umzusetzen.“
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