Moskaus Klöster: Raub, Verbannung, Tod

Das Nowodewitschi-Kloster wurde 2004 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Foto: Lori / LegionMedia

Das Nowodewitschi-Kloster wurde 2004 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Foto: Lori / LegionMedia

In Moskau gibt es eine Vielzahl heiliger Stätten. Unzählige Kirchen und Klöster zeugen vom tiefwurzelnden Glauben der Moskowiter in früheren Zeiten. RBTH stellt vier besonders sehenswerte Klosteranlagen vor, die noch heute durch ihre besondere Architektur und ihre wechselvolle Geschichte beeindrucken.

Nowodewitschi-Kloster

Südwestlich des Moskauer Stadtzentrums liegt das „Mädchenfeld“ („Dewitschje pole“). Zur Zeit des Tatarenjochs wurden an diesem Ort junge Mädchen wie Siegestrophäen ausgewählt. Als die Rus von der Tatarenherrschaft befreit war, gründete Wassili III., der Vater von Iwan dem Schrecklichen, hier das Nowodewitschi-Kloster, das auch bei Töchtern aus Fürsten- und Adelsfamilien beliebt war. Das Kloster wurde großzügig aus der Staatskasse des Zaren unterstützt.   

Das Nowodewitschi-Kloster war eines der reichsten und stärksten Wehrklöster Moskaus. Davon zeugen noch heute die beeindruckenden barocken Mauern und Türme, die überwiegend im späten 17. Jahrhundert entstanden sind. Damals wurde Sofia, die ältere Schwester von Peter dem Großen, die den Thron gegen ihren Bruder verteidigen wollte, ins Nowodewitschi-Kloster verbannt. Sie verbrachte die letzten 15 Jahre ihres Lebens in einer Zelle und veranlasste in dieser Zeit eine Sanierung des Klosters. Dieses konnte es danach an Glanz und Pracht sogar mit dem Kreml aufnehmen. Und genauso wie die Kremltürme hat auch jeder Turm von Nowodewitschi seinen eigenen Namen.

Nach der Revolution wurde das Kloster geschlossen. Im Jahr 1934 wurde das bis dahin fast vollständig erhaltene Gebäude in ein Museum umgewandelt. Seit 1994 wird das Gebäude wieder als Frauenkloster genutzt. Im Jahr 2004 wurde das architektonische Ensemble in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Das Nowodewitschi-Kloster ist auch für seinen Friedhof berühmt, auf dem viele russische Größen ihre letzte Ruhe fanden. Hier wurden unter anderen der Schriftsteller Nikolai Gogol, der Opernsänger Fjodor Schaljapin, der Dichter Wladimir Majakowski und der Komponist Sergej Prokofjew begraben. Die modernen Grabsteine und Monumente machen den Friedhof zu einem eigenen Museum, das einen Besuch ebenso lohnt wie das alte Klostergelände.

Moskau, Metrostation Sportiwnaja, Novwodewitschi projesd 1. Geöffnet täglich von 8 bis 19 Uhr.

 

Donskoi-Kloster

Umgeben von Grünflächen bieten sich das Donskoi-Kloster als Ort der Stille und Meditation im Herzen der Stadt an. Foto: Lori / LegionMedia

Im Sommer 1591 erlebte Moskau den letzten Angriff der Krimtataren. Zar Fjodor beobachtete von den Kremlmauern aus, wie ein kleines Militärlager den überlegenen Nomaden trotzte. Fjodor beschloss, im Kreml zu bleiben. So wussten die Soldaten, dass er im Falle einer Niederlage gefangen genommen oder getötet würde. Aber sie gewannen. Zum Gedenken an diesen Sieg ließ Fjodor an dem Ort der Niederschlagung der Tataren ein Kloster errichten.

Ein hervorragend erhaltener Innenraum ist in der Großen Kathedrale des Donskoi-Klosters zu besichtigen. Die Kathedrale wurde, ebenso wie die mächtigen Mauern und Türme der Anlage, Ende des 17. Jahrhunderts gebaut. Im Donskoi-Kloster machten häufig Zaren während ihren Pilgerfahrten Station. Es war daher reich und einflussreich. In seiner Nekropole beigesetzt zu werden, galt in Adels- und Kaufmannskreisen als große Ehre. Hier fand auch der berühmte russische Schriftsteller Alexander Solschenizyn im Jahr 2008 seine letzte Ruhestätte.

