Fußball-WM 2018: Horrende Kosten für Russland

Laut Angaben des russischen Sportministeriums würden insgesamt 34 Mrd. Euro benötigt, um die Weltmeisterschaft als Spitzenveranstaltung austragen zu können. Foto: AP

Laut Angaben des russischen Sportministeriums würden insgesamt 34 Mrd. Euro benötigt, um die Weltmeisterschaft als Spitzenveranstaltung austragen zu können. Foto: AP

In den Regionen hat man nochmals nachgerechnet: Um eine Infrastruktur zu schaffen, die für die Austragung der Fußball-WM 2018 benötigt wird, soll doppelt so viel Geld fließen, als anfangs geplant war.

Den insgesamt elf russischen Städten, die für die Austragung der Fußball-WM 2018 eine neue Infrastruktur schaffen müssen, fehlen laut Einschätzung der Ratingagentur Standard and Poor's noch rund 31,5 Mrd. Euro. Bis zu 60 Prozent der Ausgaben stellen soziale Verpflichtungen dar, wobei dieser Teil der Ausgaben noch steigen soll, damit die Versprechen des Präsidenten Wladimir Putin eingehalten werden können.

Das Sportministerium hatte die Ausgaben anfangs um die Hälfte weniger eingeschätzt, auf insgesamt 15,7 Mrd. Euro. Kürzlich jedoch seien die Kosten auf 22 Mrd. Euro angestiegen, so Karen Wartapetow, Vize-Generaldirektorin von S&P. Laut Angaben des Sportministeriums würden jedoch insgesamt 34 Mrd. Euro benötigt, um die Weltmeisterschaft als Spitzenveranstaltung austragen zu können. Die Kosten der WM könne man mit denen der Olympischen Winterspiele in Sotschi vergleichen, und die schätze man auf 36 Mrd. Euro.

Denn „Spitzenveranstaltung" bedeutet nicht nur das Erfüllen von FIFA-Kriterien. Auch der Bau von Stadien und Trainingslagern sowie die

Instandsetzung der Flughäfen und Straßen gehören dazu, und diese Ausgaben sollen vom Staat übernommen werden. So sehen etwa die Anträge der Regionen vor, Gemeindeeinrichtungen, Straßen und Bahnhöfe zu modernisieren. In Samara plant man beispielsweise, neue U-Bahnstationen für die Weltmeisterschaft einzurichten. Mit 8,4 Mrd. Euro nimmt der Antrag der Stadt mehr als ein Viertel aller für die WM eingeplanten Ausgaben ein. Zudem hat die Stadt Kasan einen Vorschlag über die Sanierung ihrer Straßen in Höhe von 763,8 Mio. Euro eingereicht. Der Bürgermeister von Kasan, Ilsur Metschin, zeigt sich zuversichtlich, dass die Regierung dem Antrag stattgeben werde.

Die Kosten für die Weltmeisterschaft sind allerdings nur vorläufige Zahlen. Wartapetow glaubt, dass der Betrag noch weiter steigen werde. So hat beispielsweise Nischni Nowgorod den benötigten Betrag mit weiteren 1,5 Mrd. Euro auf nun 6,8 Mrd. Euro aufgestockt. Grund hierfür sind die im Antrag der Stadt aufgeführten Vorschläge für den Bau neuer Infrastruktureinrichtungen. Diese neuen Einrichtungen seien „von zentraler Bedeutung für die Weiterentwicklung der Stadt", teilte Nischni Nowgorod in den Medien mit.

Nach Einschätzungen von S&P sind lediglich vier Gebiete in der Lage, alle Ausgaben für die Weltmeisterschaft selbst zu finanzieren: Moskau, Sankt Petersburg, Tatarstan und das Gebiet Krasnodar. Die letzteren beiden Regionen haben ihre Subventionen für eine neue Infrastruktur bereits erhalten, da bald die Olympischen Winterspiele in Sotschi und die Universiade in Kasan stattfinden.

Die restlichen Regionen haben hingegen noch mit ihren zu hohen Ausgaben zu kämpfen, da die geplanten Kosten ihr jährliches Einkommen übersteigen, in Kaliningrad um mehr als das Dreifache und in Samara um fast das Doppelte. Diese zwei Regionen könnten sich ohne die staatliche Unterstützung von 70 Prozent nicht einmal ein Drittel der Kosten leisten. Würden lediglich 50 Prozent der Ausgaben durch staatliche Mittel finanziert, könnte man mit den restlichen 20 Prozent der Zuschüsse acht von elf Regionen subventionieren. Das genüge, um ihre Ausgaben zu decken, schätzt man bei S&P. Außerdem seien die Vorbereitungen zum APEC-Gipfel – für die Universiade 2013 und Olympischen Winterspiele 2014 – bereits zu über 90 Prozent durch staatliche, zum Teil von Staatsbetrieben und durch staatliche Förderungen bereitgestellte, Subventionen finanziert worden.

Wartapetow mahnt, dass man dem Appetit der Regionen Einhalt gebieten müsse, auch wenn sich deren Infrastruktur in einem schlechten Zustand befinde. Deshalb, so sagt S&P, stehe man auch vor einer schwierigen Entscheidung: Man werde entweder mehr in die Infrastruktur der Regionen investieren oder die Austragung der Weltmeisterschaft werde an Qualität einbüßen.

Die Regierung hat allerdings derzeit viel weniger Mittel zur Verfügung als in der Zeit vor der Krise. Die Frage des Budgets sei bereits schwierig genug und noch dazu könne man keine Mittel mehr umverteilen, erklärte der Finanzminister Anton Siluanow. Es stehe zudem fest, dass die Ausgaben, die vom Staatshaushalt bis zur WM 2018 finanziert werden sollen, nicht mehr als 7,6 Mrd. Euro betragen werden, wobei die Regierung überhaupt an nur sechs Milliarden Euro festhalte, wie ein Staatsbediensteter mitteilte: „Dies schließt auch Verpflichtungen der FIFA gegenüber ein. Es gibt zudem noch Verpflichtungen Hotels gegenüber, doch diese übernehmen Privatinvestoren."

Der Beamte mahnte darüber hinaus, die WM dürfe unmöglich zu einem zu teuren Unterfangen, zu einem „zweiten Sotschi", werden. „Alles Weitere können die Regionen auf eigene Kosten aufbessern, denn Geld wird dafür keines fließen", so der Beamte. In den 7,4 Millionen Euro sind nicht einmal die Ausgaben für das Schnellbahnnetz inkludiert. Im Herbst schätzte das Ministerium für Transport diese auf sieben Millionen Euro, die Russische Eisenbahn RZD schätzte sie im April auf 8,3 Mrd. Euro. Die Entscheidung zu diesem Projekt wurde allerdings auf den Sommer verschoben. Darüber hinaus sei bis zur Weltmeisterschaft noch ein weiteres Schnellbahnnetz geplant. Dieses umfasst die Strecken Moskau – Sankt Petersburg und Moskau – Nischni Nowgorod – Kasan. Seine Kosten sind laut der Russischen Eisenbahn AG ebenfalls horrend: Sie sollen sich auf etwa 36 Mrd. Euro belaufen.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Wedomosti.

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