Ein Wochenende in Samara

Foto: Igor Stepanow

Foto: Igor Stepanow

Ein Wochenende in Samara kann überraschend tiefgehend und voller neuer Eindrücke sein. Folgen Sie dem Rhythmus der Wolgametropole und lassen Sie sich an die Hand nehmen.


Es gibt zwei Arten Reisende, die regelmäßig die eintausend Kilometer weite Reise von Moskau nach Samara unternehmen. Zum einen sind das die Fußballfans, die ihre Mannschaft zu Auswärtsspielen begleiten. Die anderen sind die Liebhaber von Liedermacher-Musik und russischem Rock, die sich alljährlich zu Tausenden beim hiesigen „Woodstock" treffen – dem Gruschinskij-Festival und dem Rock an der Wolga.

Jene waren es auch, die dem Korrespondenten von Russland HEUTE das andere, das wahre Samara gezeigt haben.

 

Samstag: Bunker, Schlachtenbummler und Fußballfestungen

 

10:00 Uhr An der Wolga entlang

Samara liegt am Ufer der Wolga. Für die Bewohner Zentralrusslands ist die Wolga der bedeutendste Fluss des Landes. Und die schönste Uferpromenade der Wolga befindet sich in Samara. Sie ist über fünf Kilometer lang, so dass Sie bei Wunsch und schönem Wetter hier über zwei Stunden flanieren können. Natürlich sollten Sie dabei auch einmal eine Pause einlegen und in einem der vielen Straßencafés ein Tässchen Kaffee genießen (umgerechnet ab ca. 1,50 Euro).

11:00 Uhr Spaziergang im Park

Den geruhsamen Spaziergang an der Uferpromenade können Sie anschließend mit einem Besuch im Strukowskij-Garten ausklingen lassen. Dieser zählt zu den offiziellen Sehenswürdigkeiten der Stadt, was seiner Beliebtheit bei den aufmüpfigen Rock-Liebhabern und den Schlachtenbummlern keinen Abbruch tut.


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12:00 Uhr Stalin-Bunker

Das mag zu Sowjetzeiten anders gewesen sein, denn buchstäblich zwei Schritte vom Strukowskij-Garten entfernt befindet sich der einst aufs Strengste abgeschirmte und heutzutage bei den Besuchern der Stadt ausgesprochen populäre Stalin-Bunker. Wie es sich für ein Objekt dieser Art gehört, ist der Eingang in diese unterirdische Zufluchtsstätte des sowjetischen Generalissimus kaum zu bemerken und kann leicht übersehen werden. Für diejenigen, die das Allerheiligste besuchen wollen, hier ein Tipp: Der Bunker befindet sich unter dem Gebäude der heutigen Akademie der Kultur und Künste, die unscheinbare Eingangstür befindet sich in deren Innenhof.

Der Bunker wurde in den Jahren des zweiten Weltkriegs gebaut und gilt bis heute als einer der tiefsten und am besten gesichertsten unterirdischen Einrichtungen des Landes. Die Schutzanlage befindet sich in einer Tiefe von 37 Metern – das entspricht der Höhe eines zwölfgeschossigen Hauses! Zum Vergleich: Der Bunker Adolf Hitlers in Berlin lag in einer Tiefe, die der Höhe eines fünfgeschossigen Hauses entspricht. Die Bunker von Churchill und Roosevelt können erst recht nicht mithalten – ihre Tiefe gleicht dem eines zweigeschossigen Hauses.

Stalins Schutzbunker verfügte über eine Luftaufbereitungsanlage und eine eigenes Kraftwerk zur Stromerzeugung. Der Komplex kann auch heutzutage noch hermetisch abgedichtet werden und im gewährt im Bedarfsfall eine absolut autarke Unterbringung über fünf Tage.

Die Eintrittskarten in den Bunker kosten 2,00 Euro.

 

15:00 Uhr Bier mit Sowjet-Geschmack

Nachdem Sie den „Untergrund" Samaras erforscht haben, sollten Sie sich erst einmal ein wenig stärken und sich dabei gleichzeitig an eines der wichtigsten Symbole der Stadt erinnern – der zu Sowjetzeiten beim Volke wohl beliebtesten Biersorte Schiguljowskoje.

Verkosten sollten Sie den Stolz der sowjetischen Brauereizunft am besten im brauereieigenen Restaurant, das in einem der ältesten Werksgebäude der Brauerei untergebracht ist (Wolschskij Prospekt 4).  Auf der Speisekarte finden Sie neben dem Bier-Klassiker auch eine Reihe russischer Spezialitäten (Consommé á la Suworow, Geschnetzeltes im Steinguttöpchen und eine überwältigende Auswahl an Gerichten aus einheimischen – sprich in der Wolga geangeltem – Fisch). Und zu der gebackenen Schweinshaxe (einem Eisbein mit russischem Akzent) bekommen Sie gratis einen Liter Bier serviert. Für ein Mittagessen müssen Sie zwischen 15 und 45 Euro einplanen.

17:00 Uhr Zu Gast Ganz unten

Aber vielleicht sind Sie ja auf der Suche nach etwas Bodenständigerem, als es das Brauereirestaurant ist. In diesem Falle sollten Sie sich in die gastronomische Einrichtung mit der schillernden Bezeichnung Ganz unten begeben (Wolschskij Prospekt 4). An den Tagen, an denen die hiesige Fußballmannschaft Krylja Sowjetow Samara ein Heimspiel austrägt, kommen die eingefleischten Schlachtenbummler aus anderen Städten Russlands hierher, um schon einmal etwas „vorzuglühen" und dann anschließend zum Stadion zu pilgern. Fahnen der diversen Fußballmannschaften, Sprüche von Schlachtenbummlern an den Wänden und Schigujowskoje in Strömen machen den Besuch zum Erlebnis.

