Formel 1: Wann gewinnt Daniil Kwjat seinen ersten Grand Prix?

Foto: AFP/East News

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Nachdem bekannt wurde, dass der russische Formel-1-Youngster ab 2015 Fahrer von Red Bull Racing wird und dort Sebastian Vettel beerbt, hofft ganz Russland auf eine Epoche russischer F1-Erfolge. Wie stehen die Chancen kommendes Jahr auf Podiumsplätze, wird Kwjat als Erster seines Landes ein Formel-1-Rennen gewinnen?

Nach dem ersten Formel-1-Grand-Prix von Russland, der vom 10. bis 12. Oktober in Sotschi stattfand, hat es die Königsklasse im Motorsport endgültig geschafft, sich fest im Herzen der Russen zu verankern. Mehr noch: Jetzt hat Russland mit dem 21-jährigen Daniil Kwjat einen möglichen neuen Star. Der F-1-Newcomer legt eine international beachtete erste Saison im Team Toro Rosso hin. Doch wie schaffte es das Renntalent aus Baschkortostan, sich in der Formel 1 überhaupt einen Namen zu machen, und wie lange wird es noch dauern, bis Kwjat auf seinem ersten Podium stehen wird?

Das Kart-Wunderkind Kwjat stammt aus der russischen Stadt Ufa, die etwa 100 Kilometer westlich des Uralgebirges liegt. Im Alter von zwölf Jahren wurde der junge Rennsportler von seinen Eltern nach Italien geschickt, um dort sein Talent weiterzuentwickeln. Dabei entschlossen sich seine Eltern, abwechselnd sowohl in Russland als auch in Italien, genauer in Rom, mit Daniil zu leben. Seinen ersten großen Auftritt im Kart hatte Kwjat dann in der European Karting Series. Nur wenige Jahre später wurde Red Bull Racing auf den jungen Rennfahrer aufmerksam, sodass Kwjat, der zu dieser Zeit bereits 16 Jahre alt war, für Red Bull in der Formel BMW fahren durfte. Nachdem er dann vergangenes Jahr die GP3-Rennserie für den Rennstall MW Arden gewann, entschied sich Red Bull, den Russen unter Vertrag zu nehmen. Es war Christian Horner selbst, Teamchef von Red Bull Racing, der Kwjat eine Chance gab. Kwjat erhielt einen Vertrag in der Formel 1 und fuhr im März in Melbourne seinen ersten F-1-Grand-Prix im Cockpit eines Boliden von Toro Rosso. Das Team Toro Rosso gehört Red Bull und unterstützt insbesondere Nachwuchsfahrer.

Trotz all des Vertrauens, das ihm Red Bull, allen voran Horner und Toro-Rosso-Chef Franz Tost, Anfang der Saison entgegengebrachte, hatte niemand im Red-Bull-Rennstall damit gerechnet, dass Kwjat in seiner ersten Saison so erfolgreich sein würde. Denn der junge Pilot startete in seiner Formel-1-Karriere explosionsartig durch, indem er den neunten Platz bei seinem Debütrennen in Australien belegte. Damit schrieb der junge Russe auch Geschichte, denn er ist der jüngste Rennfahrer in der Geschichte der Formel 1, der Punkte sammeln konnte. Doch das sollte nicht alles sein. Kwjat punktete in den darauffolgenden zwei von vier Rennen ebenfalls, indem er sowohl beim Grand Prix von Malaysia als auch bei dem Rennen in China den zehnten Platz holte. Insbesondere sein aggressiver Fahrstil brachte ihm die Anerkennung des Fahrerlagers ein.

Kwjat verdankt seinen frühzeitigen Erfolg vor allem seiner mentalen Einstellung, seinem großen Talent, aber auch seiner Kaltschnäuzigkeit auf der Strecke. Das macht den jungen F-1-Piloten reifer, als man es ihm zumuten würde. Er ist inzwischen ein beachteter Sportler, doch den Ruhm und Luxus meidet er. Stattdessen widmet er sich viel der Verbesserung seiner Fahrkünste auf der Trainingsstrecke. Das gelingt ihm am besten gemeinsam mit seinem Mentor Franz Tost in Rom. In seinen Auszeiten, die sich Daniil Kwjat gönnt, lernt er Sprachen, sieht sich alte sowjetische Filme an und verzichtet darauf, wie seine Altersgenossen, PlayStation zu spielen. Und noch etwas Wissenswertes: Als ein Kind der Neunziger, das so viel Erfolg im wohl angesehensten Autorsport der Welt hat, hört er vor jedem Rennen gerne Pink Floyd.

