Maria Scharapowa: Unter Tennisspielerinnen sind Freundschaften eine sehr komplizierte Angelegenheit. Foto: Kommersant
Sie haben in dieser Saison bereits zwei große Turniere in Indian Wells und in Stuttgart gewonnen, wo Sie sich jeweils im Finale in der Kategorie Premier Mandatory gegen Ihre Gegnerin durchgesetzt haben. In Miami, Madrid und bei den Australian Open haben Sie zudem das Halbfinale erreicht. Sind Sie mit diesen Erfolgen zufrieden?
Ich habe schon besser gespielt. Den besten Saisonstart hatte ich 2008, als ich die Australian Open gewann. Aber grundsätzlich bin ich zufrieden. Ich bin gesund, meine Schulter macht mir keine Sorgen mehr, und nach der Verletzung, die mich im Jahr 2008 zu einer längeren Pause zwang, ist das für mich das Wichtigste. Ich möchte spielen und gewinnen.
In Stuttgart haben Sie sich im Finale gegen Li Na durchgesetzt. Es war wahrscheinlich Ihr großer Wunsch, gerade diese Gegnerin zu schlagen. Schließlich hatte die chinesische Tennisspielerin Sie im Halbfinale der Australian Open besiegt.
Ich komme mit Niederlagen sehr schlecht klar. Wenn ich verliere, möchte ich unbedingt die Chance zur Revanche haben. Daher hatte mein Sieg gegen Li Na im entscheidenden Spiel des Turniers eine große Bedeutung für mich.
Sie sind schon zum zweiten Mal als Siegerin aus dem Turnier in Stuttgart hervorgegangen. Neben dem Preisgeld erhalten die Siegerinnen dort auch einen Porsche-Sportwagen. Werden Sie die Autos abwechselnd fahren?
Das Auto, das ich im vergangenen Jahr gewonnen habe, ist bei mir zu Hause in Florida. Ich fahre es sehr gerne, es ist mein Privatauto. Für den Sieg im letzten Turnier habe ich noch kein Auto bekommen. Vorerst brauche ich es auch nicht. Seitdem war ich ja noch gar nicht zu Hause. Wenn ich nach Florida zurückkehre, kann ich wahrscheinlich schon in mein neues umsteigen. Ich habe übrigens vor Kurzem einen Vertrag mit Porsche unterzeichnet und fungiere jetzt als Markenbotschafterin für das Unternehmen.
Welche Momente Ihrer Karriere haben sich besonders in Ihr Gedächtnis eingeprägt?
Natürlich mein erster Grand-Slam-Titel. Das war 2004. Ich war 17 Jahre alt, als ich im Finale in Wimbledon Serena Williams besiegte. Sehr wichtig war außerdem mein Sieg im vergangenen Jahr in Roland Garros, nachdem ich die Folgen einer ernsthaften Schulterverletzung überwunden hatte.
Haben Sie sich schon Gedanken über das Ende Ihrer Karriere gemacht? Wo sehen Sie sich nach dem Ausscheiden aus dem Profitennis?
(lacht) Ja, darüber mache ich mir Gedanken. Vielleicht gehe ich in die Wirtschaft. Ich habe in Moskau schon geschäftliche Kontakte. Seit dem 29. April sind in Russland die Sugarpova-Gummibärchen im Verkauf.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine eigene Marke für Süßigkeiten zu produzieren?
Ich liebe Süßigkeiten, vor allem Fruchtgummis. Vor zwei Jahren ist meine Fruchtgummi-Linie in Produktion gegangen. Ich möchte erwähnen, dass das mein eigenes Geschäft ist. Ich habe dabei keine Partner.
Bleibt Ihnen denn genug Zeit, sich mit solchen Dingen zu befassen?
Ich habe natürlich wenig Zeit, dafür aber ein gutes Team, an das ich wichtige Aufgaben delegieren kann. Aber ich kontrolliere mein Geschäft, ich behalte den Überblick. Ich habe mich zum Beispiel eingehend mit dem Fruchtgummimarkt beschäftigt und festgestellt, dass es in diesem Segment keine Premiumprodukte gibt. Die Hersteller produzieren weitgehend die gleiche Gelatine und verpacken sie auf sehr ähnliche Weise.
Zielgruppe sind vor allem Kinder. Sugarpova-Süßigkeiten sind Qualitätsprodukte in einem höheren Preissegment für Erwachsene. Die Präsentation der Marke fand im August 2012 in New York statt. Die erste Partie verkaufte sich innerhalb von zwei Wochen. In den ersten sechs Monaten sind die Fruchtgummis in den USA, in Kanada, Australien, Großbritannien, Frankreich und in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf den Markt gekommen. In diesem Zeitraum wurden allein in den USA über 200 000 Packungen verkauft.
Cole Haan, Evian, Head, Tiffany & Co, Nike, TAG Heuer, Samsung, Porsche – und jetzt Sugarpova? Lenkt Sie Ihre Werbe- und Geschäftstätigkeit nicht ab?
Ich komme damit klar, wie Sie sehen.
Sie haben fast alles Mögliche erreicht. Wie bleiben Sie dennoch weiter am Ball?
Meine Leidenschaft für den Tennissport ist ungebrochen und ich liebe den Erfolg. Wenn ich den Matchball gewinne und ein Spiel für mich entscheide, dann erfüllt mich das mit unvergleichlichen Gefühlen.
Welche Bilanz haben Sie aus den Olympischen Spielen in London gezogen? Werden Sie in Rio de Janeiro dabei sein?
Ich möchte sehr gerne nach Rio. Wie Sie wissen, habe ich in London gegen Serena Williams verloren und Silber geholt. Aus Rio möchte ich mit einer Goldmedaille zurückkehren. Bis 2016 werde ich daher wohl keine
Gedanken an das Ende meiner Karriere verschwenden.
Werden Sie sich auch bei den Winterspielen in Sotschi dabei sein, die schon in neun Monaten starten? Das ist für Sie schließlich keine fremde Stadt...
Ja, Sotschi ist sozusagen meine Heimatstadt. Dort fing meine Tenniskarriere an, dort lebt meine Familie. Ich werde auf jeden Fall zu den Winterspielen fahren.
Haben Sie Freundinnen auf der WTA-Tour?
Unter Tennisspielerinnen sind Freundschaften eine sehr komplizierte Angelegenheit. Während eines Turniers entwickeln sich äußerst selten freundschaftliche Beziehungen. Ich kann nicht mit einer Spielerin heute zu Abend essen gehen und morgen alles dafür geben, sie vom Platz zu fegen. Auf dem Court ist für mich jede Tennisspielerin in erster Linie eine Gegnerin, gegen die ich mich durchsetzen muss. Ich habe Freundinnen, aber nicht aus dem Tennisbereich.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Kommersant.
Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland
Abonnieren Sie
unseren kostenlosen Newsletter!
Erhalten Sie die besten Geschichten der Woche direkt in Ihren Posteingang!