Neues „Fan-Gesetz“: Volle Härte gegen Hooligans

Das neue „Fan-Gesetz“, das ab sofort in Russland gilt, soll Hooligans aus den Fußballstadien verbannen. Foto: ITAR-TASS

Das neue „Fan-Gesetz“, das ab sofort in Russland gilt, soll Hooligans aus den Fußballstadien verbannen. Foto: ITAR-TASS

In Russland ist das sogenannte „Fan-Gesetz“ in Kraft getreten, welches das Verhalten der Zuschauer in den Stadien regeln soll. Wichtigste Neuerungen sind die Erstellung „Schwarzer Listen“ gewaltbereiter Fans und die Einführung eines Sicherheitsdienstes im Stadion.

In Russland ist das sogenannte „Fan-Gesetz" in Kraft getreten, mit dem die Regierung den Hooligans auf den Tribünen den Kampf ansagt. Die Regierungsverordnung verbietet den Stadiongängern beispielsweise das Vermummen, das Mitbringen von Pyrotechnik und Farbsprays sowie politische, extremistische oder provozierende Materialien.

Die gleichen Beschränkungen gelten für Plakate mit Beleidigungen oder unangemessenen Darstellungen, wobei fremdsprachliche Aufschriften mit einer notariellen oder durch den Veranstalter des Sportereignisses beglaubigten Übersetzung zu versehen sind.

Eine der wichtigsten Neuerungen der Verordnung ist die Einführung von „Schwarzen Listen" für Fans. Stadionbesucher, die bei schweren Verstößen gefasst werden, dürfen bis zu sieben Jahre lang kein Stadion betreten. Bei leichteren Zuwiderhandlungen sind Strafen von bis zu 327 Euro oder 15 Tagen Freiheitsentzug möglich.

Eine weitere Änderung betrifft die Haftung von Sportveranstaltern bei Ausschreitungen. Nach dem ersten Verstoß ergeht eine Verwarnung, nach dem zweiten droht eine Zwangspause.

Wichtig ist auch, dass nun nicht mehr nur die Polizei in den Stadien nach dem Rechten sieht, sondern auch ein Stadion-Sicherheitsdienst, der mit den in manchen europäischen Ligen eingesetzten Ordnern vergleichbar ist. Außerdem wird ein modernes Videoüberwachungssystem eingeführt, über dessen Notwendigkeit in letzter Zeit viel debattiert wurde. Zuweilen ist es sehr schwierig, Täter anhand von Videoaufzeichnungen aus den Stadien zu identifizieren.

 

Eine Welle der Gewalt in den Stadien

Während der letzten anderthalb Jahre hat es eine ganze Reihe unschöner Zwischenfälle in russischen Stadien gegeben. Im September 2012 musste ein Pokalspiel zwischen Dynamo Moskau und Torpedo Moskau abgebrochen werden, weil Fans das Spielfeld mit Nebelkerzen bewarfen, und im November desselben Jahres wurde bei einem Spiel zwischen Dynamo Moskau und Zenit Sankt Petersburg der Moskauer Torwart Anton Schunin durch einen Böller verletzt.

Für Gesprächsstoff sorgten auch die Massenausschreitungen im Stadion in Jaroslawl, als sich Fans von Spartak Moskau einen Kampf mit der örtlichen Polizeisondereinheit lieferten und auf der Gästetribüne eine Nazi-Flagge entrollt wurde.

Vor Verabschiedung des neuen Gesetzes wurden Störenfriede bei russischen Spielen nur äußerst selten zur Verantwortung gezogen, während die friedlichen Anhänger sowohl mit dem Verhalten der radikalen Fans als auch mit dem übertrieben harten Vorgehen der Ordnungskräfte unzufrieden waren.

 

Fans wünschen sich eine größere Differenzierung

„Erstmals haben die Zuschauer von Sportereignissen ihre eigenen Regeln erhalten, genauso wie beispielsweise Autofahrer", erklärte Alexander Schprygin, Präsident der Gesamtrussischen Fanorganisation. „Aber einige Punkte wurden dennoch nicht berücksichtigt. Uns gefällt zum Beispiel nicht, dass das Gesetz noch zu schwammig gefasst ist. Die Straßenverkehrsordnung sieht für das Fahren ohne Gurt eine andere

Strafe vor als für Trunkenheit am Steuer. Hier jedoch liegt alles im Ermessen des Richters, egal, ob du nun derbe geflucht oder aufs Spielfeld gerannt und einen Spielabbruch provoziert hast."

Nach Auffassung des bekannten Imitators und ZSKA-Fans Michail Gruschewski sei ein solches Gesetz längst überfällig gewesen, wobei jedoch nicht alle Fans in Sippenhaft genommen, sondern nur die Übeltäter bestraft werden sollten.

„Meiner Meinung nach ist die Verhängung von langen Stadionsperren für Fans, die sich mit der Polizei geprügelt oder Böller aufs Spielfeld geworfen und dadurch Fußballer verletzt haben, die wirkungsvollste Maßnahme. Und dabei sollte man nicht alle Fans in Sippenhaft nehmen, sondern ganz konkrete Leute bestrafen. Übrigens würde ich Fans, die als Hooligans aufgefallen sind, nicht nur vom Fußball ausschließen, sondern von allen Sportarten", betonte Gruschewski.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Gazeta.ru

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