 

Kwjat fährt 2015 um GP-Siege mit

Angesichts der Voraussetzungen und den bisherigen Leistungen ist es kein Wunder, dass Kwjat als der nächste F-1-Champion gesehen wird. Dennoch ist er auf einen Sieg in der Formel-1-Saison 2015 nicht so fixiert, wie es scheint. Der Australier Daniel Ricciardo ist die klare Nummer eins im Team. Nur ihm traut man zu, die Dominanz Lewis Hamiltons und Nico Rosbergs zu durchbrechen. Doch Kwjat ist seinen Altersgenossen und Konkurrenten Valtteri Bottas (Team Williams) und Kevin Magnussen (Team McLaren) einiges voraus.

Da der Bolide eines F-1-Piloten für seinen Erfolg sehr wichtig ist, wie Kwjats Toro Rosso STR9 leidlich aufzeigt, blieb es dem russischen Jungstar bisher

verwehrt, einen Platz auf dem begehrten Podium zu ergattern. Die Fans können es deshalb kaum erwarten, ihr Idol in einem konkurrenzfähigeren Fahrzeug zu sehen. Der Red Bull 2015 soll die Lücke zu Mercedes schließen und um Siege mitfahren.

Daniil Kwjat wechselt nun in das Team von Red Bull Racing und ersetzt dort den vierfachen, noch amtierenden Weltmeister Sebastian Vettel, der in Zukunft für Ferrari fahren wird. Dabei folgt Kwjat derselben Laufbahn wie Vettel, der selbst seine Karriere bei Toro Rosso begann, dort den bis heute einzigen GP-Sieg des Rennstalls feierte (Monza 2008) und später zu Red Bull wechselte.

Als Vettel seinen Weggang von Red Bull bekannt gab, kommentierte sein Teamchef Horner die Nachricht wie folgt: „Es ist natürlich das Ende einer Ära, aber auch gleichzeitig der Beginn einer neuen. Daniel Ricciardo macht dieses Jahr seinen Job sehr gut und wir sind schon darauf gespannt, wie es in Zukunft aussehen wird, wenn Kwjat mit ihm gleich auf sein wird. Sie beide sind die nächste Generation in der Formel 1."

Kwjat wird somit einen Boliden erben, der die Formel 1 in den vergangenen Jahren dominierte. Außerdem wird er mit der neuen Technologie und der Unterstützung, die er bei Red Bull erhalten wird, in Vettels Fußstapfen treten, der seinerseits mit Red Bull in acht Jahren insgesamt 38 Grand Prix gewinnen konnte. Kwjats Aufgabe wird es zudem sein, 2015 die beiden Mercedes-Rennfahrer Hamilton und Rosberg zu jagen, die mit ihren Turbo-Hybriden, welche weitaus mehr Leistung erbringen als die Motoren von Renault bei Red Bull, dieses Jahr die Saison dominieren.

 

Ricciardo wird zum Gradmesser für Kwjats Talent

Die Dynamik bei Red Bull für die nächste Saison scheint somit eine interessante Nebenhandlung zu bieten, denn Kwjats Teamkollege wird Daniel Ricciardo sein. Darüber hinaus bietet die Tatsache, dass Kwjat in dem gleichen Boliden fahren wird wie Ricciardo, einen exzellenten Indikator dafür, inwieweit der Russe dazu imstande sein wird, sein ganzes Potenzial

und Talent auf den Asphalt zu zaubern. Dabei wird der russische Rennfahrer viel zu tun haben, da Ricciardo als potenzieller Champion gehandelt wird. An Ricciardos Trainings- und Rennergebnisse muss sich Kwjat Woche für Woche messen lassen.

Was Ricciardo selbst angeht, so stellt dieser, ohne konkret einen Führungsanspruch zu formulieren, sich die Zusammenarbeit wie folgt vor: „Ich habe dieses Jahr versucht, so viel wie möglich für das Team herauszuholen, um es in die richtige Richtung zu lenken. In diesem Sinne habe ich etwas mehr Erfahrung mit dem Team, und nächstes Jahr werde ich noch mehr Erfahrung sammeln. Dany wird erst einmal eine Weile brauchen, bis er eine Beziehung zum Team aufgebaut hat."

Bis heute hat kein einziger Russe je ein Formel-1-Rennen gewonnen. Doch jene, die Daniil Kwjats kurze, aber spektakuläre Karriere verfolgt haben, sind sich sicher: Das Warten wird ein baldiges Ende haben – er wird der Erste sein.

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