Russland und Armenien bauen militärische Zusammenarbeit aus

Experten sehen vor allem die Türkei und Nato als potenzielle Aggressoren.

Experten sehen vor allem die Türkei und Nato als potenzielle Aggressoren.

Artem Zhitenev/RIA Novosti
Armenien hat ein Abkommen mit Russland zum Aufbau eines gemeinsamen Luftabwehrsystems ratifiziert. Nun, da die Vereinbarung rechtskräftig ist, soll die Stationierung russischer Truppen und Militärtechnik beginnen. Ziel beider Seiten ist ein besserer Schutz vor externen Bedrohungen. RBTH erklärt den Deal im Detail.

Das armenische Parlament hat das Abkommen zwischen Moskau und Erewan über den Aufbau eines gemeinsamen Luftabwehrsystems ratifiziert. Somit ist die Vereinbarung nun rechtskräftig. Sie wurde im Dezember letzten Jahres von den Verteidigungsministern beider Staaten unterzeichnet. Die Laufzeit des Abkommens beträgt fünf Jahre und kann später um weitere fünf Jahre verlängert werden. 

Was bekommt Armenien?

„Laut dem Abkommen dürfen wir für unsere regionalen Aufgaben im Luftabwehrbereich auf russische Mehrzweckkampfjets, Raketenabwehrsysteme und Radarstationen bei der Luftaufklärung zurückgreifen“, sagte der armenische Verteidigungsminister Sejran Oganjan im Interview mit dem Fernsehsender „ARMTV“.

In Armenien wird der 102. russische Militärstützpunkt mit Panzersoldaten, Grenadieren, Artilleristen sowie dem 988. Luftabwehrregiment stationiert, das mit dem Flugabwehrraketensystem S-300W und entsprechenden Radaranlagen ausgerüstet ist. 

In der Region werden außerdem drei Jagdstaffeln der MIG-29 stationiert, die bei Bedarf fremde Flugzeuge abfangen können und zusammen mit dem Flugabwehrsystem die Luftsicherheit über Armenien garantieren.   

Erewan verfügt seinerseits über solide Flugabwehrsysteme, darunter Boden-Luft-Lenkwaffensysteme, die noch teilweise in der Sowjetunion produziert wurden und eine Reichweite von 50 Kilometern haben. Zudem existieren auch modernere Versionen mit einer Reichweite von bis zu 150 Kilometern.

Außerdem werden die armenischen Luftabwehrtruppen nach dem Zusammenschluss mit den russischen Kollegen alle Geheimdienstinformationen teilen. Dabei bleibt die Sicherheit am Himmel über Bergkarabach alleinige Aufgabe des armenischen Verteidigungsministeriums. Russische Raketenabwehrsysteme sollen dort keine Rolle spielen.

Was bekommt Russland?

Armenien gilt als Hauptstütze des gesamten Luftabwehrsystems Russlands und anderer Staaten der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS). Das Abkommen sieht nicht nur ein vereinigtes Luftabwehrsystem in der Kaukasusregion vor, sondern behandelt auch das Luftabwehrsystem der westlichen Region (die Republik Belarus und Russland) und das vereinigte Luftabwehrsystem der zentral-asiatischen Region (Kasachstan, Tadschikistan, Kirgistan und Russland).

Norat Ter-Grigoryants, Generalleutnant a. D., ehemaliger stellvertretender Leiter des Heeresstabs der Sowjetunion und einer der Gründungsväter der armenischen Luftwaffe, bezeichnete die Schaffung des vereinigten Luftabwehrsystems des OVKS als „eine strategisch wichtige Entscheidung“. So entstehe „ein gemeinsames Funkmessfeld zwischen Russland, Armenien, der Republik Belarus und anderen OVKS-Mitgliedern. Dieses Funkmessfeld muss uns alle vor Nato-Ländern und besonders vor der Türkei schützen.“   

„Russland und Armenien haben keinen gemeinsamen Luftraum, zwischen uns ist Georgien. Die Vereinigung der Luftabwehrsysteme ermöglicht es Moskau, einen weiteren Schutzwall außerhalb seiner Grenzen aufzubauen“, meint Alexander Lusan, Generalleutnant a. D. und ehemaliger stellvertretende Militärbefehlshaber der Heeresflugabwehr Russlands. 

Laut Lusan mindere der 102. Militärstützpunkt in Armenien den militärischen Einfluss der Türkei, die Mitglied der Nato und der stärkte Staat in der Region ist. „Das vereinte Luftabwehrsystem für Russland und Armenien wird zu einer großen Warnung an die Türkei“, betont Lusan. 

Dossier: Welche Rolle spielt Russland für Armenien?

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