Das Kloster war einer der wichtigsten Sakralbauten für Moskaus Gläubige. Im Jahr 1929 wurde es geschlossen und später in ein Architektur-Museum umgewandelt. Als in den 1930er-Jahren Kirchen und Klöster zerstört und geplündert wurden, wurden die wertvollsten Stücke im Donskoi-Kloster in Sicherheit gebracht. So kann man hier heute noch Skulpturen aus der alten Christ-Erlöser-Kathedrale und Überreste aus anderen berühmten Moskauer Bauwerken besichtigen. Umgeben von Grünflächen bieten sich das Kloster und sein Park als Ort der Stille und Meditation im Herzen der Stadt an.

Moskau, Metrostation Schabolowskaja, Donskaja ploschtschad 1. Geöffnet täglich 7.30 bis 18.30 Uhr.

 

Hohes-Petrowski-Kloster

Das Hohe-Petrowski-Kloster ist ein markantes Beispiel für eine malerische, helle und farbige Mischung aus russischer Architektur und europäischem Barock. Foto: Lori / LegionMedia

Inmitten nobler Boutiquen und Restaurants an der uliza Petrowka liegt das Petrowski-Kloster, das dieser Straße ihren Namen gab. Einer Legende zufolge wurde es im 14. Jahrhundert von Peter, dem ersten Metropoliten von Moskau, gegründet. Er wurde später als Moskauer Schutzpatron heiliggesprochen. Das älteste Gebäude des Klosters ist die beeindruckende Kathedrale des Metropoliten von Moskau, Russlands erste Rotunde, gebaut von dem italienischen Renaissance-Architekten Aloisio dem Neuen. Der in Moskau tätige italienische Architekt baute auch die Erzengel-Michael-Kathedrale im Kreml.

Das Hohe-Petrowski-Kloster ist ein markantes Beispiel für den Naryschkin-Barock, einer malerischen, hellen und farbigen Mischung aus russischer Architektur und europäischem Barock. Der Name Naryschkin verweist auf eine Bojarenfamilie, aus der Natalja Naryschkina, die Mutter Peters des Großen, stammte. Natalja und ihre Verwandten sind in dem Hohen-Petrowski-Kloster begraben. Das gesamte Kloster wurde im späten 17. Jahrhundert im Barockstil umgebaut. Im Jahr 1918 wurde es geschlossen. Seit 2009 gibt es hier wieder ein Kloster.

Moskau, Metrostation Teatralnaja, ul. Petrowka 28/2. Geöffnet täglich 7 bis 19 Uhr.

 

Andronikow-Kloster

Im 15. Jahrhundert wurde das Andronikow-Kloster von Ikonenmaler Andrej Rubljow künstlerisch ausgestaltet. Foto: Lori / LegionMedia

Das Andronikow-Kloster liegt am Ufer des Flusses Jausa östlich des Moskauer Zentrums. Gegründet im 14. Jahrhundert diente es nach der Revolution verschiedenen Zwecken. Es war Gefangenenlager für Dissidenten, Zuchtanstalt für Waisenkinder und Schlafstätte für Arbeiter. Das Kloster wäre beinahe abgerissen worden, hätten Historiker nicht entdeckt, dass die Erlöser-Kathedrale das älteste vollkommen intakte Gotteshaus Moskaus ist. Im 15. Jahrhundert wurde es von Andrej Rubljow, dem bedeutendsten russischen Ikonenmaler, künstlerisch ausgestaltet. Rubljow lebte als Mönch in diesem Kloster.

Viele Jahre nach seinem Tod kam Rubljows Name der Rettung des Klosters zugute. Im Jahr 1947 genehmigte Stalin selbst die Gründung des Rubljow-Museums. Es wurde 1960 auf dem Gelände des Klosters eröffnet. Danach wurde das Kloster restauriert. 1993 entdeckte man eine alte Krypta unter der Hauptkathedrale. Man geht davon aus, dass sie die sterblichen Überreste von Rubljow und Daniil Tschernij, einem anderen namhaften Ikonenmaler aus der alten Rus, enthält. Heute ist die Erlöser-Kathedrale eine aktive Kirche, das klösterliche Leben jedoch wurde nie wieder aufgenommen.

Moskau, Metro Ploschtschad Iljitscha, Andronjewskaja ploschtschad 10. Geöffnet täglich von 11 bis 18 Uhr. Mittwoch ist Ruhetag.

Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland

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