Zum Bier bekommen Sie einheimischen Fisch aller Sorten und Arten serviert. Und natürlich auch den sowjetischen Klassiker: Krebse.

19:00 Uhr Besuch im Metallurg-Stadion von Samara

Die Atmosphäre der „Bierhauptstadt Russlands" kann man in Samara wahrhaft wie sonst nirgends im Lande spüren. Es sollte Sie also nicht verwundern, wenn die einheimischen Fußballfans Sie plötzlich unter den Arm nehmen und Sie mit ins Metallurg-Stadion schleppen. Das Ticket für einen guten Platz kostet Sie nicht mehr als 15 Euro, und zu Gast sind die Topvereine der russischen Premier Liga.

21:00 Uhr Eine Ruhestätte für die Nacht

Selten haben die Schlachtenbummler in Russland genug Geld für ein Hotelzimmer in der Tasche, wenn sie sich zu einem Auswärtsspiel auf Reisen begeben. Doch dieses Problem lösen sie in dieser Stadt normalerweise völlig unkompliziert. Auch wenn es Sie verwundern mag – in Samara existiert eine ausgeprägte Couchsurfer-Kultur. Auf der Internetseite www.couchsurfing.org bieten über eintausend Einheimische einen Schlafplatz an.

Wenn Sie allerdings auf gesteigerten Schlafkomfort Wert legen, finden Sie in Samara ebenso ein ausreichendes Angebot recht akzeptabler Hotels, darunter auch von namhaften internationalen Ketten. Nicht allzu weit vom Strukowskij-Garten entfernt befindet sich das Holiday Inn (ul. Alekseja Tolstowo 99), das Bristol Schiguli (ul. Kujbyschewa 111) sowie das Hotel Europa (ul. Galaktionowskaja 171). Der Preis für eine Nacht beträgt 100 Euro und mehr.

 

Sonntag: Samaras traumhaftes Umland


11:00 Uhr Raus aus der Stadt!

Den zweiten Tag in Samara sollten Sie am besten außerhalb der Stadt verbringen. Der ganze Stolz des Gebietes Samara ist der Naturschutzpark Schiguljowskij. Die Liste der möglichen Wanderrouten durch den Park ist beeindruckend lang, deshalb sollten Sie sich überlegen, was Sie auswählen möchten und die Tour vorab buchen. Der größte Teil der Ausflugstouren dauert drei bis vier Stunden, die Preise liegen bei etwa 100 Euro. (Eine virtuelle Tour ist auch verfügbar).

14:00 Uhr Hubschrauberlandeplatz

Wenn Sie sich ihren Ausflug selbst zusammenstellen wollen, so sollten Sie auf den Rat der Einheimischen hören. Einer der beliebtesten Plätze – sowohl bei den Einheimischen, als auch bei den Besuchern der Stadt – ist der Hubschrauberlandeplatz. Der Ausblick von hier aus ist beeindruckend: Die Wolga, die Schiguljowskije-Berge und die gesamte Stadt breiten Sie sich vor Ihnen aus.  Zum Hubschrauberlandeplatz kommt man am besten mit dem Bus oder mit einem der vielen Sammeltaxen, die alle vom Hauptbahnhof, dem höchsten Bahnhofsgebäude Europas, abfahren (Nr. 1, Nr. 50 u.a.m.). Die Fahrt dauert in etwa eine Stunde.

16:00 Uhr Militärgeschichte

Während der Sowjetzeit war Samara (damals noch unter dem Namen Kujbischew) eine der größten Produktionsstandorte für Flugzeugtechnik, insbesondere für Flugzeugtriebwerke. Mit dem „militärischen Ruhm" können Sie sich gleich in mehreren Museen vertraut machen.

Am besten beginnen Sie mit dem Weltraum-Museum (Prospekt Lenina 21). Das interessanteste Ausstellungsstück ist wohl die legendäre Trägerrakete vom Typ Sojus. Wobei es sich nicht um eine Attrappe, sondern um eine richtige Rakete handelt. Die Ausstellung selbst ist im Sockel des Raketen-Denkmals untergebracht. Der Eintrittspreis in das Museum beträgt umgerechnet etwa 5,00 Euro.

 

Anreise

 

Mit dem Zug

Die Züge nach Samara fahren in Moskau vom Kasanskij-Bahnhof ab. Am besten wählen Sie den komfortablen Express Schigulij. Die Waggons des Zuges sind allesamt mit Klimaanlage ausgestattet und das Bordpersonal steht Ihnen die ganzen 14 Stunden der Fahrt zu Ihrer Verfügung. Die normalen Züge benötigen für die Strecke drei Stunden mehr. Wenn Sie allerdings etwas Geld sparen wollen, können Sie auch auf einen Standardzug zurückgreifen, diese fahren etwas häufiger. Die Fahrkartenpreise betragen umgerechnet 50 Euro und mehr.

Mit dem Flugzeug

Flugzeuge verkehren zwischen Moskau und Samara täglich und fliegen von jedem der hauptstädtischen Flughäfen ab. Die Flugzeit beträgt in etwa anderthalb Stunden, ein Flugticket kostet umgerechnet zwischen 70 und 100 Euro.

Mit dem Bus

Die günstigste Variante, um von Moskau nach Samara zu kommen, ist der Bus. Die Preise der Fahrkarten beginnen bei umgerechnet ca. 25 Euro.

Mit dem Auto

Von Moskau bis Samara sind es in etwa eintausend Kilometer, so dass Sie die Fahrt am besten mit einem Beifahrer unternehmen – der kann Sie zwischendurch mit dem Fahren ablösen.

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